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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Arbeit, bis etwa um 20.30 Uhr die Zeitung bis auf die Titelseite fertiggestellt ist. Gewöhnlich findet ab 17 Uhr ein gestaffelter Schichtwechsel statt, damit auch das, was während der Nacht an Wichtigem passiert, berücksichtigt werden kann. Die Nachtschicht muß sich immer besonders auf Amerika konzentrieren, denn wenn der Präsident am Nachmittag in Washington eine wichtige Erklärung abgibt, ist es in London schon später Abend. Zuweilen ändert die Mettage während der Nacht bis zu fünfmal den Umbruch der ersten Seite, und bei einem Ereignis von gleicher Brisanz wie die Ermordung Präsident Kennedys – die erste Nachricht hiervon erreichte England am 22. November 1963 um 19 Uhr – wird die ganze Titelseite neu gesetzt und umbrochen, um der Sensation gerecht zu werden.
    »Es war sehr liebenswürdig von Ihnen, meinetwegen so früh hereinzukommen, Richard. Ich habe gar nicht gewußt, daß Sie hier erst so spät zu arbeiten anfangen. Man nimmt eben seine morgendliche Zeitung als etwas Selbstverständliches hin.«
    Richard lachte. »Das macht nichts. Sie werden zwar glauben, wir seien ein fauler Haufen, aber um Mitternacht, wenn Sie schon fest schlafen, ist bei uns Hochbetrieb. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich versuche, etwas über einen Landsmann von mir namens Harvey Metcalfe in Erfahrung zu bringen. Er ist ein namhafter Mäzen von Harvard, und ich möchte dem alten Knaben damit schmeicheln, daß ich alles über ihn weiß, wenn ich zurückgehe.« Stephen war selbst nicht sehr erbaut von dieser Notlüge, aber er befand sich schließlich in einer ungewöhnlichen Lage.
    »Warten Sie einen Moment hier. Ich sehe mal nach, ob wir irgendwelche Ausschnitte über ihn haben.«
    Stephen vertrieb sich die Zeit damit, die auf Compton-Millers Tafel aufgehefteten Schlagzeilen zu lesen – offensichtlich Stories, auf die dieser einigermaßen stolz war: ›Premier dirigiert Orchester in der Royal Festival Hall‹, ›Miß Welt liebt Tom Jones‹, ›Muhammed Ali sagt: 'Ich werde wieder singen!'‹
    Nach einer Viertelstunde kam Richard mit einer ziemlich dicken Akte für Stephen zurück.
    »Da können Sie sich drauf stürzen, Descartes. In einer Stunde bin ich wieder hier, und dann gehen wir einen Kaffee trinken.«
    Stephen nickte und lächelte dankbar. Descartes hatte nie die Probleme gehabt, mit denen er sich nun herumschlagen mußte.
    Die Akte enthielt alles, was Harvey Metcalfe die Welt von sich wissen lassen wollte – und auch ein wenig von dem, was er ihr lieber verschwiegen hätte. Stephen erfuhr von seinen jährlichen Europareisen, um in Wimbledon dabeizusein, vom Erfolg seiner Pferde in Ascot und von seiner Jagd auf Gemälde für seine Privatsammlung. William Hickey vom ›Daily Express‹ hatte seine Leser mit dem Bild eines feisten Harvey in Bermuda-Shorts ergötzt und mit der Information, daß er zwei bis drei Monate im Jahr auf seiner Privatjacht in Monte Carlo verbringe und im Casino spiele. Hickeys Ton war leicht abfällig. Das Metcalfe-Vermögen war zu jung, um achtbar zu sein. Stephen notierte alle Fakten, die er für sachdienlich hielt, und betrachtete gerade die Fotos, als Richard zurückkam.
    Sie gingen auf eine Tasse Kaffee in die Kantine im gleichen Stockwerk. Das Mädchen an der Kasse am Ende der Selbstbedienungstheke verschwand beinah in den Nebelschwaden von Zigarettenrauch.
    »Ich habe noch nicht alle Informationen, die ich brauche, Richard. Harvard möchte diesen Mann um einen ziemlich großen Betrag angehen – ich glaube, sie denken an ungefähr 1 Million Dollar. Wo kann ich noch etwas mehr über ihn herausbekommen?«
    »Bei der ›New York Times‹, möchte ich annehmen«, sagte Compton-Miller. »Kommen Sie, wir werden Terry Robards einen Besuch abstatten.«
    Die Londoner Niederlassung der ›New York Times‹ befand sich ebenfalls im fünften Stock des ›Times‹-Gebäudes am Printing House Square. Stephen dachte an das riesige ›New York Times‹-Gebäude in der 43. Straße und fragte sich, ob die Londoner ›Times‹, um Gleiches mit Gleichem zu vergelten, möglicherweise in New York in den Keller verbannt worden sei. Terry Robards war ein drahtiger Mann mit einem ständigen Lächeln auf den Lippen. Stephen fühlte sich sogleich von ihm angezogen – ein Effekt, den Terry im Laufe der Jahre fast unbewußt entwickelt hatte und der ihm bei den Nachforschungen für seine Stories außerordentlich zustatten kam. Stephen tischte wieder seine Notlüge über Metcalfe auf. Terry

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