Es muß nicht immer Kaviar sein
zusammenrollt, mit grobem Kristallzucker und geriebenen Mandeln oder Pistazien bestreut und sofort sehr heiß serviert.
»Leider nein, Lieven, der SD will Ihnen an den Kragen. Sie wissen doch, daß Brenner so seine Beziehungen zum SD hat, nicht wahr. Also, nachdem wir uns trennten, ging er noch rüber in die Avenue Foch. Schließlich haben wir den Petersen-Mord in Toulouse aufgeklärt. Und so redete er mit Winter. Zunächst stellte er etwas sehr Beruhigendes fest: Von der Reichskreditkassenschein-Schiebung hat der SD in Paris keine Ahnung. Aber dann begann Winter von Ihnen zu sprechen, Herr Lieven.«
»Soso, und was sagte er?«
»Er sagte … hm, er sagte, jetzt wären Sie endlich drin.«
Die Tür ging auf.
»Ach, da kommt ja schon wieder die süße Nanette«, rief Thomas händereibend, »und bringt die Parmesankoteletts.«
Das Mädchen errötete bis unter die Haarwurzeln. »Monsieur Lieven, isch bitten Sie, nischt zu sagen ›süße Nanette‹, wenn isch tragen Geschirr. Isch lassen sonst alles fallen und machen kapütt!« Sie servierte und bemerkte zu Werthe: »Monsieur ist die charmanteste Mann von die ganze Welt!«
Der Oberst nickte stumm und nahm Salat. Nanette ging wieder. Thomas sagte: »Nicht zu sehr gepfeffert, die Koteletts? Nein? Gut. Also ich bin drin? Und wieso, bitte?«
Brenner fragte leidend: »Kennen Sie eine Stabshauptführerin Mielcke?«
Thomas verschluckte sich. »Und ob ich diesen Drachen kenne, diesen widerlichen!«
»Na also«, sagte Brenner, »wegen der Mielcke stecken Sie drin.«
»Und kein Mensch kann Ihnen helfen, Lieven«, sagte Werthe und schnitt an seinem Kotelett herum. »Kein Mensch. Ich nicht. Canaris nicht. Niemand. Erzählen Sie weiter, Brenner.«
Der kleine Major erzählte weiter, was er von Winter erfahren hatte. Danach war die Stabshauptführerin Mielcke vor etwa einer Woche bei Sturmbannführer Eicher erschienen. Sie hatte angegeben, seinerzeit einen heftigen Zusammenstoß mit Sonderführer Lieven gehabt zu haben. Ferner hätte sie ihn in der Nacht des 21. September in einem Schlafwagenabteil des Schnellzuges nach Marseille gesehen. In Begleitung einer äußerst schönen und äußerst verdächtigen Frauensperson. Bei einer Kontrolle hätte sich herausgestellt, daß sie einen Ausweis der Abwehr Paris auf den Namen Madeleine Noël besaß.
»Riecht das nicht sauer?« hatte die Arbeitsführerin gefragt und dem Sturmbannführer Eicher empfohlen, doch einmal herumzuhören …
Das tat Eicher, der Thomas haßte, mit Freuden. Rasch stellte er fest, daß eine deutsche Kuriermaschine am 22. September eine gewisse Madeleine Noël von Marseille nach Madrid gebracht hatte. Von hier war sie nach Lissabon weitergeflogen. Eicher gab seinen Leuten in Lissabon die entsprechenden Weisungen. Die machten sich auf die Socken und stellten fest, daß eine Madeleine Noël am 23. September in Lissabon eingetroffen war. Sie lebte noch in der Stadt. Aber sie nannte sich nun Yvonne Dechamps.
Yvonne Dechamps … Irgendwann hatte Eicher den Namen gehört. Er sah in den Suchlisten nach. Und dann verzog ein triumphierendes Grinsen sein Gesicht. Yvonne Dechamps, Assistentin von Professor Débouché, wurde seit Wochen als gefährliche Widerstandskämpferin von der Gestapo gesucht. Und Thomas Lieven hatte sie in Sicherheit gebracht – mit einem Ausweis der Deutschen Abwehr!
»Winter erzählte mir, daß sich Eicher bereits mit Berlin in Verbindung gesetzt hat«, sagte Brenner und zerschnitt eine Salzkartoffel mit dem Messer, was man nicht tun soll. »Mit Himmler.«
»Mit dem Schwager von Herrn Redecker«, sagte der Oberst. »Und Himmler wandte sich an Canaris. Und Canaris hat mich vor einer halben Stunde angerufen. Er ist wütend. Sie wissen, wie gespannt unsere Beziehungen zum SD sind! Jetzt noch so was! Es tut mir leid, Lieven, Sie sind ein netter Kerl. Aber ich bin mit meinem Latein zu Ende. Der SD erhebt Anklage gegen Sie. Sie kommen vor ein Kriegsgericht, da ist nichts zu machen, und …«
»Doch, doch«, sagte Thomas.
»Bitte?«
»Ich glaube, da ist noch eine Menge zu machen, Herr Brenner. Ich warne Sie, essen Sie nicht zuviel Fleisch. Es gibt noch eine Delikatesse: Schokoladenpalatschinken.«
»Machen Sie mich nicht wahnsinnig, Lieven!« schrie Werthe. »Quatschen Sie nicht dauernd vom Essen! Was ist da noch zu machen?«
»Der SD will mich hochgehen lassen. Wohlan, dann werden wir Herrn Redecker hochgehen lassen. Was haben wir heute? Dienstag? Gut. Dann werde ich mich für morgen
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