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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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wette, er ruft heute abend an. Es ist, als wüßten sie, wenn man nicht mehr an sie denkt, und könnten das absolut nicht ertragen.«
    Ich hatte da so meine Zweifel.
    »Er ist sowieso zu jung für mich«, sagte ich
entschieden.
    »Sei nicht albern.«
    »Nein, echt. Er ist wirklich sehr unreif«, sagte
ich.
    »Das hat mit dem Alter nichts zu tun«, sagte
Jools, »soweit es Männer betrifft.«
    »Da hast du recht. Du hättest heute früh mal
Martin hören sollen...«
    »Das ist dein Chef, der dein Freund ist, mit dem
du aber nicht in die Kiste steigst, obschon das jedermann glaubt?«
    »Genau der. Heute früh kam er rein, und das
erste, was er sagt, ist: >Wirst du denn mit dem Arm in der Schlinge zu
irgendwas zu gebrauchen sein?< Und ich sagte zu ihm: »Können wir das noch
mal von vorne haben? Du mußt sagen: »Soph, wie nett von dir, zur Arbeit zu
kommen, wenn du solche Schmerzen hast«, und ich muß sagen: »Geht schon in Ordnung,
Boß, mit der Tipperei läufts vielleicht ein bißchen langsamer, aber ich beiß’
halt die Zähne zusammen.« Statt dessen ist er total muffig, weil ich die
Hochzeit verlassen habe, ohne mich zu verabschieden — ich war auf dem Weg ins
Krankenhaus, Herrgott noch mal — , was deshalb so heuchlerisch ist, weil er
auch nicht daran gedacht hätte, mir Lebewohl zu sagen, wenn er es bloß
geschafft hätte, Arnies Tochter abzuschleppen...«
    »Das ist keine Unreife, das ist Eifersucht«,
stellte Jools fest. »Bist du sicher, daß er nicht in dich verknallt ist?«
    »Ganz sicher«, sagte ich, obschon ich Martin
dabei erwischt hatte, mich ziemlich seltsam anzuschauen, als Dave und ich aus
dem Garten zurückkamen und sahen, wie Mutter und Reg >sich zurückzogen<.
     
    Als ich im großen Spiegel der Hotelhalle einen
Blick auf mein ramponiertes Selbst erhascht hatte, war mir klargeworden, daß es
ziemlich offensichtlich war, was Dave und ich gerade getrieben hatten. Es ging
nicht so sehr darum, daß mein Kleid im Rücken extrem zerknittert war und
Grasflecken aufwies, wo der Stoff in den Rasen gedrückt worden war, und auch
nicht um die Knutschflecken an meinem Hals (ich habe sehr helle Haut, und schon
ein etwas übereifriger Kuß hinterläßt eine Spur) — es lag eher daran, daß mein
Körper sozusagen glühte vor sexueller Erwartung. Unbefriedigter sexueller
Erwartung, wie sich dann herausstellte.
    Ich schob den Gedanken von mir, ich sei das
Objekt von Martins unerwiderter Leidenschaft. So waren die Männer einfach
nicht, oder? Wenn sie wüßten, wie sich das anfühlt, würden sie die Frauen gewiß
nicht so leiden lassen, wie sie es tun.
    Jools fand, das sei ein typisch weibliches
Argument.
     
    Martin war auf einer Planungskonferenz mit all
den anderen Vizepräsidenten der Bank. Ich verbrachte den größten Teil des Nachmittags
damit, mit Dan zu telefonieren. Er war in New York, um die amerikanische
Veröffentlichung seines Buches vorzubereiten, und er hatte gerade nichts zu
tun. Er sagte, er habe angerufen, um mich zu seiner Präsentationsfeier
einzuladen, die in ein paar Wochen im Groucho Club stattfinden würde, aber ich
spürte, daß er reden wollte. Also rief ich ihn in seinem Hotel zurück und
fragte ihn, was das Problem sei. Anscheinend hatten er und Donny, sein
langjähriger Lebensgefährte, im Moment ziemliche Schwierigkeiten miteinander.
    »Er sagt, er hat es satt, daß in meinen Büchern
immerzu Leute sterben. Im ersten begeht der Liebhaber der Hauptperson
Selbstmord, und in diesem hat der Freund des Helden Aids. Donny glaubt, daß ich
im Unterbewußtsein versuche, ihn loszuwerden. Das ist ja so typisch für Donny,
zu denken, daß alles, was irgend jemand tut, sich um ihn dreht. Von unseren
Freunden sind genug gestorben, daß ich weiß, wie das ist, um Himmelswillen.«
    »Nun, die Figur ähnelt Donny sowieso nicht im
geringsten«, sagte ich.
    »Könntest du ihm das sagen, Soph? Dir würde er
es glauben. Ehrlich, er veranstaltet ein derartiges Theater. Das macht das
Leben äußerst schwer.«
    »Vielleicht hat er ja Schwierigkeiten, mit
deinem Erfolg zu Rande zu kommen.«
    Bis sein erster Roman für eine Riesensumme nach
Amerika verkauft worden war, war Dan der Stillere der beiden gewesen. Donny gab
sich stets weitaus lauter und betont erfolgreich. Nun, angesichts der
Rezession, liefen seine Geschäfte als Innenarchitekt — eine typische Sache aus
den achtziger Jahren — nur stockend, und obschon er versuchte, sich stilistisch
anzupassen (er hatte sich beispielsweise einen Vorrat an

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