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Erzaehl es niemandem

Erzaehl es niemandem

Titel: Erzaehl es niemandem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Randi Crott , Lillian Crott Berthung
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Dänemarks 1317 Tote,
1604 Verwundete und 2375 Vermisste betragen. Auf alliierter Seite fallen in den
Kämpfen an Land 1896 Engländer, 1335 Norweger und 530 Franzosen und Polen. Zur See
hatten die Engländer 2500 Mann Verluste, wie es in der Sprache des Militärs
heißt.

Die Suche nach der jüdischen Vergangenheit
    Herbst 2010
     
    Ich beginne die Briefe zu sortieren, die ich von meiner
Mutter bekommen habe, Briefe, die Jahrzehnte in einem Schrank gelegen haben.
Die meisten von ihnen sind mit Schreibmaschine auf ein blasses, hauchdünnes
Papier geschrieben, das ich ganz behutsam berühre.
    Die Briefe, die mein Großvater Heinz Crott an seinen Sohn Helmut
nach Norwegen geschickt hat, sind alle durchnummeriert. Mir fällt beim
Sortieren auf, dass die Briefe nicht alle aus Wuppertal kommen. Einige sind in
Orten aufgegeben worden, von denen ich noch nichts gehört habe. Auf jeden Fall nichts
im Zusammenhang mit unserer Familiengeschichte. Diese Orte heißen Minkwitz und
Zeitz.
    Unter den Briefen ist auch einer von meiner Großmutter mit dem
Vermerk: »Zeitz, 5. Februar 1945, Werner Gerhardtschule, OT Bauleitung«.
Was hat das zu bedeuten? Bisher wusste ich nur, dass meine jüdische Großmutter
Carola Crott nach Theresienstadt deportiert worden ist. Einer der Briefe liegt gesondert
in einem weißen Umschlag. Darauf ist in der klaren Handschrift meiner Mutter
vermerkt: »Ömis Schicksalstag«. Der Brief beschreibt den Tag, als meine
Großmutter aus Wuppertal fortgebracht wurde. »Zum Arbeitseinsatz«, wie es in
dem Brief meines Großvaters an meinen Vater heißt. Es ist die Rede davon, wie
mein Großvater sie nach Düsseldorf begleitet hat und wie man dort unter
»grässlichen« Umständen die Nacht verbringen musste, »von wo der Zug am
nächsten Tag nach Thüringen abgegangen ist.« Diese »alles andere als
menschenwürdige« Nacht in Düsseldorf beschäftigt mich sehr.
    Ich muss herausfinden, was damals in Düsseldorf war. Wohin hat man
meine Großmutter Carola Crott gebracht? An welchem Tag genau war das? Der Brief
meines Großvaters datiert vom 25. September 1944. Das, was er beschreibt,
geschah »am vergangenen Sonntag«. Ich finde im Kalender von 1944, dass dieser
Sonntag der 17. September war. Ich schaue noch mal ganz genau hin, ja, es
stimmt. Am 17. September, sieben Jahre später, bin ich auf die Welt gekommen.
Da man im Wuppertaler Standesamt bemängelte, dass der Vorname Randi nicht erkennen ließe, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt,
gaben mir meine Eltern einen zweiten Vornamen: Carola.
    Abbildung 10
     
    Auf der Wand hinter meinem Schreibtisch habe ich
Fotografien meiner Eltern und Großeltern angebracht. Ich tauche in das Gesicht
meiner Großmutter ein, dieser Frau mit den weißen Haaren, den dunklen Augen,
den dunklen Augenbrauen. Ich selbst habe an meine Großmutter gar keine
Erinnerung mehr. Neben ihr sitzt mein Großvater mit seinem verschmitzten Blick.
Auf der Rückseite des Bildes steht »Ihrem lieben Jungen im Jahr 1943 von seinen
Eltern.« Carola Crott misst nur ein Meter siebenundfünfzig. Von ihrem Sohn
wurde sie von jeher liebevoll »die halbe Portion« genannt.

Das Narvikschild in Harstad
    Sommer/Herbst 1940
     
    Die ersten Wehrmachtstruppen, die in Harstad eintreffen, sind
die Österreicher der Gebirgstruppe Dietl. Lillian sieht die jungen Männer die
Storgate hinuntermarschieren. Am linken Oberarm tragen sie zum Zeichen, dass
sie an den Kämpfen im Norden teilgenommen haben, das silberne Narvikschild. Die
Österreicher werden zunächst mit Neugier und auch mit einiger Sympathie
betrachtet, denn, so glaubt man in Harstad, von Männern, deren Heimat ebenfalls
von Hitler besetzt worden ist, wird wohl nicht so eine Gefahr ausgehen wie von
den Deutschen selbst.
    Die Besatzer geben sich zunächst freundlich. Im Sommer 1940 werden
sogar einige Fußballspiele und Tanzveranstaltungen zwischen Militär und
Bevölkerung organisiert. Aber die Atmosphäre bleibt angespannt. Die meisten
Norweger zeigen wenig Neigung, die neuen Machtverhältnisse als dauerhaft zu
betrachten.
    Schulen, Hotels und andere öffentliche Gebäude sind beschlagnahmt
worden, Zimmer in Privathäusern von Offizieren belegt. Die Truppen marschieren
durch die Straßen, und schon von weitem hört man ihren Gesang vom »Edelweiß«. Die
Norweger begreifen zunehmend, dass die Österreicher von Hitler und der »neuen
Ordnung« in Europa durchaus überzeugt sind und sich entschlossen zeigen,
Norwegen vor der »Gefahr

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