Es begann im Grand Hotel
sehr intim, trotzdem hatte sie für Parker gearbeitet. Das sah im besten Fall wie ein Interessenskonflikt aus – und im schlimmsten wie eine Falle. Könnte die Frau eine Spionin sein? Parker hatte so oft gesagt, dass Jordan alles tun würde, um den Garrisons eins auszuwischen.
Wütend wischte Brooke sich die Tränen von den Wangen. Nein, sie würde stärker sein als ihre Mutter. Dennoch ahnte Brooke jetzt, wie hart die vielen Jahre der Untreue Bonita getroffen haben mussten.
„Brooke, warte.“ Sie verharrte mitten in der Bewegung, als Jordan neben ihr stehen blieb. „Zwischen mir und Sheila McKay ist nichts.“
„Wie auch?“ Wieder hämmerte sie sehr gereizt auf den Knopf, damit der Lift kam. „Ich habe euch ja schließlich unterbrochen.“
Andererseits, woher sollte sie wissen, dass sie nicht nur das Ende einer leidenschaftlichen Begegnung erlebt hatte? Bei dem Gedanken schnürte sich Brooke die Kehle zu.
„Es wäre nichts geschehen“, sagte er ruhig.
„Hat sie für dich spioniert, während sie für Parker gearbeitet hat, oder nicht? Du hast versprochen, immer ehrlich zu sein.“
Sie konnte kaum ertragen, dass er so lange zögerte, bevor er ihre Frage beantwortete. Brooke riss sich zusammen. Sie würde nicht in Tränen ausbrechen, nicht vor Jordan.
Seufzend rieb er sich die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. Dann schloss er kurz die Augen. War das echte Verzweiflung, oder versuchte Jordan lediglich, Zeit zu gewinnen?
Als er ihr wieder in die Augen sah, wirkte sein Blick so ehrlich, so aufrichtig. Zum Teufel mit ihm. „Sheila und ich sind früher eine kurze Zeit lang zusammen gewesen. Und es stimmt, dass sie mir in den letzten Monaten Informationen angeboten hat, um unsere Beziehung wieder aufleben zu lassen.“
Er hob die Hand, als Brooke etwas sagen wollte. „Aber ich habe seit der ersten Nacht mit dir nicht mit Sheila geschlafen. Damals habe ich mich verändert. Ich habe zwar nicht gleich verstanden, was passiert ist. Ich wusste nur, dass mich keine andere Frau interessiert.“
Seine Worte klangen, als kämen sie von Herzen.
„Woher soll ich wissen, ob ich dir trauen kann?“
Er hatte schon die Sache mit der Presse eingefädelt, ohne Brooke etwas davon zu sagen. Dass ihre Mutter in eine Klinik gekommen war, hatte er ihr auch ohne Gewissensbisse verheimlicht. Vehement schüttelte Brooke den Kopf. Eine Beziehung voller Geheimnisse war nichts für sie. Auch wenn das bedeutete, dass sie die Familie aufgeben musste, von der sie gerade begonnen hatte zu träumen.
„Brooke.“ Zärtlich streichelte er ihren Nacken und lehnte die Stirn an ihre. „Bitte, es ist nicht gut für dich, wenn du dich aufregst.“
„Du brauchst dir um mich und mein Baby keine Sorgen zu machen. Die Ärztin sagt, wir sind beide kerngesund.“
„Oh, ich bin so froh. Was für großartige Neuigkeiten.“ Er lächelte glücklich. „Komm, lass uns nach Hause fahren und darüber reden.“
Die Versuchung war groß. Seine Worte klangen aufrichtig, sein Lächeln schien echt zu sein. Und Brooke wollte ihm so gern glauben. Vor allem das machte ihr Angst. Sie durfte kein Risiko eingehen, außerdem musste sie Parker von Sheilas doppeltem Spiel erzählen.
Als die Türen des Aufzugs aufgingen, riss das Geräusch Brooke aus ihrer Unentschlossenheit. Sekundenlang hatte sie gezögert, jetzt nicht mehr. Jordan mochte sie ja für schwach und nachgiebig halten, vor allem ihrer Familie gegenüber. Brooke hatte allerdings immer gewusst, wie und wann sie sich schützen musste. Sie hatte sich distanziert, statt zu streiten.
Ein Schritt, und sie war im Aufzug. „Ich muss eine Weile allein sein, um nachzudenken.“
„Gut.“ Er hielt die Tür mit einer Hand auf. „Ich gehe dir heute Abend aus dem Weg, wenn du willst.“
Brooke wusste, dass sie wieder in seinem Bett landen würde, wenn sie in seinem Haus übernachtete. „Ich fahre in meine Wohnung. Ich kann allein auf mich aufpassen, vergiss das nicht. Du hast deine Dates bekommen. Jetzt gib mir, was ich brauche: Abstand.“
Mit unnötiger Kraft drückte sie auf den Knopf. Jordan verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und trat zurück. Während der Fahrt ins Erdgeschoss erinnerte Brooke sich ungewollt daran, wie sie und Jordan sich in der Aufzugskabine umarmt und geküsst hatten. Sie hatten die Hände nicht voneinander lassen können.
Plötzlich kam ihr die Erkenntnis, dass sie ihr Verhalten kaum als eine gelungene Flucht bezeichnen konnte. In zwei Tagen würden Brittany und Emilio
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