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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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ein zwar gesunder,
    aber alter Mann, der schon fünf Jahre nichts gearbeitet hatte
    und sich jedenfalls nicht viel zutrauen durfte; er hatte in die-
    sen fünf Jahren, welche die ersten Ferien seines mühevollen
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    und doch erfolglosen Lebens waren, viel Fett angesetzt und
    war dadurch recht schwerfällig geworden. Und die alte Mutter
    sollte nun vielleicht Geld verdienen, die an Asthma litt, der
    eine Wanderung durch die Wohnung schon Anstrengung verur-
    sachte, und die jeden zweiten Tag in Atembeschwerden auf
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    dem Sopha beim offenen Fenster verbrachte? Und die Schwes-
    ter sollte Geld verdienen, die noch ein Kind war mit ihren sieb-
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    Franz Kafka: Erzählungen

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    zehn Jahren, und der ihre bisherige Lebensweise so sehr zu
    gönnen war, die daraus bestanden hatte, sich nett zu kleiden,
    lange zu schlafen, in der Wirtschaft mitzuhelfen, an ein paar
    bescheidenen Vergnügungen sich zu beteiligen und vor allem
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    Violine zu spielen? Wenn die Rede auf diese Notwendigkeit des
    Geldverdienens kam, ließ zuerst immer Gregor die Türe los
    und warf sich auf das neben der Tür befindliche kühle Lederso-
    fa, denn ihm war ganz heiß vor Beschämung und Trauer.
    Oft lag er dort die ganzen langen Nächte über, schlief kei-
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    nen Augenblick und scharrte nur stundenlang auf dem Leder.
    Oder er scheute nicht die große Mühe, einen Sessel zum Fens-
    ter zu schieben, dann die Fensterbrüstung hinaufzukriechen
    und, in den Sessel gestemmt, sich ans Fenster zu lehnen,
    offenbar nur in irgendeiner Erinnerung an das Befreiende, das
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    früher für ihn darin gelegen war, aus dem Fenster zu schauen.
    Denn tatsächlich sah er von Tag zu Tag die auch nur ein wenig
    entfernten Dinge immer undeutlicher; das gegenüberliegende
    Krankenhaus, dessen nur allzu häufigen Anblick er früher ver-
    flucht hatte, bekam er überhaupt nicht mehr zu Gesicht, und
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    wenn er nicht genau gewußt hätte, daß er in der stillen, aber
    völlig städtischen Charlottenstraße wohnte, hätte er glauben
    können, von seinem Fenster aus in eine Einöde zu schauen, in
    welcher der graue Himmel und die graue Erde ununterscheid-
    bar sich vereinigten. Nur zweimal hatte die aufmerksame
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    Schwester sehen müssen, daß der Sessel beim Fenster stand,
    als sie schon jedesmal, nachdem sie das Zimmer aufgeräumt
    hatte, den Sessel wieder genau zum Fenster hinschob, ja so-
    gar von nun ab den inneren Fensterflügel offen ließ.
    Hätte Gregor nur mit der Schwester sprechen und ihr für
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    alles danken können, was sie für ihn machen mußte, er hätte
    ihre Dienste leichter ertragen; so aber litt er darunter. Die
    Schwester suchte freilich die Peinlichkeit des Ganzen möglichst
    zu verwischen, und je längere Zeit verging, desto besser ge-
    lang es ihr natürlich auch, aber auch Gregor durchschaute mit
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    der Zeit alles viel genauer. Schon ihr Eintritt war für ihn
    schrecklich. Kaum war sie eingetreten, lief sie, ohne sich Zeit
    zu nehmen, die Türe zu schließen, so sehr sie sonst darauf
    achtete, jedem den Anblick von Gregors Zimmer zu ersparen,
    geradewegs zum Fenster und riß es, als ersticke sie fast, mit
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    hastigen Händen auf, blieb auch, selbst wenn es noch so kalt
    war, ein Weilchen beim Fenster und atmete tief. Mit diesem
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    Franz Kafka: Erzählungen

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    Laufen und Lärmen erschreckte sie Gregor täglich zweimal; die
    ganze Zeit über zitterte er unter dem Kanapee und wußte doch
    sehr gut, daß sie ihn gewiß gerne damit verschont hätte, wenn
    es ihr nur möglich gewesen wäre, sich in einem Zimmer, in
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    dem sich Gregor befand, bei geschlossenem Fenster aufzuhal-
    ten.

    Einmal, es war wohl schon ein Monat seit Gregors Verwand-
    lung vergangen, und es war doch schon für die Schwester kein
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    besonderer Grund mehr, über Gregors Aussehen in Erstaunen
    zu geraten, kam sie ein wenig früher als sonst und traf Gregor
    noch an, wie er, unbeweglich und so recht zum Erschrecken
    aufgestellt, aus dem Fenster schaute. Es wäre für Gregor nicht
    unerwartet gewesen, wenn sie nicht eingetreten wäre, da er
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    sie durch seine Stellung verhinderte, sofort das Fenster zu
    öffnen, aber sie trat nicht nur nicht ein, sie fuhr sogar zurück und schloß die Tür; ein Fremder hätte geradezu denken können, Gregor habe ihr aufgelauert und habe sie beißen wollen.
    Gregor versteckte sich natürlich sofort

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