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Es muß nicht immer Kaviar sein

Es muß nicht immer Kaviar sein

Titel: Es muß nicht immer Kaviar sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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schrillte – schrillte – schrillte.
    Immer noch in Pantoffeln und Morgenrock, kam Thomas Lieven in Estrellas Schlafzimmer geschliddert. Der Chauffeur des roten Taxis und zahlreiche Passanten hatten sich in der letzten Viertelstunde über seine seltsame Bekleidung ebenso gewundert wie Estrellas Stubenmädchen, aber das war dem lebenslang mit größter Eleganz gekleideten Thomas egal. Ihm war jetzt alles egal! Er wußte: Nun ging es um seinen Hals!
    Er riß den Hörer hoch: »Hallo?«
    Dann lächelte er erleichtert, denn er kannte die Stimme, die sich meldete. Sie gehörte einem Freund, dem einzigen Freund, den er jetzt noch hatte.
    »Leblanc, hier ist Lindner …«
    »Gott sei Dank, Lindner, ich wollte Sie auch gerade anrufen. Wo sind Sie?«
    »Im Hotel. Hören Sie, Leblanc, ich versuche seit Stunden, Sie zu erreichen.«
    »Jaja, schon gut. Ich hatte ein unangenehmes Erlebnis – mehrere unangenehme Erlebnisse … Lindner, Sie müssen mir helfen … Ich muß mich verstecken, bis unser Schiff geht …«
    »Leblanc!«
    »… man darf mich nicht mehr sehen, ich …«
    »Leblanc! Lassen Sie mich endlich reden!«
    »Bitte.«
    »Unser Schiff geht nicht.«
    Thomas sank auf das Bett der Konsulin, die hinter ihn getreten war und angstvoll ihre kleine Faust an den aufregenden Mund preßte. Thomas ächzte: »Was sagen Sie?«
    »Unser Schiff geht nicht!«
    Schweiß trat auf Thomas Lievens Stirn. »Was ist passiert?«
    Die Stimme des Wiener Bankiers klang hysterisch: »Ich hatte schon seit Tagen ein böses Gefühl. Unsere Reederei betrug sich so eigenartig – ich habe es Ihnen verschwiegen, um Sie nicht zu beunruhigen. Heute morgen habe ich es erfahren …«
    »Was erfahren?«
    »Unser Schiff ist von den Deutschen gekapert worden!«
    Thomas schloß die Augen.
    »Was ist – was ist …?« rief die arme Konsulin bebend.
    Thomas stöhnte in die Muschel: »Und – und ein anderes Schiff?«
    »Unmöglich! Auf Monate hinaus alles ausgebucht! Wir dürfen uns nichts vormachen, Leblanc – wir sitzen in Lissabon fest – hallo – Leblanc, haben Sie mich verstanden?«
    »Jedes Wort«, sagte Thomas Lieven. »Sie hören von mir, Lindner. Leben Sie wohl – wenn Sie das unter den Umständen noch können.« Er legte auf und stützte den Kopf in die Hände. Plötzlich roch er wieder das Chloroform. Plötzlich war ihm wieder übel. Er fühlte sich schwindlig und zu Tode erschöpft.
    Was jetzt?
    Nun saß er in der Falle. Nun konnte er nicht mehr damit rechnen, ihnen zu entkommen, den Deutschen, den Engländern, den Franzosen – allen, die er hereingelegt hatte.
    »Jean! Jean!« Die Stimme der schönen Konsulin drang an sein Ohr. Er blickte auf. Sie war neben ihm in die Knie gesunken, zitternd und schluchzend. »Sprich doch! Sag doch ein Wort! Erzähle deiner armen Estrella, was geschehen ist!«
    Er sah sie schweigend an. Dann erhellte sich sein Gesicht, und seine Stimme klang sanft: »Schick das Mädchen fort, Liebling.«
    »Das Mädchen …«
    Menu • 9. September 1940
    Thomas Lieven kocht ungarisch.
    Dabei kommt ihm die rettende Idee.
     
    Champignons auf Toast
    Ungarisches Lecso
    Frische Birnen mit Käse
    Champignons auf Toast:
Man nehme feste kleine Champignons, wasche sie, entferne etwaige Unreinheiten und schneide sie blättrig. Dann dünste man sie in Butter weich, salze und pfeffere sie leicht und häufe sie auf dünne Weißbrotschnitten, die man auf beiden Seiten in Butter gelb angebraten hat. Man beträufle sie mit Zitronensaft und streue etwas feingehackte Petersilie darüber und gebe sie auf gut vorgewärmten Tellern zu Tisch.
    Sehr fein ist es, mit den Pilzen etwas feingehackte Schalotte, dann süße oder saure Sahne mitzudünsten, die fertigen Schnitten mit geriebenem Käse zu bestreuen und im Ofen kurz zu überbacken.
    Anmerkung:
Thomas Lieven hat sich für die erste Art der Zubereitung entschieden, weil er vor dem etwas massiven Hauptgericht nur einen leichten Appetithappen reichen will.
    Ungarisches Lecso:
Man schneide ein halbes Pfund Zwiebeln in Ringe, je hundert Gramm durchwachsenen Speck und derbe Knoblauchwurst in kleine Würfel und ein Pfund Hammelfleisch in etwas größere Stücke. Man entkerne zwei Pfund grüne Paprikaschoten, schneide sie in fingerlange und -breite Streifen und häute ein Pfund Tomaten ab.
    Man schmore Zwiebeln, Speck und Wurst zusammen an, gebe dann das Fleisch dazu, das auf allen Seiten angebraten wird. Dann füge man die Paprikastreifen dazu und etwas später die Tomaten. Das

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