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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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Regierung.«
    »Das würde ich nicht tun, Mr. Lieven.«
    »Das werde ich doch tun.«
    »Das wird Ihnen leid tun.«
    »Das werden wir sehen. Ich weigere mich zu glauben, daß die ganze Welt ein Irrenhaus ist!« sagte Thomas Lieven.
    Ein Jahr später weigerte er sich nicht mehr.
    Und achtzehn Jahre später, als er des Nachts in einem Luxushotel zu Cannes sein Leben überdachte, war er überzeugt davon.
    Die ganze Welt ein Irrenhaus – das schien ihm die einzige profunde Wahrheit zu sein, an die man sich in diesem Jahrhundert des Wahnsinns noch halten konnte. Und sollte!
    5
    Am 28. Mai 1939, kurz nach Mitternacht, gab ein eleganter junger Herr in dem bei Feinschmeckern berühmten Lokal »Chez Pierre« am Place Graillon in Paris seine Bestellung auf: »Emile, wir nehmen ein wenig Horsd’œuvre, dann eine Krebsschwanzsuppe, dann Lendenschnitten mit Champignons. Zum Nachtisch, wie wär’s mit einer Coupe Jacques?«
    Der alte, weißhaarige Oberkellner Emile betrachtete den Gast lächelnd und voll Sympathie. Er kannte Thomas Lieven seit vielen Jahren.
    Neben dem jungen Herrn saß ein schönes Mädchen mit glänzendem schwarzem Haar und lustigen Puppenaugen in dem ovalen Gesicht. Mimi Chambert hieß die junge Dame.
    »Wir haben Hunger, Emile! Wir waren im Theater. Shakespeare, mit Jean Louis Barrault …«
    »Dann würde ich statt des kalten Horsd’œuvres warme Lachsbrötchen empfehlen, Monsieur, Shakespeare strengt an.«
    Sie lachten, und der alte Maître d’hôtel verschwand in der Küche. Das Lokal war ein langer, dunkler Saal, altmodisch gehalten, aber sehr gemütlich. Weit weniger altmodisch zeigte sich die junge Dame.
    Mimis weißes Seidenkleid war tief ausgeschnitten und seitlich eng gerafft. Zierlich und klein von Wuchs war die junge Schauspielerin – und stets gut aufgelegt, sogar schon morgens, unmittelbar nach dem Erwachen.
    Thomas kannte sie seit zwei Jahren. Er lächelte Mimi an, holte tief Atem: »Ah, Paris! Die einzige Stadt, in der man noch leben kann, mon petit chou. Wir werden uns ein paar schöne Wochen machen …«
    »Ich bin ja so froh, daß du wieder vergnügt bist, chéri! Heute nacht warst du so unruhig … Du hast in drei Sprachen durcheinandergeredet, ich habe nur das Französische verstanden … Ist etwas los mit deinem Paß?«
    »Wieso?«
    »Du hast dauernd von Ausweisung gesprochen und von Aufenthaltserlaubnis … Es sind jetzt so viele Deutsche in Paris, die Kummer mit ihren Pässen haben …«
    Er küßte gerührt ihre Fingerspitzen. »Mach dir keine Sorgen. Mir ist da eine dumme Geschichte passiert. Nichts wirklich Unangenehmes!«
    Er sprach mit ruhiger Überzeugung, er glaubte selbst an seine Worte: »Man hat mir Unrecht getan, verstehst du, mon chou? Ich bin betrogen worden. Das Unrecht besteht manchmal lange – ewig nie. Nun habe ich einen herrlichen Anwalt. Und die kleine Weile, die es dauert, bis man sich bei mir entschuldigt, will ich mich bei dir erholen …«
    Der Kellner trat heran. »Monsieur Lieven, da sind zwei Herren, die Sie sprechen wollen.«
    Arglos sah Thomas auf. Beim Eingang standen, verlegen grüßend, zwei Männer in nicht ganz sauberen Trenchcoats.
    Thomas erhob sich. »Ich bin gleich wieder da, ma petite.«
    Er ging zum Eingang. »Meine Herren, was kann ich für Sie tun?«
    Die beiden Männer in den zerdrückten Regenmänteln verneigten sich. Dann sprach der eine: »Monsieur, wir waren schon in der Wohnung von Mademoiselle Chambert. Wir sind Kriminalbeamte. Es tut uns leid, wir müssen Sie verhaften.«
    »Was habe ich getan?« fragte Thomas leise. Eigentlich hatte er lachen wollen …
    »Sie werden alles erfahren.«
    Der Alptraum geht also weiter, dachte Thomas. Er sagte freundlich: »Meine Herren, Sie sind Franzosen! Sie wissen, welche Sünde es ist, ein gutes Essen zu stören. Darf ich Sie bitten, mit meiner Verhaftung zu warten, bis ich gespeist habe?«
    Die beiden Kriminalbeamten zögerten.
    »Können wir unseren Chef anrufen?« fragte der eine.
    Thomas erlaubte es ihm. Der Mann verschwand in einer Zelle und kehrte sehr schnell wieder zurück. »In Ordnung, Monsieur. Der Chef hat nur eine Bitte.«
    »Nämlich welche?«
    »Ob er nicht vielleicht herkommen und mit Ihnen essen kann. Er sagt, bei einem guten Essen bespricht sich alles leichter.«
    »Schön, einverstanden. Aber wer ist, wenn ich fragen darf, Ihr Chef?«
    Die beiden Beamten sagten es ihm.
    Thomas ging zum Tisch zurück und winkte den alten Kellner herbei: »Emile, ich erwarte noch einen

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