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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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kleingehackte Zwiebeln in Butter weich, aber keinesfalls braun, gebe das Fleisch hinein und lasse es auf jeder Seite eine Minute anbraten. – Man schmecke mit Pfeffer und Salz gut ab und rühre dicke saure Sahne unter das Gericht, das man noch einmal aufkochen läßt.
    Zitronen-Soufflé:
Man nehme drei Eigelb und rühre sie mit drei Eßlöffeln Zucker schaumig. – Man gebe den Saft und die abgeriebene Schale einer halben Zitrone, einen halben Kaffeelöffel Kartoffelmehl oder Maizena und zuletzt den sehr steifen Schnee der drei Eiweiß hinzu. – Man fülle die Masse in eine gebutterte Auflaufform und lasse sie bei mäßiger Hitze im Bratofen backen, bis sie hochgegangen und die Oberfläche ganz leicht gebräunt ist. – Man gebe das Soufflé sofort in der Form zu Tisch, reiche Biskuits dazu.
    »Haben Sie eine Ahnung, wieviel Schnaps es auf einmal geben wird, wenn Bastian einen ordentlichen Chauffeur und Sie einen ordentlichen Kommissar spielen«, sagte Thomas. »Los, jeder noch einen Teller. Nach dem Essen gehen wir einkaufen.«
    »Was?«
    »Was dazugehört. Schwarze Ledermäntel. Pelzmützen. Schwere Schuhe.« Thomas senkte die Stimme. »Hier im Hotel wohnt seit Kriegsende eine sowjetische Delegation. Fünf Mann. Ihre Aufgabe ist es, sich um alle Sowjetbürger in Frankreich zu kümmern. Wißt ihr, wieviel das sind?«
    »Keine Ahnung.«
    »Über fünftausend. Und mit ihnen allen ist dasselbe los …« Indessen seine beiden Gäste, Borschtsch, die beste Suppe der Welt, löffelnd, ihm andächtig lauschten, erzählte ihnen Thomas, was mit allen Sowjetbürgern in Frankreich los war …
    10
    Zwei Tage später hielt ein schwarzer Pontiac vor dem »Ministère du Ravitaillement«, in welchem sich die französische Alkoholverwaltung befand. Ein Chauffeur in schwarzem Ledermantel, eine Pelzmütze auf dem roten Igelhaar, riß den Schlag auf. Ein Herr in Ledermantel und Pelzmütze stieg aus, betrat das große, graue Gebäude, fuhr mit dem Lift in den dritten Stock empor und ging daselbst in das Büro eines Mannes mit Namen Hippolyte Lassandre, der ihm mit ausgebreiteten Armen entgegenkam.
    »Mein lieber, sehr verehrter Monsieur Kutusow, ich war es, mit dem Sie gestern telefonierten. Legen Sie ab. Nehmen Sie Platz.«
    Monsieur Kutusow, der unter dem schwarzen Ledermantel einen ziemlich zerdrückten, blauen Konfektionsanzug und an den Füßen schweres Schuhwerk trug, zeigte sich sehr aufgebracht. »In der Haltung Ihres Ministeriums sehe ich einen feindseligen Akt, den ich nach Moskau melden werde …«
    »Ich bitte Sie, flehe Sie an, lieber Monsieur Kutusow – lieber Kommissar Kutusow, tun Sie das nicht. Ich bekomme den schlimmsten Ärger mit dem Zentral-Komitee!«
    »Was für einem Komitee?«
    »Der Kommunistischen Partei Frankreichs, Genosse Kommissar. Ich bin Parteimitglied! Ich versichere Ihnen, es war wirklich nichts als ein Versehen.«
    »Daß man fünftausend Sowjetbürger seit Monaten bei der Alkoholzuteilung übergangen hat?« Der falsche Kommissar lachte höhnisch. »Ein Versehen, was? Komisch – die britischen und amerikanischen Staatsbürger in Ihrem Land erhielten Alkohol. Aber die braven Bürger
meines
Landes, das vor allen andern Ländern die Faschisten geschlagen hat …«
    »Sprechen Sie nicht weiter, Genosse Kommissar, ich bitte Sie! Sie haben ja recht. Es ist unverzeihlich! Aber es soll gutgemacht werden, schnellstens!«
    Kommissar Kutusow erklärte: »Ich fordere im Namen der Sowjetunion selbstverständlich auch die Nachlieferung der Zuteilung für alle vergangenen Monate.«
    »Selbstverständlich, Genosse Kommissar, selbstverständlich …«
    Daß die in Frankreich lebenden Sowjetbürger keine Alkoholzuteilung erhielten, hatten Thomas Lieven von Zizi erfahren. Zizi war eine schlanke Rotblonde, die in Paris in einem florierenden Haus arbeitete. Thomas kannte sie noch aus dem Krieg. Zizi liebte Thomas. Im Krieg hatte er ihren Freund vor der Verschleppung nach Deutschland gerettet. Es ging ihr prima, erzählte ihm Zizi. Vor allem, seit diese Russen in der Stadt seien. Die wären sozusagen Stammgäste in ihrem Etablissement.
    »Was für Russen?« wollte Thomas wissen.
    »Na, diese Kommission, die im ›Crillon‹ wohnt. Fünf Kerle. Kräftig wie Bären, sage ich dir.
Das
sind Männer!«
    Zizi berichtete, daß die fünf Sowjetbürger ganz entzückt von den Dekadenzerscheinungen des kapitalistischen Westens waren. Allerdings vernachlässigten sie darob ihren Dienst auf das ärgste. Sie sollten sich um

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