Es begann in einer Winternacht
Das war sehr aufmerksam von dir.“
Rasch legte er die Hände um ihre Taille und verhinderte so, dass sie wieder ihm gegenüber Platz nahm. Er wandte gerade genug Kraft an, um sie auf seinen Schoß zu ziehen. Ihre Gesichter waren sich so nah, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. Sein Atem streichelte über ihren Mund, als er sagte: „Sicher verdiene ich mehr Dank als das.“
„Es ist nur ein Fußwärmer“, protestierte sie sanft.
Er grinste. „Ich möchte darauf hinweisen, mein Schatz, dass das Ding irgendwann kalt wird … und dann bin ich, wieder einmal, die einzige greifbare Wärmequelle. Und ich teile meinen Körper nicht mit jedem.“
„Wenn man den Gerüchten glauben schenken kann, schon.“ Evie entdeckte, dass ihr der ungewohnte Schlagabtausch mit ihm Spaß machte. Sie hatte noch nie mit einem Mann so wie jetzt gescherzt, und sie hatte auch noch nie das Entzücken erlebt, ihm etwas vorzuenthalten, was er wollte, und ihn damit zu locken. Sie erkannte an dem Funkeln in seinen Augen, dass es ihm auch Freude machte. Er sah so aus, als wollte er sich auf sie stürzen.
„Ich warte auf den richtigen Augenblick“, sagte er. „Das verdammte Ding kann nicht ewig vorhalten.“
Er ließ sie von seinem Schoß herunterklettern und sah zu, wie sie die Fülle ihrer Röcke wieder über den Fußwärmer fallen ließ. Während die Kutsche anfuhr, lehnte Evie sich genüsslich zurück und spürte, wie Gänsehaut über ihre Schenkel lief, als die köstliche Hitze durch die Beine ihrer Unterhosen und in das Gewebe ihrer Strümpfe drang. „Mylord … das heißt … Sebastian …“
Seine Augen strahlten und reflektierten das Licht wie ein Spiegel. „Ja, Liebes?“
„Wenn dein Vater ein Duke ist, warum bist du dann ein Viscount? Solltest du nicht ein Marquess oder wenigstens ein Earl sein?“
„Nicht unbedingt. Es ist eine vergleichsweise moderne Praxis, eine Zahl von niedrigeren Titeln anzufügen, wenn ein Titel kreiert wird. Als Regel gilt: Je älter ein Duketum, desto unwahrscheinlicher ist es, dass der älteste Sohn ein Marquess ist. Mein Vater zieht es selbstverständlich vor, das als Tugend zu betrachten. Bring bloß nie das Gespräch auf das Thema, wenn er etwas getrunken hat, oder du hast einen todlangweiligen Vortrag vor dir, wie fremdländisch und weibisch das Wort ‚Marquess‘ ist und wie der Rang selbst nichts weiter als eine Peinlichkeit ist, eine halbe Stufe unter einem Duke.“
„Ist dein Vater ein arroganter Mann?“
Der Schatten eines bitteren Lächelns huschte über seine Lippen. „Früher dachte ich, es sei Arroganz. Aber mir ist klar geworden, dass es mehr eine vollkommene Ignoranz der Welt außerhalb seiner eigenen ist. Meines Wissens hat er nie seine eigenen Strümpfe angezogen oder selbst Zahnpulver auf seine Zahnbürste getan. Ich bezweifle, dass er ein Leben ohne Privilegien überleben würde. Ich glaube tatsächlich, dass er in einem mit Essen gefüllten Raum verhungern würde, wenn es keine Diener gäbe, die es ihm zu seinem Platz bringen. Er denkt sich nichts dabei, eine unschätzbar kostbare Vase als Ziel für seine Schießübungen zu verwenden oder das Feuer im Kamin zu löschen, in dem er einen Mantel aus Fuchspelz darüber wirft. Er lässt sogar den Wald um das Landgut mit Fackeln und Lampen beleuchten, falls er je auf den Gedanken kommen könnte, ihn einmal nachts durchwandern zu wollen.“
„Kein Wunder, dass du arm bist“, sagte Evie, entsetzt über solche Extravaganz. „Ich hoffe, du bist nicht ebenso ein Verschwender.“
Er schüttelte den Kopf. „Übertriebener finanzieller Exzess ist tatsächlich eine Sache, die man mir nicht vorwerfen kann. Ich spiele selten, und ich halte keine Geliebte aus. Aber auch so habe ich genug Gläubiger, die mir auf den Fersen sind.“
„Hast du dir je überlegt, einen Beruf auszuüben?“
Er starrte sie verständnislos an. „Warum?“ „Um Geld zu verdienen.“
„Gott, Kindchen, nein. Arbeit wäre eine unwillkommene Ablenkung von meinem Privatleben. Und ich bin nur selten geneigt, vor Mittag aufzustehen.“
„Mein Vater wird dich nicht mögen.“
„Wenn es mein Ziel im Leben wäre, anderer Leute Gefallen zu erlangen, würde es mich sehr betrüben, dies zu hören. Glücklicherweise ist es das nicht.“
Während sich die Reise auf so kameradschaftliche Weise fortsetzte, stellte Evie bei sich eine gegensätzliche Mischung aus Gefühlen ihrem Ehemann gegenüber fest. Auch wenn er ein großes Maß an Charme besaß, fand
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