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Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte

Titel: Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ljudmila Petruschewskaja
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sie sich leicht und glücklich, sie weinte nicht, dachte nicht an die Zukunft, spürte keine Sorgen.
    Als ob das Schrecklichste im Leben hinter ihr lag.

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    Gott Poseidon
    Zufällig entdeckte ich in einer Ortschaft am Meer meine Freundin Nina, eine nicht mehr ganz junge Frau, mit ihrem halbwüchsigen Sohn. Nina nahm mich mit nach Hause, und ich bekam etwas Erstaunliches zu sehen. Allein schon der Hausflur, hallend, hoch, mit Marmortreppe, und dann die Wohnung mit grauem Teppich ausgelegt, vorherrschend die Farben dunklen Holzes und feuerroten Tuchs. Diese ganze Pracht sah aus wie eine Abbildung im Journal »Art & Décoration«, die Kunst des Dekorierens, und auch das Bad, ebenfalls mit grauem Teppich ausgelegt, mit blauem Marmorwaschbecken und Spiegeln – einfach ein Traum! Ich traute meinen Augen nicht, Nina aber hatte noch immer ihren gequält-ausweichenden Blick, sie führte mich in ein Zimmer mit drei sperrangelweit geöffneten Türen, ein wenig dunkel, doch ebenfalls geschmackvoll eingerichtet, mit überraschend vielen ungemachten Betten. »Sag mal, hast du geheiratet?«, fragte ich Nina, aber da war sie schon durch eine der Türen verschwunden, sie machte einen gehetzten Eindruck, wie eine geschäftige Hausfrau, die allerdings nichts anrührte. Ich erinnere mich an einen prachtvollen Raum, wie ein Hotelzimmer, mit Wandschränken, vier Meter Länge in jede Richtung, und mit Kleidern auf Kleiderbügeln. Wie war bloß dieser Reichtum, dieser Überfluss über die arme Nina gekommen, die niemals auch nur ordentliche Wäsche gekannt, die einen einzigen ewigen Wintermantel und drei Kleider hatte, eins schrecklicher als das andere? Sie hatte geheiratet, doch wohin, hierhin, in diese Wildnis, in die Ödnis am Meer, wo die Menschen nicht leben, sondern auf den Sommer warten, wenn man Zimmer vermieten kann. Und hier all diese Treppen, Korridore, Durchgänge, und obendrein verließ ich die Wohnung durch die falsche Tür und fand mich im Nachbarflur aus weißem Marmor, in den schon eine Schulklasse mit ihrer Lehrerin zur Besichtigung einströmte.
    Nina hatte also geheiratet, allerdings stellte sich heraus, dass sie ihre Einzimmerwohnung in Moskau, wo sie mit ihrem Sohn ein kärgliches Leben fristete, gegen diese Appartements eingetauscht hatte, und sogar, wie sich zeigte, mit dem gesamten Mobiliar, einschließlich Bettwäsche und Nippsachen! Das heißt, die Besitzer hatten alles stehen lassen und waren verschwunden, allerdings waren sie, so zeigte sich, doch nicht verschwunden, daher Ninas besorgter Blick, denn die beiden zusätzlichen Betten im Schlafsaal waren die Betten der Hausfrau und ihres Sohnes, eines schweigsamen jungen Fischers mit dicken Backen. Die Hausfrau kümmerte sich offensichtlich nach wie vor um die Wirtschaft, zu Tisch setzten wir uns unter ihre Fittiche, sie benahm sich exakt so, als wäre sie die gute, stille Schwiegermutter und Nina ihre teure Schwiegertocher, der zuliebe sie sich im Hause abschuftete und abrackerte, während sie in Wirklichkeit alle Positionen der Familienmutter und Hauptperson im Haus behielt und die Schwiegertochter an nichts ranließ.
    Nina musste wohl die Hausfrau abgelöst haben, sie war hierhergezogen, hatte ihre Arbeit bei der Zeitung in der Hauptstadt aufgegeben und schickte sich an, über die hiesige Gegend zu schreiben, über das Meer, das sie immer sehr geliebt, das sie immer in den höchsten Tönen gepriesen hat – bislang aber lief sie untätig mit besorgtem Gesicht durch ihr neues Haus, das die alten Besitzer gar nicht verlassen hatten. Formal war alles geregelt, Nina verfügte über die Papiere, sie lebte mit ihrem Sohn im eigenen Haus, aber in diesem Haus lebte auch noch die ältliche Hausfrau mit ihrem Sohn, den ganzen Winter über, und von ihrem Umzug war nicht die Rede. Nina, ein unpraktischer Mensch, labil, gewohnt, alles sich selbst zu überlassen – daher auch ihr Wechsel von der Zeitung zum sogenannten freien Broterwerb und überhaupt der sichtbare Schiffbruch und Untergang ihres gesamten Lebens –, Nina nahm alles hin, wie es war. Sie aß, trank, ging ans Meer, saß am Strand, ihr Sohn besuchte die örtliche, recht gute Schule, Geld brauchten sie nicht, die ganze doppelte Familie ernährte sich von den Gaben des Meeres, die der junge Fischer in seinem Boot heimbrachte.
    Â»Wer ist er?«, fragte ich, und Nina antwortete ohne

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