ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
wenn dein Arbeitgeber pleite ist kommst du zu wem? Na? Zu Vater Staat. Na schau mal einer an. Der ist nämlich nicht pleite. Da holen sich alle ihre Kohle und schimpfen auf ihn, auf diesen Staat. Und du kommst daher und faselst was von Sicherheiten. Klar, wenn der Staat finanziell den Bach runtergeht, dann kommen wahrscheinlich die Griechen und strecken die rettende Hand aus, oder was? Oder man lotst den Staat unter einen Rettungsschirm, den wie wahrscheinlich auch noch selbst mitfinanzierten, damit wir dann unser eigenes Geld als Unterstützung bekommen, oder was? Was kann sicherer sein, als direkt vom Staat Kohle zu bekommen? Die Rentner verlassen sich drauf, die Hartz’ler verlassen sich drauf und damit verlässt sich das komplette soziale Netz auf diesen Staat. Mann, einen sichereren Arbeitgeber gibt’s im ganzen Sonnensystem nicht. Also quassel’ nicht so kariert von Sicherheiten daher. Hast du schon mal einen Hartz 4’ler mit einen Plakat gesehen, auf dem zu lesen war, dass er keine Kohle bekam, weil der Staat pleite ist? Oder einen Rentner? Oder sonst wen? “
„Vor den Werkstoren einiger Unternehmen stehen ab und zu welche mit Plakaten“ , meldete sich Di Lauro kleinlaut.
„Na klar stehen sie da. Aber sie stehen nicht vor den Türen staatlicher Behörden und Ämter und demonstrieren. Man darf doch nicht die Welt durch eine Röhre betrachten. Allein die Im- und Exportgeschäfte, die von diesen Grenzen auf dem Wasser oder in der Luft passieren, sind rahmensprengend. Diesen Staat wird man so schnell nicht pleite sehen! Das sollte dir ausreichend Sicherheit vermitteln, denke ich.“
Mit einem Auge schielte Di Lauro auf die Zahl, die Fauler auf dem Bierdeckel notierte und war für den Moment beruhigt.
„Brauchst du Geld?“ fragte Fauler. Di Lauro nickte kräftig. „Kommst du mit 500 Tausend aus?“
„Ich denke schon“ lenkte Di Lauro ein „wenn das Haus nicht alles verschlingt.“
„Dann zahl’ es an und schieb den Rest nach.“ Fauler schien nur Lösungen zu kennen, keine Probleme.
„Hast du das Geld dabei?“
„Mache ich den Eindruck?“ platzte Fauler und man drehte sich im Lokal nach ihm um. „Glaubst du wirklich, ich renne mit einer halben Mio. durch die Gegend? Mann oh Mann. Kannst du Morgen um dieselbe Zeit wieder hier sein? Dann bekommst du es.“
„Morgen? Kein Thema.“
Di Lauro erschien am nächsten Tag pünktlich im Lokal, sah aber weit und breit keinen KayJay. „Dachte ichs mir doch. Es war ein Scherz. Ein billiger Gag und ich Depp falle drauf rein“, dachte Di Lauro.
„Sind Sie Di Lauro?“ Der Wirt tippte ihm auf die Schulter, hielt einen Attachékoffer vor seine Augen und meinte, dass man diesen Koffer für ihn vor einer Weile abgegeben hätte. Di Lauro nahm den Koffer an sich, legte ihn vor sich auf den Tisch und öffnete kaum hörbar die Schlösser. Er senkte seinen Kopf, lupfte den Deckel des Koffers einen Spalt und lugte hinein. Es sah Geld. Viel Geld. Der ganze Koffer war voll mit Geld. Dann war es also doch kein Traum. Dann hat sich alles tatsächlich so zugetragen. Di Lauro fiel ein riesiger Stein vom Herzen, immerhin befand sich seine Kündigung in der Post. Er nahm den Koffer dicht an sich, verabschiedete sich an fuhr nach Hause. Seiner künftigen Frau sagte er von all diesen Ereignissen kein Wort.
Sie war eine sehr freiheitsliebende junge Frau mit einem realistischen Weltbild, aber extremen Phantasien. Sexphantasien um genau zu sein. Diese Phantasien lebte sie mit ihm aus. Niemand befriedigte sie auf die von ihr verlangte Weise so intensiv wie er.
In den nächsten Tagen durchforstete er die Zeitungen nach geeigneten Immobilien. Einen Makler zu beauftragen beschleunigte die Angelegenheit auf jeden Fall. Auch meldete er eine Firma auf seinen Namen als Einzelunternehmen an.
„Wir werden in ein anderes Haus ziehen“, gestand er ihr.
„Wann?“ wollte sie wissen.
„Sobald ein geeignetes Objekt gefunden wird. Ich habe vorhin mit einem Makler gesprochen und ihm unsere Vorstellungen mitgeteilt. Er meldet sich umgehend, sobald er was passendes für und gefunden hat.“
„Unsere Vorstellungen? Wie hören sich unsere Vorstellungen denn an Signore Di Lauro?“
„Na du weißt schon“, säuselte er. „Ein großes und ruhig gelegenes Haus.“
Solange sie keine andere Adresse vorweisen konnten, ist es völlig zwecklos sich bei KayJay zu melden. Also hieß es ungeduldig abwarten.
Einige Tage später.
Das Telefon klingelt. Sie nimmt ab und schreibt die
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