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ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)

Titel: ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lutz Spilker
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Gesichter der beiden zeigten sich zufriedener. Man könnte ihnen sogar unterstellen, dass sie grinsen. Es hatte jedenfalls etwas Geheimnisvolles an sich, dem sagenhaften Lächeln der Mona Lisa von da Vinci gleich. Auch speisten sie zum ersten Mal so, als ob sie es mit Freude täten und nicht nur darum, weil ihr Körper Nahrung benötigt. Sie ließen sich jeden Bissen schmecken. Anstatt eines Glases Wein, tranken sie jeder drei oder vier. Sie gaben sich schlemmerhaft. Das Leben rang den Di Lauros plötzlich Begeisterung ab. Aber warum? Was war Heute anders als Gestern, oder Vorgestern? Es muss etwas mit der Waschküche zu tun haben.

Am nächsten Morgen war der Leichengeruch verschwunden. Gregory schaltete den Ozongenerator aus und verstaute ihn zunächst in seinem Schrank. Ebenso überprüfte er die von Jan zugegipste Wand auf ihre Festigkeit und war mit dem Ergebnis zufrieden. Er ging wie gewohnt in die Küche, um Jan hinein zu lassen. Anschließend deckte er den Tisch im Esszimmer für das anstehende Frühstück. Seine Herrschaft trat ins Esszimmer und wenn Musik zu hören gewesen wäre, hätte man glauben können, sie würden tanzen. Völlig entspannt und nonchalant bewegten sie sich auf ihre Stühle zu.
„Ab Heute deckt ‚Es’ nur noch für uns ein. Und wenn ‚Es’ möchte auch für sich selbst“, sagte sie in einer bis dahin unbekannten Art und Weise.
„Soll ich das Übrige also abräumen?“ fragte Gregory und deutete auf das Geschirr der unbesetzten Plätze.
„Sicher“, nickte sie „aber erst später, jetzt wollen wir in Ruhe frühstücken.“ Auch das Frühstück schien den beiden erstmals zu munden. Es war, als schaue man Kleinkindern zu, die neugierig ihre kulinarischen Eigenschaften entdeckten. Aromen, Geschmäcker und Genüsse. Ihrer beider Zungen und Gaumen schwelgten einem neuen Ufer entgegen, als hätten sie nie mit allen Sinnen Nahrung verzehrt. Ebenso entfesselt wie sie kamen, gingen sie wieder und ließen einen verwirrten Gregory zurück.
„Irgendwas stimmt hier nicht“, teilte er Jan mit.
„Mal was ganz Neues“, jubilierte Jan.
    „Seit Gestern sind die beiden wie ausgetauscht, wie ausgewechselt, wie verwandelt, wie…“
„Als ob es andere wären“, sagte Jan. „Hab’s schon beim ersten Mal kapiert.“
„Es muss mit der Waschküche zusammenhängen“, sagte Gregory und stierte ins Nichts. „Stell dir vor, es muss nicht mehr komplett eingedeckt werden. Das ganze Geschirr für die Geistergäste soll nicht mehr auf den Tisch. Stell dir das vor…“
„Ich stelle es mir gerade vor. Und noch was stell’ ich mir gerade vor“, geriet Jan in Fahrt. „Wenn das Geschirr plötzlich verschwinden soll, ist bestimmt auch der Grund dafür verschwunden, dass es jahrelang dort stehen musste!“
„Hä?“ Gregory verstand manchmal nur Bahnhof.
„Wenn man Gäste hat, deckt man für sie ein. Hat man keine Gäste, muss man nichts eindecken. Capice?“
„Von welchen Gästen redest du?“
„Von den leeren Nischen und davon, dass Gestern Waschtag war, Kollege!“ Jan war nun voll in Fahrt.
„Du meinst, in den Nischen lagen Tote und die sind jetzt nicht mehr da und darum sind die Nischen leer und das Geschirr kann darum auch im Schrank bleiben?“
„An dir ist ein Blitzmerker verloren gegangen“, sagte Jan ganz trocken.
„Die Reinigungsleute und die Di Lauros stecken unter einer Decke.“ Gregory klopfte sich selbst auf die Schulter.
„Es kann immerhin sein, dass in der Eile, die Leichen aus dem Versteck hinter der Waschküche zu holen, irgendwas gerissen oder geplatzt ist und darum stinkts jetzt so“ kombiniert Jan.
„Darum auch der Leichengeruch. Jetzt kommen sich die Dinge langsam näher.“ Gregory massierte sich links und rechts mit dem Handballen die Schläfen.
    „Die Frage ist nur: Wer waren die Leute und wo sind sie jetzt?“ Jan schnaufte tief durch. „Vorausgesetzt, dass sich alle bisherige Annahmen als richtig erweisen.“
„An dir ist ein Detektiv verloren gegangen, du redest manchmal wie ein Bulle“, flachste Gregory.
„Wie ein Küchenbulle, sagt meine Frau immer.“
 

Die Tafelrunde

6 Jahre zuvor.
     
    Das Handy klingelt. Der Kreis, der für einen Anruf infrage kommenden Personen, ist überschaubar klein. Die eingehende Nummer ist nicht bekannt. Sollte es sich um den von Fauler angekündigten Anruf handeln?

Vorsicht bleibt jedenfalls ab diesem Moment für die Di Lauros das Gebot jeder Sekunde.
     
    „Hallo!?“ Di Lauro meldet sich zwar in

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