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Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Es soll Liebe sein: Roman (German Edition)

Titel: Es soll Liebe sein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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mich ganz deutlich als Teenager, immer auf dem Weg nach draußen. Leider konnte ich im Moment nirgendwohin nach draußen entkommen. Und alle belatscherten mich auszugehen.
    Betsy sagte: »Du musst unter Menschen«, als würde ich mit einer anderen Spezies herumhängen. Sie sagte es, wenn sie sah, dass ich eine dritte Jacke überzog und nur eine Toblerone zum Mittagessen aß. Sie hatte vier Töchter großgezogen und konnte weibliches Essverhalten deuten, wie eine weise alte Zigeunerin in Teeblättern las. »Wenn du mehr unter Menschen gehst, kommst du aus deinem Tief heraus.«
    Ich sagte: »Das kann man nicht erzwingen. Ich bin zu müde. Nach einem Tag im Büro bin ich nur noch zu einer Dose Spaghetti und Inspektor Morse fähig.«
    Betsy reichte mir ein Stück des neuesten Kuchens. »Du würdest dich bald erholen, wenn du etwas zu tun hättest. Ich werde mit Jonah und Hazel sprechen.« Die liebe Betsy, wie sie jede Gelegenheit ergriff, auf diese beiläufige Art »Jonah-und-Hazel« zu sagen – sie freute sich so, dass Jonah letztendlich aus ihrer Mansarde ausgezogen war. »Ich weiß, dass sie dich gerne zum Essen einladen würden.«
    Ich spürte diesen hässlichen kleinen Stich der Eifersucht, wenn ich über Hazels glückliche Verkuppelung nachdachte. Phoebes Verlust hatte mich nicht zu einem besseren Menschen gemacht. Ich hatte Betsys Freundlichkeit nicht verdient. Ich versuchte nicht einmal, es ihr gleichzutun. Ich konnte mich nur klein und schlecht behandelt und übersehen fühlen. Der gleiche Wurm der Eifersucht hielt mich von Annabel fern, mit ihrem bewundernden Ehemann und den erwarteten Zwillingen. Annabel war glücklich und hatte mit einer Verliererin wie mir nichts zu tun. Die gewaltige Unfairness des Lebens erstaunte mich immer wieder. Ich hatte Ben und Annabel und Hazel und Jonah zusammengebracht. Ich hatte während meiner Karriere als Kupplerin noch mehr Paare zusammengebracht – aber ich hatte vergessen, jemanden für mich selbst zu finden. Ich fühlte mich vor lauter Selbstmitleid stachelig und gemein.
    »Hazel kann nicht kochen«, sagte ich.
    Betsy nahm ihr Strickzeug auf. »Tatsächlich übernimmt weitgehend Jonah das Kochen. Er arbeitet im Moment nur in Teilzeit im Heath, und Hazels Arbeitszeiten sind grotesk. Er macht einen wundervollen Linseneintopf.«
    »Lecker«, sagte ich mürrisch.
    »Nun, es täte dir gut, etwas Gesundes zu essen. Wie lange ist es her, seit du eine warme Mahlzeit zu dir genommen hast?«
    »Betsy, deine Sorge berührt mich tief, aber bitte mach dir -keine Gedanken – ich lebe nicht von Pot Noodles.«
    »Mir gefällt die Vorstellung nicht, dass du so viel Zeit allein verbringst. Warum besuchst du die Darling-Jungs nicht häufiger?«
    »Sie sind beschäftigt.« Ich ging in Abwehrstellung, weil mein Herz jedes Mal einen Satz tat, wenn das Telefon klingelte, aber es war nie Fritz. »Sie müssen das Haus in Ordnung bringen, damit sie es verkaufen können.«
    »Die Armen«, sagte Betsy augenblicklich voller Mitgefühl. »Das muss sehr schwer sein.«
    Der kalte Nebel um mich herum hob sich gerade weit genug, dass ich mich schämte. Ich erkannte, dass ein Symptom meines Kummers Selbstsucht war. Ich hatte mir so Leid getan, dass ich nicht einmal überlegt hatte, wie schlimm das alles für Fritz und Ben sein musste.
    Und hatte ich nicht versprochen, den Kontakt mit Fritz zu halten? Ich wartete, bis Betsy mit der Tagespost nach unten gegangen war, und rief ihn an. Er hatte Phoebes Spruch auf dem Anrufbeantworter durch einen knappen, eigenen Spruch ersetzt. Ich stammelte einige lahme Worte, dass ich hoffte, es ginge ihm gut, und bot eher widerwillig Hilfe mit dem Haus an.
    Er rief ungefähr zehn Minuten später zurück, während Betsy uns gerade eine Kanne Tee kochte. Der Kessel dröhnte auf dem Aktenschrank neben mir, und ich musste ihn bitten, lauter zu sprechen.
    Er klang belustigt. »Ich fragte, ob du irgendwann vorbeikommen willst?«
    »Ja. Das wäre schön.« Er wollte mich. Meine Laune hob sich ein paar Grad über null.
    »Ich möchte dir etwas geben.«
    »Was?«
    »Das werde ich dir jetzt nicht erzählen. Komm einfach vorbei.«
    Betsy rief: »Sie hat heute Abend nichts vor!« (Welch hyperempfindliche Ohren diese Frau hat – ich hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass in ihrer Nähe keine Privatgespräche möglich waren.)
    »Großartig, ich auch nicht«, sagte Fritz forsch. »Dann komm nach der Arbeit her.«
    Es war für mich entschieden worden. Trauer hindert einen daran,

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