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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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zu sehr um Marie bemühte; aber Penellan überwachte ihn auf’s Schärfste.
    Dank der Rührigkeit der Mannschaft konnte die Brigg bereits am 16. Juli, sechzehn Tage nach ihrer Ankunft in Bodoë, klar gemacht werden. Es war jetzt die günstigste Zeit, um in den arktischen Meeren Forschungen zu unternehmen, denn da es bereits seit zwei Monaten thaute, konnten die Untersuchungen bis in ziemlich weite Entfernung durchgeführt werden. Die Jeune-Hardie steuerte also auf das an der Ostküste von Grönland unter dem siebenzigsten Breitegrade gelegene Cap Brewster zu.
Viertes Capitel.
Im Fahrwasser.
    Am 23. Juli kündigte ein eigenthümlicher Reflex, der sich über das Meer breitete, die ersten Eisbänke an, die aus der Davisstraße kamen und sich in den Ocean stürzten. Jetzt empfahl man den Wachen an, scharf aufzupassen, denn es war von Wichtigkeit, daß ein Zusammenstoß mit den enormen Massen vermieden wurde.
    Die Mannschaft theilte sich in zwei Wachen; die erste bestand aus Fidele Misonne, Gradlin und Gervique, die andere aus André Vasling, Aupic und Penellan. Jede Wache sollte nur zwei Stunden dauern, denn in den kalten Regionen kann man der Kraft eines Mannes nur halb so viel zumuthen, als unter gewöhnlichen Verhältnissen. Obgleich die Jeune-Hardie erst unter dem dreiundsechzigsten Breitengrade war, zeigte das Thermometer schon neun Grad Celsius unter Null.
    Es regnete und schneite häufig, aber wenn der Himmel klar war und der Wind nicht zu heftig wehte, hielt Marie sich auf dem Verdeck auf, um die rauhen Scenen des Polarmeeres gewohnt zu werden.
    Am 1. August ging sie plaudernd mit ihrem Onkel, André Vasling und Penellan auf dem Hintertheil der Brigg auf und ab. Die Jeune-Hardie trat nun in ein drei Meilen breites Fahrwasser, durch das ganze Züge zerbrochener Eisschollen schnell dem Süden zurollten.
    »Wann werden wir wohl Land sehen?« fragte das junge Mädchen.
    – Spätestens in drei bis vier Tagen, antwortete Johann Cornbutte.
    – Ob wir dort wohl neue Spuren von meinem armen Ludwig finden werden?
    – Vielleicht, mein liebes Kind, ich fürchte jedoch sehr, daß wir von dem Ziele unserer Reise noch weit entfernt sind. Es ist leider sehr wahrscheinlich, daß der Froöern noch weiter nach Norden gerissen wurde.
    – Das ist auf jeden Fall geschehen, meinte André Vasling; denn jener Sturm, der uns von dem norwegischen Schiffe trennte, hielt drei Tage an, und in drei Tagen legt ein Schiff große Strecken zurück, wenn es rettlos ist und dem Winde nicht widerstehen kann!
    – Wollen Sie mir die Bemerkung gestatten, daß wir zu jener Zeit noch im Monat April waren, fiel hier Penellan ein; damals hatte das Thauen noch nicht begonnen, und so muß der Froöern sehr bald durch das Eis aufgehalten…
    – Und in tausend Stücke zerschellt sein! fiel ihm der Obersteuermann in’s Wort; da nämlich seine Mannschaft unter diesen Umständen nicht manoeuvriren konnte.
    – Die Eisflächen boten das einfachste Mittel, um bald an’s Land zu kommen, von dem sie nicht fern sein konnte, entgegnete Penellan.
    – Wir wollen es hoffen, unterbrach Johann Cornbutte diese Erörterung, die sich täglich zwischen dem Ober-und Untersteuermann wiederholte. Ich glaube, wir werden binnen Kurzem Land in Sicht bekommen.
    – Dort ist es! Seht die Berge! rief Marie.
    – Das sind Eisberge, mein Kind, erklärte Johann Cornbutte, die ersten, denen wir begegnen. Sie würden uns zermalmen wie Glas, wenn wir zwischen ihre Massen geriethen. Penellan und Basling, habt Acht auf das Steuer.
    Die schwimmenden Berge, von denen etwa fünfzig am Horizont erschienen, näherten sich mehr und mehr der Brigg. Penellan ergriff das Steuerruder und Johann Cornbutte, der auf die Stangen des kleinen Bramsegels gestiegen war, gab die Fahrstraße an.
    Gegen Abend wurde die Brigg von den schwimmenden Klippen, deren zerschmetternde Kraft unwiderstehlich ist, ganz eingeschlossen. Es handelte sich nun darum, diese Flotte von Bergen zu durchbrechen, denn die Klugheit gebot, immer weiter zu segeln. Noch eine andere Schwierigkeit kam zu diesen Gefahren hinzu. Da alle Punkte der Umgebung sich fortwährend verrückten und keine feste Perspective boten, konnte man die Richtung des Schiffes nicht genau constatiren. Mit dem Nebel mehrte sich auch die Dunkelheit. Marie begab sich in ihre Kajüte hinab, und die acht Personen der Schiffsmannschaft mußten, nach Befehl des Kapitäns, auf dem Verdeck bleiben. Sie hatten sich mit langen Stangen bewaffnet, an deren Enden eiserne

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