ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Anschrift auf einen Zettel, die ihr der Makler am Telefon durchgibt. „Treffpunkt dort in einer Stunde, alles klar, bis gleich.“ Sie trällert fröhlich durch die Wohnung: „Zieh dich an. In einer Stunde müssen wir da sein und das Haus liegt außerhalb der Stadt.“
„War das der Makler, das ist ja phantastisch!“ Knapp eine Stunde später treffen sie den Makler an der verabredeten Adresse. Nach den üblichen Begrüßungsfloskeln geht der Makler voraus und zeigt den Di Lauros das Anwesen zunächst von außen. Das Wetter spielt mit und hie und da blinzelt die Sonne durch die Wolken. Ein milder und nicht allzu heißer Tag, der für eine Hausbesichtigung geradezu prädestiniert scheint. Das Haus, der gepflegte Garten, die Garagen und der Indoor-Pool, alles wunderbar, alles wie neu, alles sehr gepflegt. „Eine Kleinigkeit stört mich“, sagt sie. „Das Haus verfügt über keinen Keller!“
„Was ist daran störend?“ wollte der Makler wissen und meinte: „es ist soviel Platz im Haus und selbst im Erdgeschoss befinden sich ausreichend Räume, dass auf einen Keller verzichtet werden kann.“
„So“, sagte sie. „Meinen Sie?“ fügte sie ein wenig schnippisch hinzu.
„Alles kein Thema“ fuhr er plötzlich seine eigene Parade. „Wenn du mit allem anderen einverstanden bist und dir lediglich ein Keller Probleme bereitet, dann wird ein Keller gebaut. Ganz einfach.
„Ich rufe Sie Morgen wegen des Verkaufs an und gebe Ihnen die Telefonnummer eines Architekten.“ Dann schlugen die beiden Herren ihre Hände wie beim Viehverkauf ein und besiegelten das Geschäft.
„Drunter geht’s nicht“, sagte der Architekt. „Dann müssten wir das ganze Haus in die Luft heben. Aber direkt daneben ist Platz“, sagte er und zeigte mit einem Bleistift auf die Rasenfläche rechts neben der Villa. „Man könnte einen Durchgang schaffen und einen kompletten Trakt als Souterrain anbauen. Das wäre kein Problem. Die Zimmer besäßen keine Fenster, weil die Raumdecke ca. 20 Zentimeter unter der Grasfläche liegen. Man könnte Lichtschächte einbauen, wenn Sie wollen.“
„Ach was“, sagte sie. „Hier kommt ein Schlafraum mit einem Badezimmer hin, das hier ist der Flur und da hinten kommt ein großer Raum hin, den wir als Waschküche nutzen, fertig. Der hintere Raum muss also über einen Wasseranschluss und über Strom verfügen.“
„Alles klar, hab’s notiert und arbeite Ihnen ein Exposé aus.“ Der Architekt lehnte sich in seinen Bürosessel: „Haben Sie noch Fragen“, sagte er.
„Ja“, meldete sich Di Lauro. „Wenn wir den Startschuss geben, dauern die Arbeiten wie lange... ungefähr?“
„Rechnen Sie mit 4 bis 6 Wochen, wenn alle Firmen mitmachen, schaffen wir’s sogar schneller, aber behalten sie lieber 4 bis 6 Wochen im Hinterkopf. „Das Haus ist momentan nicht bewohnt?“ wollte der Architekt noch wissen.
„Nein“, sagte sie „Aber es ist immer jemand da.“
Sechs Wochen später war der Anbau fertig und die Arbeiten waren lediglich von innen zu sehen. Die Stufen zum unteren Flur wurden mit demselben Teppichboden belegt, wie er sich schon im Flur und auf den Stufen, die nach oben führen befand. Gleich nach der Beseitigung sämtlichen Bauschutts, zogen die Di Lauros ein und heirateten. Die Hochzeitsfeierlichkeiten verquickten sie mit dem Einzug in die Villa und luden Freunde, Bekannte und Verwandte ein.
Sie waren in ein vorzeigbares Haus gezogen, die Daten für sein Einzelunternehmen mussten beim Amt noch aktualisiert werden und dann könnte er KayJay anrufen. Dann stünde der verheißungsvollen Zusammenarbeit nichts mehr im Wege.
Er rief Fauler an, verabredete sich mit ihm wieder beim Griechen und war gespannt.
„Was ich dir jetzt sage, wird dich vielleicht schockieren, aber nimm alles so hin wie es ist. Ich werde dir auch einige Regeln mitteilen und rate sie dir zu befolgen, es ist nur zu deinem besten. Ok?“
„Ok“, sagte Di Lauro, als würde ihm die übergewichtige Stationsschwester einen Einlauf verpassen.
„Die Regierung duldet keine Nestbeschmutzer. Leute also, die aus den eigenen Reihen der Wirtschaft, Adel oder Politik stammen, sich jedoch öffentlich gegen die Regierung stellen und dadurch Unruhe oder Provokation auslösen. Um diese Leute kümmern wir uns dann. Kümmern bedeutet Liquidation. Das ‚wie’ ist ganz alleine die Aufgabe der L-Leute.“
„Ich kenne nur V-Leute“, steuerte Di Lauro dem Thema bei.
„Dann kennst du jetzt auch L-Leute, du gehörst nämlich
Weitere Kostenlose Bücher