ES: Eine Villa wird zur Leichenhalle (German Edition)
Telekommunikationsanbieter, um einen Privatanbieter handelt, kommt eine Enteignung nicht in Frage. Mehrfache Versuche diesen Weg zu umgehen schlugen fehl. In einer vertraulichen Schrift liest man daher:
„Die von Europas größtem Mobilfunknetzbetreiber ‚ EURATELE’, zur Errichtung von Mobilfunkmasten benötigten Grundstücke, stellen dringend erforderliche Standorte, zur Erhaltung bzw. zur Steigerung der Sendeleistung dar. Alle von ‚EURATELE’ begehrten Grundstücke mit geostrategischer Relevanz, wurden ordnungsgemäß … / …“
Jedes dieser Grundstücke verband mit irgendeinem anderen dieser 10 Immobilien zwei Gemeinsamkeiten. Auf jedem dieser Grundstücke stand eine Gastronomie des sogenannten Rotlichtmilieus. Mal war es ein Bordell, mal eine Oben-ohne-Bar, mal ein Sauna- oder ein Swingerclub.
„Gerade die oftmals, als eigenwillig zu bezeichnende Lage der einzelnen Objekte, stellt sich im Sinne der Beseitigung evtl. Funklöcher, als maximal hilfreich dar. Die Planungsdauer für den gesamten Ausbau der dringend erforderlichen Erhaltung bzw. Steigerung der Sendeleistung, ist auf 5 Jahre ausgelegt.“
„Du hast demnach fünf lange Jahre Zeit, dir die Immobilien unter den Nagel zu reißen, mein Lieber. Danach kannst du dich meinetwegen als reicher Mann zur Ruhe setzen. Die andere Tätigkeit ist davon völlig unbenommen. Deine Zuverlässigkeit gilt mittlerweile als musterhaft.“
„Das macht mich stolz!“
„Ansonsten alles klar, mit dir und Claudia?“
„Wie witzig.“ quälte Di Lauro sich die Bemerkung heraus.
„Seit einer Woche habe ich mich darauf gefreut, diesen Satz zu sagen, vermies es mir doch nicht“, schmollte Fauler. „Darf ich dir noch einen Tipp geben?“
„Gerne!“
„Lade die Leute unter irgendeinem Vorwand zu euch ein. Mach eine Art Stammtisch daraus. Lass sie immer wieder kommen. Gewöhn’ sie an dich. Vielleicht schenken sie dir das Grundstück irgendwann.“ Fauler lachte, verabschiedete sich und ging.
Die alltägliche Routine.
Der Ablauf war für alle Beteiligten jedesmal derselbe. Di Lauro traf um 18 Uhr beim Griechen ein und der Grieche übergab Di Lauro eine Metalldose in der Größe einer zusammengerollten Zeitung, mit besonderen Eigenschaften. In dieser röhrenförmigen Dose befand sich eine Hefeteigrolle, die ein flexibles Heizgitter beinhaltete. Im Hefeteig selbst standen Namen und Anschrift der zu liquidierenden Person eingeritzt. Diese Daten waren bei geöffneter Dose lediglich für 1 Minute sichtbar. Versuchte man diese Dose gewaltsam zu öffnen, aktivierte ein Mechanismus umgehend eine gewaltige Hitze über das Heizgitter und ließ somit den Teig aufgehen. Die eingeritzten Daten wären für immer unlesbar gemacht worden.
Der Grieche aktivierte die Dose bei der Übergabe und erst nach Ablauf von 30 Minuten öffnete sich der Schließmechanismus, der einen Zugriff zuließ. Nach 1er Minute aktivierte sich das Heizgitter und die Daten verschwanden. Di Lauro nahm diese Dose fast jede Woche in Empfang. Di Lauro erschien jeden Tag um 18 Uhr beim Griechen und bestellte einen Espresso. Servierte die Bedienung jedoch einen Metaxa, war es das Zeichen für ihn, dass eine Dose übergeben wurde. Servierte man Espresso, fuhr Di Lauro mit einem Taxi wieder nach Hause. Stand ein Metaxa auf seinem Tisch, übernahm er zuerst die Dose und fuhr dann anschließend mit einem Taxi nach Hause. Dort öffnete er die Dose, nachdem der Mechanismus ‚Grünes Licht’ signalisierte, las die Daten, prägte sie sich ein und flüsterte sie zur Sicherheit Claudia ins Ohr. Es wurde nie etwas dokumentiert und es wurde nicht mehr gesprochen. Nur so lassen sich die Daten fehlerfrei auswendig behalten und jeden Beweis verhindern.
Di Lauro flüsterte die Daten am nächsten Morgen ins Ohr des Mannes der Reinigungsleute, der sich um diese Belange zu kümmern hatte und wartete sein bestätigendes Nicken ab. Dann ließ er sich die Daten selbst ins Ohr flüstern und erst dann, wenn er sie korrekt wiedergegeben bekam wusste Di Lauro, dass der Man der Reinigungsleute die Daten verinnerlicht hatte und aktiv werden konnte. Di Lauro wollte auf gar keinen Fall ein Risiko eingehen, bzw. seine Zuverlässigkeit in Frage stellen lassen. Auch interessierte er sich niemals für Details. Für ihn war nur wichtig, dass der Auftrag innerhalb des vorgegebenen Zeitfensters erledigt wurde. Die Bezahlung erfolgte jeweils wie gehabt per Attachékoffer beim Griechen. Kleinschmidt bekam seinen Anteil davon und
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