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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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Gregor
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    Franz Kafka: Erzählungen

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    seit seiner Gefangenschaft zu hören bekam. Er war der Mei-
    nung gewesen, daß dem Vater von jenem Geschäft her nicht
    das Geringste übriggeblieben war, zumindest hatte ihm der
    Vater nichts Gegenteiliges gesagt, und Gregor allerdings hatte
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    ihn auch nicht darum gefragt. Gregors Sorge war damals nur
    gewesen, alles daranzusetzen, um die Familie das geschäftli-
    che Unglück, das alle in eine vollständige Hoffnungslosigkeit
    gebracht hatte, möglichst rasch vergessen zu lassen. Und so
    hatte er damals mit ganz besonderem Feuer zu arbeiten ange-
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    fangen und war fast über Nacht aus einem kleinen Kommis ein
    Reisender geworden, der natürlich ganz andere Möglichkeiten
    des Geldverdienens hatte, und dessen Arbeitserfolge sich so-
    fort in Form der Provision zu Bargeld verwandelten, das der
    erstaunten und beglückten Familie zu Hause auf den Tisch
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    gelegt werden konnte. Es waren schöne Zeiten gewesen, und
    niemals nachher hatten sie sich, wenigstens in diesem Glanze,
    wiederholt, trotzdem Gregor später so viel Geld verdiente, daß
    er den Aufwand der ganzen Familie zu tragen imstande war
    und auch trug. Man hatte sich eben daran gewöhnt, sowohl die
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    Familie, als auch Gregor, man nahm das Geld dankbar an, er
    lieferte es gern ab, aber eine besondere Wärme wollte sich
    nicht mehr ergeben. Nur die Schwester war Gregor doch noch
    nahe geblieben, und es war sein geheimer Plan, sie, die zum
    Unterschied von Gregor Musik sehr liebte und rührend Violine
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    zu spielen verstand, nächstes Jahr, ohne Rücksicht auf die
    großen Kosten, die das verursachen mußte, und die man
    schon auf andere Weise hereinbringen würde, auf das Konser-
    vatorium zu schicken. Öfters während der kurzen Aufenthalte
    Gregors in der Stadt wurde in den Gesprächen mit der
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    Schwester das Konservatorium erwähnt, aber immer nur als
    schöner Traum, an dessen Verwirklichung nicht zu denken
    war, und die Eltern hörten nicht einmal diese unschuldigen
    Erwähnungen gern; aber Gregor dachte sehr bestimmt daran
    und beabsichtigte, es am Weihnachtsabend feierlich zu erklä-
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    ren.
    Solche in seinem gegenwärtigen Zustand ganz nutzlose
    Gedanken gingen ihm durch den Kopf, während er dort auf-
    recht an der Türe klebte und horchte. Manchmal konnte er vor
    allgemeiner Müdigkeit gar nicht mehr zuhören und ließ den
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    Kopf nachlässig gegen die Tür schlagen, hielt ihn aber sofort
    wieder fest, denn selbst das kleine Geräusch, das er damit
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    Franz Kafka: Erzählungen

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    verursacht hatte, war nebenan gehört worden und hatte alle
    verstummen lassen. "Was er nur wieder treibt", sagte der Vater nach einer Weile, offenbar zur Türe hingewendet, und
    dann erst wurde das unterbrochene Gespräch allmählich wie-
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    der aufgenommen.
    Gregor erfuhr nun zur Genüge - denn der Vater pflegte sich
    in seinen Erklärungen öfters zu wiederholen, teils, weil er
    selbst sich mit diesen Dingen schon lange nicht beschäftigt
    hatte, teils auch, weil die Mutter nicht alles gleich beim ersten 10
    Mal verstand - , daß trotz allen Unglücks ein allerdings ganz
    kleines Vermögen aus der alten Zeit noch vorhanden war, das
    die nicht angerührten Zinsen in der Zwischenzeit ein wenig
    hatten anwachsen lassen. Außerdem aber war das Geld, das
    Gregor allmonatlich nach Hause gebracht hatte - er selbst
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    hatte nur ein paar Gulden für sich behalten - , nicht vollständig aufgebraucht worden und hatte sich zu einem kleinen Kapital
    angesammelt. Gregor, hinter seiner Türe, nickte eifrig, erfreut
    über diese unerwartete Vorsicht und Sparsamkeit. Eigentlich
    hätte er ja mit diesen überschüssigen Geldern die Schuld des
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    Vaters gegenüber dem Chef weiter abgetragen haben können,
    und jener Tag, an dem er diesen Posten hätte loswerden kön-
    nen, wäre weit näher gewesen, aber jetzt war es zweifellos
    besser so, wie es der Vater eingerichtet hatte.

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    Nun genügte dieses Geld aber ganz und gar nicht, um die
    Familie etwa von den Zinsen leben zu lassen; es genügte viel-
    leicht, um die Familie ein, höchstens zwei Jahre zu erhalten,
    mehr war es nicht. Es war also bloß eine Summe, die man
    eigentlich nicht angreifen durfte, und die für den Notfall zu-
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    rückgelegt werden mußte; das Geld zum Leben aber mußte
    man verdienen. Nun war aber der Vater

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