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Es begann in einer Winternacht

Es begann in einer Winternacht

Titel: Es begann in einer Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sie doch wenig an ihm, was Respekt verdiente. Es war offensichtlich, dass er einen klugen Kopf hatte, aber er benutzte ihn zu keinem sinnvollen Zweck. Außerdem bewies der Umstand, wie er Lillian entführt und dabei noch seinen eigenen besten Freund hintergangen hatte, dass man ihm nicht trauen konnte. Trotzdem … er war hin und wieder zu einer unbekümmerten Freundlichkeit fähig, die sie zu schätzen wusste.
    Bei jedem Stopp, an dem sie die Pferde wechselten, kümmerte sich Sebastian um Evies Bedürfnisse, und trotz seiner Drohung, den Fußwärmer auskühlen zu lassen, ließ er ihn doch immer wieder mit kochendem Wasser auffüllen. Sobald sie müde wurde, erlaubte er ihr, gegen seine Brust gelehnt zu schlafen, und hielt sie sicher, als die Räder der Kutsche über beschädigte Wegstrecken holperten. Während sie in seinen Armen lag, wurde ihr bewusst, dass er ihr die Illusion von etwas gab, was sie noch nie im Leben gehabt hatte. Sicherheit. Seine Hand strich ihr mehrmals in einer sanften Liebkosung über das Haar, und sie hörte ihn mit seiner Stimme eines gefallenen Engels murmeln: „Schlaf, mein Schatz. Ich passe auf dich auf.“

6. KAPITEL
    Auch wenn Sebastian London schnell erreichen wollte, um alles über seine neuen Lebensumstände zu erfahren, bereute er seine Entscheidimg, auf der Rückfahrt langsamer zu reisen, nicht. Bei Anbruch der Nacht war Evie blass und still geworden. Nach den Anstrengungen der letzten Tage waren all ihre Kraftreserven erschöpft. Sie brauchte dringend Ruhe.
    Sebastian fand eine passende Herberge, wo sie die Nacht verbringen konnten, mietete das beste Zimmer des Hauses und ordnete an, sofort Essen und ein Bad hinaufzuschicken. Evie badete in einem kleinen Zuber, während Sebastian sich um die Unterbringung des Kutschers kümmerte und dafür sorgte, dass sie am Morgen neue Pferde bekommen würden. Als er in das kleine, aber immerhin saubere Zimmer zurückkam, dessen Fenster von leicht fadenscheinigen blauen Vorhängen bedeckt waren, stellte Sebastian fest, dass seine Frau ihr Bad beendet hatte und schon mit ihrem Nachthemd bekleidet war.
    Er ging hinüber zum Tisch, hob die Serviette, die seinen Teller bedeckte, und entdeckte gebratenes Hühnchen, etwas zusammengefallenes Wurzelgemüse und eine kleine Portion Nachtisch. Evies Teller war leer, und er sah mit einem trockenen Lächeln zu ihr hinüber. „Wie war es?“
    „Besser als nichts.“
    „Ich gebe zu, dass ich eine neue Wertschätzung für das Talent meines Londoner Kochs entwickelt habe.“ Er setzte sich an den wackligen Tisch und legte eine saubere Serviette über seinen Schoß. „Ich denke, dass dir seine Kreationen gefallen werden.“
    „Vermutlich werde ich nicht viele Mahlzeiten in deinem Haus einnehmen“, sagte Evie vorsichtig.
    Sebastian stutzte, mit der Gabel auf halbem Weg zum Mund.
    „Ich werde im Club meines Vaters wohnen“, fuhr Evie fort. „Wie ich dir schon gesagt habe, habe ich vor, mich um ihn zu kümmern.“
    „Tagsüber, ja. Aber du wirst dort nicht die Nacht verbringen. Du wirst abends in mein … unser … Haus zurückkehren.“
    Sie blickte ihn an, ohne mit einer Wimper zu zucken. „Seine Krankheit wird nicht mit Einbruch der Nacht verschwinden und im Morgengrauen wiederkommen. Er wird ständige Pflege brauchen.“
    Sebastian schob sich einen Bissen in den Mund und antwortete wütend: „Dafür gibt es Dienstboten. Du kannst eine Frau einstellen, die für ihn sorgt.“
    Evie schüttelte mit einer festen Entschlossenheit den Kopf, die ihn mehr verärgerte. „Das ist nicht dasselbe, wie von einer liebenden Tochter umsorgt zu werden.“
    „Warum solltest du dich um die Qualität seiner Pflege scheren? Er hat verdammt wenig für dich getan. Du kennst den Bastard doch kaum …“
    „Ich mag dieses Wort nicht.“
    „Das ist sehr schade. Es ist eines meiner Lieblingswörter, und ich habe vor, es weiter zu benutzen, wann immer es mir passt.“
    „Dann ist es ja günstig, dass wir uns nach unserer Rückkehr nach London nur so wenig sehen werden.“
    Sebastian funkelte seine Ehefrau an, deren sanftes Gesicht ein unerwartet starrsinniges Gemüt verbarg, und erinnerte sich daran, dass sie durchaus bereit war, drastische Maßnahmen zu ergreifen, um das zu bekommen, was sie wollte. Der Teufel allein wusste, was sie tun würde, wenn er sie zu sehr reizte. Er zwang seine Hände zur Ruhe und aß entspannt weiter. Es war egal, dass das Hühnchen vollkommen geschmacklos war. Er hätte es nicht bemerkt,

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