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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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leistete. So viel Besitz anzusammeln, dass sich das lohnt, gelang unter Millionen Frauen in Deutschland nur einer Handvoll. Die andere Handvoll hatte das Vermögen geerbt. Aber Männer wie Jochen oder Otto hatten es in einem Arbeitsleben geschafft, reich zu werden. Und für beide war sparen garantiert nicht das oberste Lebensziel. »Karl Kleemann?«, fragte sie. »Hat der auch denselben Vermögensberater?«
    »Kleemann doch nicht.« Otto lachte. »Finanziell spielt ja sogar Andreas in einer höheren Liga, obwohl der als Hausarzt nun wirklich nicht die große Kohle scheffelt. Kleemann ist Professor. An einer Fachhochschule.« Es klang nicht so, als sei Otto wahnsinnig davon beeindruckt. »Das wirft nur ein überschaubares Gehalt ab. Er hat zwar ein gewisses Renommee und darf ab und zu mal ein Privathaus planen, aber er hat schon vor Jahren den Anschluss verpasst. Die Projekte in Dubai oder China, da, wo wirklich Geld verdient wird, die klotzen inzwischen andere hin. Nein, der braucht keinen Vermögensberater. Dem macht eine seiner Ex-Freundinnen die Steuererklärung.«
    »Das heißt, er hat in der Krise auch kein Geld verloren?«
    »Wo nichts ist, kann man auch nichts verlieren, Schätzchen. Vielleicht sind ein paar Aktien in den Keller gerutscht, aber nichts Bedrohliches. Außerdem ist er doch Beamter. Was soll ihm da schon passieren? Kann sein, dass er am Ende über uns lachen wird.« Er starrte lange in sein Rotweinglas, als überlegteer, ob er sich noch einen Schluck leisten könnte, dann trank er das Glas leer.
    Stella beobachtete einen schwarzen Vogel, der in der Wiese herumpickte und fragte sich, ob sie jetzt tatsächlich einen der unwahrscheinlichen Momente erwischt hatte, in denen sogar Otto sein Leben in Frage stellte. Aber das konnte eine Täuschung sein.
    »Woran denkst du?«, fragte er.
    »Dass Valerie schwanger war«, sagte sie. »Mit Zwillingen. Und dass drei potenzielle Väter sich gemeldet haben.«
    »Interessant«, sagte Otto. »Obwohl mich das bei Valeries Männerverschleiß nicht wirklich überrascht. Weißt du denn, wer in Frage kommt?«
    Stella zählte ihm alle Möglichkeiten auf und verschwieg auch nicht Lucas Beteiligung.
    »Ach du heiliger Strohsack!« Das Szenario überraschte ihn dann doch. »Was für eine Schlampe.«
    »Moment mal.« Irma griff mit pädagogischen Absichten in das Gespräch ein. »Was heißt hier Schlampe? Valerie war ein lebenslustiges Mädchen, das Spaß am Sex hatte. Deswegen ist sie noch lange keine Schlampe. Außerdem drei Männer, die denken, sie könnten der Vater sein. Haben die noch nie etwas von der Existenz von Kondomen gehört? Sie tragen ja wohl genauso viel Verantwortung für eine Schwangerschaft wie die Frau.«
    Otto hob beide Hände in die Höhe, als stünde er vor der Mündung eines Revolvers. Aber er lächelte. »Schon gut, schon gut. Dann sind die Männer eben Dummköpfe. Auch okay.«
    »Nein, nicht okay.« Irma war nicht mehr zu stoppen. »Karl und Jochen benutzen das Mädchen für ihre Machtspiele, sogar über ihren Tod hinaus. Und dann wird sie auch noch als Schlampe beschimpft. Das geht zu weit.«
    Immer wieder einmal gab es Momente, in denen Stella ihre Mutter aufrichtig liebte und verehrte. Selten zwar und sie kamen immer unverhofft, aber dies war so ein Moment. Und dabeihatte Irma Valerie noch nicht einmal besonders gemocht. Sie streichelte Irma beruhigend den Arm.
    »Mea culpa«, sagte Otto, der das weithin bekannte deutsche Wort Entschuldigung einfach nicht über die Lippen brachte. »Aber eines darf ich noch hinzufügen. Ein Mädchen war sie nicht mehr. Sie war, soweit ich weiß, Mitte dreißig, da ist man schon ziemlich erwachsen.«
    »Frau, Mädchen. Ist doch egal.« Irma regte sich schon wieder auf. »Aber keine Schlampe, Nutte, Hure, Fotze …« Ihr ging das Vokabular aus.
    Otto wollte noch nicht aufgeben. »Junge Frauen nennen sich doch selber Schlampe. Das schreiben die sich doch sogar auf T-Shirts auf die Brust . Vorsicht, Schlampe oder so ähnlich. Die sind richtig stolz drauf.«
    Irma blitzte ihn zornig an, stand auf und ging. Sie überließ es Stella, den Unterschied zu erklären. »Das ist wie bei den Schwarzen.« Stella bemühte sich um einen sachlichen Ton. »Die nennen sich untereinander auch Nigger. Aber wehe, ein Weißer tut das. Dann ist es eine Beleidigung.«
    »Rapper bezeichnen ihre Frauen doch auch als bitch .« Otto wehrte sich verzweifelt, in dieser Auseinandersetzung als Verlierer dazustehen. Als hätte er in einer

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