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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Barrens in der Breite. Das ist bei Barren aus Scheideanstalten nicht weiter auffällig …«
    22
    Bastian kam zurück. Er brachte zwei kleine, feste Enten und zwei Pfund Kastanien mit und begab sich in die Küche.
    Thomas sah noch eine Weile dem begabten Zahnarzt zu, wie er die Gipsziegel herstellte. Dann ging er in die Küche, um hier zuzusehen. Dabei erstarrte er vor Widerwillen. Von Goldbarrenfälschung verstand er nichts. Von Enten verstand er eine ganze Menge. Und was hier mit einer Ente geschah, empörte seinen Feinschmeckerstolz.
    Menu • 5. Dezember 1940
    Thomas Lievens Ente begründet eine
    sagenhafte Freundschaft.
     
    Ente chinesisch mit gekochtem Reis
    Ente vom Rost mit gedämpften Maronen
    Götterspeise
    Ente chinesisch:
Man bereite eine nicht zu fette Fleischente wie üblich vor und entbeine sie dann. Man koche aus den zerkleinerten Knochen und dem Entenklein eine kräftige, kurze Brühe. – Man schneide das Entenfleisch in Stücke, lasse sie in einer Kasserolle goldbraun anbraten und bestäube sie dann mit Mehl, das man mitrösten läßt, bis es gelb ist. Man gieße mit der Knochenbrühe auf, füge eine enthäutete frische Tomate, einige gehackte Pilze und vier Gramm Glutamat hinzu und lasse alles eine halbe Stunde auf kleiner Flamme schmoren. – Man schneide einige Ananasscheiben auf Achtel, mische sie unter das Fleisch und lasse alles noch eine Viertelstunde schmoren. – Man reiche dazu locker und körnig gekochten Reis.
    Ente vom Rost:
Man bereite eine junge, nicht zu fette Ente in der üblichen Art vor und reibe sie innen und außen mit Salz ein. Man kann sie je nach Geschmack auch innen mit Knoblauch einreiben und verschiedene Kräuter hineinlegen. – Man lege die Ente mit der Brust nach unten auf den Grill im Ofen und gebe etwas Wasser in die darunterstehende Grillpfanne. Man grille bei mittlerer Hitze, bepinsele die Ente häufig mit dem ausgebratenen Fett, das sich in der Pfanne sammelt. –
    Man rechne als Bratdauer, je nach Größe, eine bis höchstens anderthalb Stunden. Man drehe die Ente in den letzten 20 Minuten mit der Brust nach oben. – Man bepinsele die gut gebräunte Haut der fertig gebratenen Ente mit kaltem Wasser und gebe noch für fünf Minuten gute Hitze, wodurch die Haut noch krosser und mürber wird. – Beigericht »Gedämpfte Maronen«: Man nehme soviel Maronen, wie man andernfalls Salzkartoffeln als Beilage benötigen würde, befreie sie von Schale und Haut und dämpfe sie in Salzwasser weich, achte darauf, daß sie nicht zerbröckeln. Man schwenke sie in Butter und gebe sie zu Tisch.
    Götterspeise:
Man nehme grobgeriebenes, sehr dunkles Brot – am besten Pumpernickel –, belege damit den Boden einer großen Glasschüssel und feuchte es mit etwas Kognak oder Kirschwasser an. Man gebe darauf eine Lage von gut abgetropften, eingemachten Sauerkirschen und darüber eine Lage Schlagsahne. Dann folgt wieder Brot und so fort, als letztes eine Lage Schlagsahne. – Man streue geriebene Schokolade darüber und verziere mit Kirschen. Man stelle die Speise kalt und lasse sie noch gut durchziehen.
    Kopfschüttelnd trat er neben Bastian, der mit aufgekrempelten Ärmeln beim Fenster arbeitete. Er hatte ein Tier ausgenommen und rieb die Fleischteile nun innen und außen mit Salz ein.
    »Was soll denn das?« fragte Thomas Lieven streng.
    »Was heißt, was soll denn das?« knurrte Bastian gereizt. »Ich mache eine Ente. Paßt Ihnen was nicht?«
    »Barbar.«
    »Was haben Sie gesagt?« Der Riese schluckte.
    »Ich habe Barbar gesagt. Ich nehme an, Sie wollen Ente vom Rost machen.«
    »Allerdings!«
    »Das eben nenne ich barbarisch.«
    »Sieh mal an!« Bastian stemmte die Fäuste in die Hüften, vergaß Chantals Ermahnungen, lief vor Wut rot an und brüllte:
    »Was verstehen Sie denn vom Kochen, Sie kleiner Klugscheißer?«
    »Ein wenig«, antwortete Thomas fein. »Jedenfalls so viel, um sagen zu können, daß Sie hier ein Verbrechen begehen.«
    »Ich war Schiffskoch. Und ich habe mein Leben lang Enten nur am Rost gemacht!«
    »Dann haben Sie Ihr Leben lang ein Verbrechen begangen. Von anderen nicht zu reden.«
    Im allerletzten Moment fielen Bastian die Ermahnungen Chantals ein. Er nahm sich wahnsinnig zusammen. Er legte beide Pfoten auf den Rücken, um zu verhindern, daß sie sich selbständig machten und etwas Unbedachtes taten. Seine Stimme klang gepreßt: »Und wie, hm, würden
Sie
eine Ente zubereiten, Monsieur Hunebelle?«
    »Selbstverständlich nur auf chinesische

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