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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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wenn es mit der köstlichsten französischen Soße serviert worden wäre. Sein schneller Verstand war dabei, sich die beste Strategie zurechtzulegen, mit ihr umzugehen.
    Schließlich nahm er einen Ausdruck freundlicher Anteilnahme an und sagte: „Liebste, ich kann es unmöglich erlauben, dass du an einem Ort wohnst, den Diebe, Spieler und Trunkenbolde frequentieren. Sicherlich erkennst auch du die Gefahren, die einer solchen Situation innewohnen.“
    „Ich werde dafür sorgen, dass du meine Mitgift so schnell wie möglich erhältst. Und dann musst du dir keine Sorgen mehr um mich machen.“
    Seine sonst so eiserne Selbstbeherrschung verdampfte wie heißes Wasser auf einer Herdplatte. „Ich mache mir keine Sorgen um dich, verdammt noch mal! Es ist nur … zur Hölle noch mal, es gehört sich einfach nicht, Evie.
    Die Viscountess St. Vincent kann nicht in einem Spielclub wohnen, nicht einmal für einige wenige Tage.“
    „Mir war nicht bewusst, wie sehr du auf Konventionen bedacht bist“, sagte sie, und aus irgendeinem Grund erregte sein grimmiger Gesichtsausdruck ein amüsiertes Zucken in ihren Mundwinkel. So kurz dieses Zucken auch war, Sebastian sah es, und sein Ärger verwandelte sich sofort in Verwirrung. Er sollte verdammt sein, wenn eine dreiundzwanzigjährige Jungfrau … Beinahe-Jungfrau …, die so naiv war, zu glauben, dass sie ihm in irgendeiner Form gewachsen war, ihn durch die Mangel drehte.
    Sein Blick voll eisiger Herablassung hätte sie zurückschrecken lassen sollen. „In deiner Fantasie, treusorgender Engel zu spielen, meine Süße, wer denkst du, beschützt dich an einem solchen Ort? Allein dort nachts zu schlafen, ist eine Einladung, dir Gewalt anzutun. Und ich will verdammt sein, wenn ich zusammen mit dir dort bleibe – ich habe bessere Dinge zu tun, als in einem zweitklassigen Spielpalast zu sitzen und zu warten, bis Jenner ins Gras beißt.“
    „Ich habe dich nicht darum gebeten, auf mich aufzupassen“, antwortete sie in beherrschtem Ton. „Ich werde sehr gut auch ohne dich zurechtkommen.“
    „Natürlich wirst du das“, murmelte Sebastian sarkastisch. Plötzlich hatte er jegliches Interesse an dem kalten Essen vor sich verloren. Er warf seine Serviette auf den noch immer halb gefüllten Teller und zog seinen Gehrock und seine Weste aus. Von der Reise war er staubig und müde, und er hatte vor, ebenfalls die Wanne zu benutzen. Mit etwas Glück wäre das Wasser sogar noch warm.
    Als er sich auszog und die einzelnen Kleidungsstücke über den Stuhl warf, drängte sich ihm der Gedanke auf, dass alle die Frauen, die ihn durch die Jahre hatten heiraten wollen – wunderschön und gut ausgestattet, sowohl körperlich als auch finanziell –, so ziemlich alles diesseits von Mord getan hätten, um ihm zu Gefallen zu sein. Er war viel zu sehr mit seinen Aktivitäten als Lebemann beschäftigt gewesen, um auch nur darüber nachzudenken, um eine von ihnen anzuhalten. Und nun, durch eine Kombination von äußeren Umständen und dem passenden Zeitpunkt, fand er sich plötzlich mit einer gesellschaftlich ungeschickten Kreatur mit anstößiger Herkunft und starrsinnigem Temperament verheiratet.
    Sebastian bemerkte, wie Evie den Blick von seinem nackten Körper abwandte, und lächelte spöttisch. Er ging zu der kleinen Wanne hinüber und ließ sich in das lauwarme Wasser gleiten, wobei seine langen Beine auf beiden Seiten über den Rand hingen. Er wusch sich langsam und ließ große Hände voll Wasser über seine eingeseifte Brust und Arme laufen. Dabei beobachtete er seine Frau aus verengten Augen. Es war sehr befriedigend zu bemerken, dass sie, während er badete, durchaus nicht vollkommen ungerührt blieb. Sie errötete und zeigte ein plötzliches und übermäßiges Interesse an dem gesteppten Kopfteil des Bettes.
    Mit ihrem Zeigefinger fuhr sie die Muster der Stiche nach, und Sebastian fiel das Glitzern des Rings aus schottischem Gold ins Auge. Der Anblick verursachte eine seltsame Reaktion in ihm, ein beinahe überwältigendes Verlangen, zu ihr hinüber zu gehen, sie auf das Bett zu drücken und sie ohne Weiteres zu nehmen. Sie zu dominieren und sie zu zwingen, seine Überlegenheit anzuerkennen. Diese Welle urtümlicher Lust war mehr als nur ein wenig alarmierend für einen Mann, der sich immer für extrem zivilisiert und kultiviert gehalten hatte. Verwirrt beendete er sein Bad, griff nach dem feuchten Badetuch, das sie benutzt hatte, und trocknete sich rasch ab. Es konnte Evie kaum

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