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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Débouché sprach mit den Männern. Yvonne hörte es kaum. Widersinnig, unsinnig war, was sie dachte, was sie fühlte. Und doch, und doch: Mit einer Gewißheit, die schmerzte, wußte sie, daß sie diesen Captain Everett wiedersehen würde – irgendwann, irgendwo …
    Die Stimmen um sie her wurden lauter. Yvonne schrak auf. Sie bemerkte, daß ein Streit zwischen dem Bürgermeister Cassier, dem Töpfer Rouff und Professor Débouché entbrannt war. Der eitle Cassier schlug auf den Tisch: »Das hier ist meine Gegend! Ich kenne sie wie meine Tasche! Ich bestehe darauf, daß
ich
die Sprengaktion leite!«
    Ruhig sagte der Gelehrte: »Hier schlägt niemand auf den Tisch, mein Freund. Leutnant Bellecourt wird die Organisation leiten. Er ist Spezialist für Sprengungen. Sie werden tun, was er sagt.«
    »Mich kotzt das an, daß alles dem Leutnant übertragen wird«, ereiferte sich der Bürgermeister. »Wer hat das ›Maquis Crozant‹ gegründet? Rouff, ich und ein paar Bauern.«
    »Jawohl«, rief der Töpfer. »Leute aus der Gegend! Ihr andern seid alle erst später hinzugekommen.«
    Yvonne zwang sich, nicht mehr an Captain Everett zu denken. Sie sagte kalt: »Hört auf zu streiten. Es geschieht, was der Professor sagt. Es stimmt, daß wir später zu euch stießen. Aber wir haben dies Maquis erst richtig aufgezogen. Durch
uns
habt ihr ein Funkgerät bekommen.
Ich
habe euch das Funken beigebracht.«
    Der Bürgermeister und der Töpfer schwiegen. Aber über den Kopf Yvonnes hinweg sahen sie einander an, schlau und verschlagen, wie alte Bauern es tun …
    4
    Am 1. August 1943, um 23 Uhr 10, warf ein britischer Bomber, den die Deutschen erbeutet hatten, über dem Planquadrat 167 mt einen großen Spezialbehälter mit erbeutetem Plastiksprengstoff ab.
    Am 2. August 1943 erschien im Kraftwerk Eguzon ein gewisser Baurat Heinze von der OT Paris und besprach mit den leitenden deutschen Ingenieuren in allen Einzelheiten die Folgen der notwendigen Maßnahmen, die sich aus einer Sprengung der Brücke nahe der Staumauer ergaben.
    Am 3. August erschien Baurat Heinze beim Kommandanten eines Landesschützen-Bataillons, machte ihn zum Geheimnisträger und schärfte ihm ein, daß alle deutschen Wachmannschaften der »Pont noir« am 4. August zwischen 23 Uhr 15 und 0.30 Uhr fernbleiben sollten.
    Am 4. August um 0.08 Uhr flog die »Pont noir« programmgemäß mit ungeheurem Getöse in die Luft. Kein Mensch wurde verletzt.
    Am 5. August, um 21 Uhr, hockten die Gefreiten Schlumberger und Raddatz im Hotel »Lutetia« in Paris schwitzend vor ihren Apparaten. Hinter ihnen standen Thomas Lieven, Oberst Werthe und Hauptmann Brenner.
    »Nachtigall 17« meldete sich pünktlich. Schlumberger murmelte, während er mitschrieb: »Heute morst nicht das Mädchen. Heute ist einer von den Kerlen dran …«
    »Nachtigall 17« morste lange, so lange wie noch nie. Die Meldung nahm überhaupt kein Ende. Während Schlumberger noch aufnahm, begann Raddatz schon zu dechiffrieren. Der erste Teil der Meldung lautete so ähnlich, wie Thomas sie erwartet hatte:
    »… mission pont noir auftragsgemäß erledigt – gesamte brücke durch sprengung zum einsturz gebracht – zwanzig mann an operation direkt beteiligt – leutnant bellecourt vor aktion bein gebrochen – liegt bei freunden in eguzon – hier sendet emile rouff – professor débouché und yvonne dechamps sind in clermont-ferrand …«
    Werthe, Brenner und Thomas blickten dem dechiffrierenden Raddatz über die Schulter.
    Dieser Vollidiot da unten, dachte Thomas erbleichend, warum nennt er Namen?
    Ehe Thomas etwas tun konnte, fühlte er, wie der Gefreite Raddatz ihm auf den Fuß trat. Er sah zu dem Funker hinab. Ein Ausdruck des entsetzten Staunens stand in den Augen des Berliners. Gerade reichte Schlumberger ihm wieder einen Zettel herüber. Raddatz räusperte sich verzweifelt.
    »Was ist da los?« rief Brenner, wieselschnell hinzutretend.
    »Ick – ick – jar nischt!« erklärte der Berliner.
    Brenner riß ihm das Papier aus der Hand: »Geben Sie her, Mann!« Er hielt es hoch. Seine Brillengläser blitzten. »Hören Sie sich das mal an, Herr Oberst!«
    Thomas fühlte, wie eine Hand aus Eis nach seinem Herzen griff, als Brenner vorlas, was Raddatz soeben dechiffriert hatte:
    »Wir bitten von Aktion General de Gaulle zu berichten und ihm unsere wichtigsten und tapfersten Mitglieder bekanntzugeben – Lob und Auszeichnung würden Kampfmoral fördern …«
    O Gott, dachte Thomas, das kann doch

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