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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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als er sich im Auftrag des französischen »Kriegsverbrecher-Suchdienstes« ein paar Tage hier aufhielt mit der Order, einen italienischen General zu verhaften.
    Vor etwa drei Wochen war Thomas nun wieder in Neapel erschienen und hatte Luigi gebeten, einmal herumzuhören, wer in Norditalien Wein kaufte und bei wem und in welchen Mengen – und zwar für Deutschland bestimmten Wein.
    Luigi berichtete: »Meine Kumpels waren in Bozen und in Meran und in Piave de Cadere und in Sarentino und in Bresanzone. Überall da oben wird seit einem Jahr Wein wie verrückt gekauft – Hunderttausende von Litern! Aber heimlich, ganz heimlich.«
    »Und nach Deutschland geschmuggelt?«
    »Ach woher, Junge! Richtig deklariert und mit der Bahn rübergefahren!«
    »Es darf aber doch kein ausländischer Wein in Deutschland verkauft werden!«
    »Dieser Wein wird ja in Deutschland auch nicht verkauft – angeblich.« Luigi rieb sich die Hände, schlug sich auf den Bauch und schrie vor Lachen: »Das ist Meßwein!«
    »Meßwein?«
    »Ja, Baby, ja. Meßwein! Ein Geschenk katholischer italienischer Bürger an die katholischen Kirchen in Deutschland!
Geschenk!
Verstehst du, wie genial der Trick ist?« Luigi konnte sich gar nicht beruhigen. »Geschenke fallen nicht unter die Importbestimmungen der Amerikaner! Mit Geschenken werden ja keine Geschäfte gemacht! Für Geschenke gibt es Einfuhrlizenzen bei der JEIA !« Thomas fühlte, wie ihm plötzlich kühl wurde. Er fragte leise: »Und wer ist der Empfänger in Deutschland?«
    Luigi verschluckte sich vor Lachen: »Der Wein geht an die Adressen von drei Klöstern in Bayern. Aber eigentlicher Bestimmungsort und Empfänger ist in allen Fällen der Abt eines Stiftes, er heißt …«
    »Waldemar Langauer«, sagte Thomas erstickt.
    »Ja«, sagte Luigi, »woher weißt du das?«
    Der Abt Waldemar Langauer – verstrickt in eine gigantische Weinschiebung? Thomas konnte es nicht fassen. Er hatte den Abt gesehen, er hatte mit ihm gesprochen. Er irrte sich nicht. Das war kein Mann, der schmutzige Sachen machte!
    Aber was ging dann hier vor? Wer mißbrauchte den Namen des geistlichen Würdenträgers in so schamloser Weise?
    Thomas fuhr nach Norditalien. Tagelang trieb er sich herum, bestach Eisenbahner, Zöllner, Transportarbeiter, sah die Einfuhrlizenzen der JEIA .
    Thomas stellte fest, daß der deutsche Umschlagbahnhof für die Weintransporte ein Ort namens Rosenheim war. Er führte ein paar lange Telefongespräche. Daraufhin tauchte am 28. September auf dem Bahnhof von Rosenheim ein freundlicher Geselle mit roten Bürstenhaaren und Bärenkräften auf. Er nannte sich Gustave Aubert und wies Papiere auf diesen Namen vor. Er sah Bastian Fabre ähnlich wie aus dem Gesicht geschnitten. Und das war kein Wunder …
    Der arbeitswillige Franzose – »Isch bin eine ehemalige Fremdarbeiter, die bleiben möchte in Deutschland, weil isch mich fühle wohl ’ier in Bayern!« – gewann sogleich die Sympathie der einheimischen Arbeiter. Er belud Lastautos. Mit Fässern voll italienischem Wein. Er lernte die Chauffeure dieser Lastautos kennen. Sie kamen nachts. Sie holten den italienischen Wein ab. Angeblich zu drei bayerischen Klöstern. Sie waren sehr wortkarg. Und verprügelten den Franzosen einmal, als er zu neugierig wurde. Er ließ sich – zum erstenmal in seinem Leben – verprügeln. Er dachte an die Maxime seines Freundes Thomas Lieven: »Mut beweist man nicht mit der Faust allein. Man braucht auch den Kopf dazu.« Er hatte etwas herausgefunden, das besser und wertvoller war als ein Sieg über deutsche Chauffeure nach den klassischen Regeln des technischen K. o. Er hatte die Fahrbefehle und Fahrzeugbriefe der Chauffeure gesehen. Er wußte jetzt, wem jeder einzelne Laster gehörte, der den »Meßwein« abholte. Er wußte jetzt, in wessen Auftrag die Chauffeure fuhren.
    17
    »Mein Freund Bastian Fabre, Hochwürden, ist bereit zu beeiden, daß alle diese Chauffeure im Auftrag von Herrn Herbert Rebhahn fuhren und fahren«, sagte Thomas Lieven. Es war hoher Mittag am 19. Oktober 1948. Thomas stand vor dem Fenster des großen Zimmers, in dem Abt Langauer zu arbeiten pflegte.
    Der Gottesmann sah um Jahrzehnte gealtert aus. Seine Hände öffneten und schlossen sich mechanisch. In seinem Gesicht zuckte es. »Furchtbar«, sagte er. »Das ist die größte menschliche Enttäuschung meines Lebens. Ich bin betrogen worden. Ich wurde das Opfer eines Schurken.«
    Und der Abt erzählte …
    Im Mai 1946 war Herbert

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