ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
verfrachtete sie in die Spülmaschine, schaute mit dicken Backen zu mir und dann zur Uhr. Gleich kommt ‚Familie Saubermann’ und beginnt mit der Reinigung des Hauses.
„Ich bekomme noch was von dir“, sagte Gregory zu Jan, der sich fragend umdrehte, was das wohl sein könnte.
„Und das wäre“, meinte er.
„Die Telefonnummer vom Handy!“
„Ach ja“ sagte er „Ich schreib sie dir gleich auf.“ Jan nahm einen Schnipsel Papier, schrieb die Nummer auf und hielt mir den Papierschnipsel hin. „Friss oder stirb!“ sagte er gutgelaunt. Die Herrschaften waren derweil aufgestanden und hatten sich bestimmt in ihre Zimmer zurückgezogen. Das machten sie tagsüber und zwischen den Mahlzeiten immer und kein Mensch weiß, was sie während dieser Zeit trieben. Plötzlich klingelte es an der Nebentüre und die Lampe oben im Eck an der Decke drehte sich wie ein Alarmsignal. Gregory erschrak gehörig und zuckte tatsächlich zusammen, denn zum ersten Mal erlebte er es selbst mit. Morgens, wenn er Jan hereinließ, öffnete er die Nebentüre bevor Jan dieses Spektakel auslösten würde. Neugierig drückte Gregory seinen Kopf durch die Luke, um zu sehen, wer da wohl käme.
„Das ist der Lieferdienst“, sagte Jan und ging zur Türe, um sie zu öffnen. Da stand ein Mann im Kittel und einem knallroten Logo auf der Brusttasche vor der Türe. Jan schien ihn zu kennen und begrüßte ihn per Handschlag.
„Hallo“, rief Gregory aus seiner Luke und war froh, sich nicht komplett präsentieren zu müssen, denn nicht immer traf sein Outfit auf Gegenliebe.
„Hallo“, sagte der Mann im Kittel.
„Unser neuer Butler“, stellte Jan fest und wippte mit dem Kopf in Gregorys Richtung, weil er beide Hände mit Kartons voll hatte.
„Mittwochs bekommen wir immer frische Ware geliefert“, sagte Jan.
„Jau“, meinte der Lieferant. „Immer vom Feinsten.“
„Maul nich“, sagte Jan „sonst wechseln wir die Firma“, scherzte er.
„Ach was“, meinte der Kittelträger. „Ist doch alles bloß Spaß.“
„Wo muss ich unterschreiben?“ fragte Jan und nahm die letzten beiden Pakete in Empfang.
„Da wo das eine Kreuz ist, kannst du noch zwei daneben machen“, lachte der Lieferant und hielt Jan ein Klemmbrett mit den Papieren hin. Die Türe ging wieder zu, Jan war mit der Lieferung beschäftigt und Gregory fütterte sein Fragenkonto.
„Wer ordert denn die Waren?“
„Mal sehen, ob du das selber ’rausfindest“, begann Jan und schmunzelte dabei extrem schelmisch. „Wer bereitet die Mahlzeiten zu und besitzt somit einen permanenten Überblick über die Bestände der einzelnen Posten von festen, als auch von flüssigen Nahrungsmitteln, Herr Kollege? He?“
„Du“, sagte Gregory. „Hab ich jetzt was gewonnen?“ fragte Gregory mit quietschiger Stimme.
„Fast…“, sagte Jan. „Welche aufs Maul hast du auf jeden Fall gewonnen, wenn du nicht ruhig bist und so dusselige Fragen stellst.“ Gregory wusste manchmal nicht, ob Jan es lustig oder ernst meinte. Er schloss gestikulierend seinen Mund zu und warf den Schlüssel über die Schulter. Jan nickte dazu und meinte noch: „Schau mein kleines Klugscheißerchen. Ich schreibe alles was benötigt wird ordentlich auf einen Zettel und pinne diesen Zettel dann jeden Montag an diesen Nagel hier.“ Jan deutete auf eine Art Pinnwand. „Von dort nimmt sie den Zettel weg, ruft beim Lieferanten an und bestellt die Ware, die dann mittwochs geliefert wird, wie soeben erlebt. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie mich dort selbst anrufen lässt, ich könnte ja gott-weiß-was bestellen.“ Jan schien das alles als Komödie zu sehen und machte sich darüber lustig. Es schien jedenfalls so. Gregory bereitete dieser sogenannte Gästetrakt Sorgen. Das Haus ist geräumig genug und verfügt über ausreichend Zimmer, selbst um dort Personal unterzubringen. Und eine Waschküche ließe sich bestimmt auch im Wirtschaftsraum realisieren. Platz genug wäre jedenfalls dafür vorhanden. Es muss andere Gründe haben.
„Jan sag mal, wie lange existiert der Gästetrakt schon?“
„Keine Ahnung“, sagte Jan. „Der war schon da, als ich hier angefangen habe.“
„Und seit wann wohnen die Herrschaften hier schon?“
„Auch keine Ahnung“, sagte Jan erneut. „Du kannst Fragen stellen.“
„Kannst du mir einen Gefallen tun?“ Gregory machte ein ganz freundliches Gesicht und klimperte mit den Augen.
„Auch zwei – wenn du mich immer so nett fragst.“
„Ich brauche zwei
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