Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
zittern. Gleich würde die Mutter zu ihnen kommen und dazwischenfunken.
»Andrejewna, kannst schon Geld für den Sarg und die Musik sammeln«, grölten die Männer fröhlich, »dein Kornilow wird gerade zum letzten Schluck überredet.«
»Was zum Teufel braucht der ânen Sarg, wir verkaufen ihn an die Pathologie!«, entgegnete die Frau pfiffig. »Wir versaufen ihn!«
Die Antwort war ein zustimmendes Lachen.
»Los, Nadja«, sagte die Frau, »mach ihn fertig, den Jungen. Der will und will nicht abkratzen. Das Glas heute ist sein letztes.«
»Woher kennt sie meinen Namen?«, überlegte Nadja erschrocken.
»Verdammter Teufel, was lässt du uns warten«, fuhr die Frau fort. »Gib ihm den Rest, er hat nur auf dich gewartet. Der hat die Schnauze voll, alle lieben ihn, alle bringen ihm was. Ablehnen kann er nicht, sonst sind die Leute eingeschnappt. Er kann niemandem wehtun, so ist er.«
Die Männer lachten zufrieden. Nadja hatte Angst, sich umzudrehen. Nach den Geräuschen zu urteilen, hatte sich die Frau an den Tisch gesetzt, es gluckerte.
»Er hat nur auf Sie gewartet, der letzte Tropfen im Becher, hat er gesagt.«
Nadja war völlig durcheinander, ihre Hände zitterten.
»Er erfüllt alles, was du willst, keine Bange«, rief Kornils Mutter. »Er hat immer alles gemacht, was die Leute wollten, er hat Wunder vollbracht, Blinde wieder sehend gemacht, Beinlose gehend. Einen sterbenden Juden hat er wieder zum Leben erweckt, Lasar Moissejewitsch. Dabei waren die Kinder von diesem Lasar schon vor Gericht gegangen, wegen dem Erbschein! Als er wieder lebendig war, haben sie Kornil belagert. âºWer hat Sie darum gebeten?â¹, haben sie gesagt. Gebeten hat ihn Lasars zweite Frau, sie ist zu ihm gezogen, als er Witwer wurde, und hat seine Kinder groÃgezogen. Als er im Sterben lag, haben die Kinder sie gleich vor Gericht gezerrt, sie soll sich aus der Wohnung scheren und ihnen das Geld geben, zwei Kinder waren es. Diese Frau ist zu Kornil gekommen und hat ihm zwei Flaschen hingestellt. Lasar wurde wieder lebendig und war wie vor den Kopf gestoÃen. Weiter: Ein Blinder mit Stock hat auf dem Bahnhof gebettelt, Kornil hat seine Qualen gesehen und gesagt: âºÃffne die Augen und gehe.â¹ Der Mann nahm die Brille ab und ging, aber wie der geschimpft hat, weil ihm nun niemand mehr was gegeben hat. Weiter: Kornil machte, dass ein Beinloser wieder gehen konnte, da ist seine Mutter zu ihm gekommen, ob er ihn nicht wieder zurückverwandeln kann. Der Mann war im Bett schon ganz verfault. Kornil hat ihn wieder gesund gemacht, doch als der Mann wieder zu saufen anfing, ist er auf seinen beiden Beinen wie früher der Mutter hinterhergerannt, mit dem Messer durch die ganze Wohnung. Da ist sie mit der Flasche zu uns gekommen, Kornil soll ihn wieder zurückverwandeln.«
Das gruselige Lachen der Männer erschallte.
Die Mutter nahm einen Schluck, hustete und fuhr fort: »Was du träumst, das erfüllt sich, glaub mir, Nadja! Reich ihm auch was, tu das deine. Er hat dich auserwählt. Erinnerst du dich an das Weib auf der Post? Das war ich. Er hat mich geschickt, dich zu holen. Erinnerst du dich noch an die Alte? Er hat gesagt, Nadja geht aufs Ganze, sie schreckt vor nichts zurück, sie muss sich endgültig entscheiden wegen Wolodja. Nur keine Bange. Du hast es schwer mit deinem Sohn, aber mein Sohn hat es auch nicht leicht. Es war ein Fehler, dass er heute hergekommen ist, ein Fehler, nun wartet er, dass ihn jemand ins Jenseits befördert. Allein schafft erâs nicht, so was gehört sich nicht, jemand muss ihm helfen.«
Ohne auf sie zu hören, schaute Nadja auf Onkel Kornil, dessen Kopf auf ihrer Hand lag, dann nickte sie, stellte das Glas vorsichtig auf den Boden und sagte:
»Nein, nein, vielen Dank, wir kommen mit unserem Kummer schon allein zurecht, Ihr Sohn ist viel zu krank, sind Sie nicht gescheit, so einem was zu trinken zu geben. Was denken Sie sich, Frau. Wirklich. Er gehört ins Krankenhaus, was denken Sie sich. Ich sehe doch, er stirbt, mein Mann ist in meinen Armen gestorben, ich weià Bescheid.«
Sie stupste sogar vorsichtig mit dem Finger gegen das Glas, es wackelte und fiel um, der Wodka lief aus, alles hüllte sich in Rauch.
Nadja fand sich auf der StraÃe wieder, auf dem Nachhauseweg, ihr Kopf war völlig leer, sie schwankte sogar ein bisschen.
Aber aus irgendeinem Grund fühlte
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