Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
Zögern, er sei der Sohn des Meeresgottes Poseidon, er könne unter Wasser leben und dort atmen und buchstäblich alles von dort hochholen, er gehe zu Fuà auf dem Meeresgrund in alle möglichen Länder und bringe nicht nur und vor allem Fisch, sondern Muscheln und Perlen, und dazu alles für den Haushalt, für die Familie nach Hause.
Bei alldem saà die alte Frau des Meeresgottes Poseidon, die aus welchem Grund auch immer die völlig ruinierte Nina unter ihre Fittiche genommen hatte, am Kopfende des Tisches, unter dem hohen Fenster, und fütterte uns unermüdlich, und in meiner Erinnerung verschwamm das luxuriöse Zimmer mit seinen Laken, so weià wie Wellenschaum, und mit den vier Schlafplätzen â und alles bot sich dar, als müsste es so sein, als müsse man allem seinen Lauf lassen, nicht kämpfen, die Hände in den Schoà legen, und dann wirst du atmen unter diesem Wasser, und Gott Poseidon wird dich aufnehmen und gar nicht so schlecht unterbringen, denn als ich nach Moskau zurückkehrte, erfuhr ich, dass Nina gar nicht weggezogen war, sie war vor einem Jahr mit ihrem kleinen Sohn ertrunken bei dem bekannten Schiffsunglück nicht weit von jenen Ufern, an denen ich gerade spazieren gegangen war, ohne etwas zu ahnen.
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Mein Liebster
Mit der Zeit hätten sich wohl all seine Träume erfüllt und er hätte die Frau bekommen, die er liebte, aber sein Weg war lang und führte nirgendwohin. Das Einzige, was ihn auf diesem langen und fruchtlosen Weg begleitete, war ein Foto von der Geliebten aus einer Zeitschrift, und nur ein paar Leutchen auf seiner Arbeit wussten, wer auf dem Foto abgebildet war. Man sah nur Beine, das war alles, recht pralle, nackte Beine, in Schuhen mit hohen Absätzen. Sie selbst hatte sich gleich erkannt, an der Tasche und am Saum des Kleides. Woher sollte sie wissen, dass nur ihre untere Hälfte dort gezeigt wurde, irgendein Fotograf hatte sich zufällig auf der StraÃe vor sie gestellt und ein, zwei Mal geknipst, aber veröffentlicht wurden nur der Rock und die Beine. Er, der Mann, von dem hier die Rede ist, hatte dieses Foto bei sich zu Hause an die Wand über dem Tisch gepinnt, und seine Ehefrau hatte nichts dagegen eingewandt, obwohl sie streng war und zu Hause den Ton angab, sogar ihrer Mutter gegenüber, und den Kindern, ganz zu schweigen von den entfernten Verwandten und ihren Studenten. Zugleich war sie eine gutherzige, gastfreundliche, freigebige Hausherrin, nur dass sie die Kinder nicht loslieÃ, und auch die Mutter gehorchte ihr, lag auf dem Bett, las den Enkeln was vor, als sie das noch konnte, genoss die Wärme, die Ruhe, den Fernseher, und lag dann friedlich und lange im Sterben, um sich dann still davonzumachen.
Und er, als er die Schwiegermutter begraben hatte, wartete nun geduldig darauf, dass auch seine Frau starb. Irgendwie wusste er, dass sie bald sterben und ihn freigeben würde, und er bereitete sich aktiv darauf vor: Er führte ein sportliches Leben, ging jeden Morgen joggen, hantierte sogar mit Gewichten rum, aà nur bestimmte Kost und schaffte es, dabei viel zu arbeiten und zum Abteilungsleiter aufzusteigen, ins Ausland zu fahren â und wartete die ganze Zeit. Seine Auserwählte, eine hübsche dralle Blondine, der Traum jeden Mannes, ganz nah dran an Marilyn Monroe, arbeitete an seiner Seite und fuhr manchmal mit ihm auf Dienstreise, und dort begann dann das wahre Leben: Restaurants, Hotels, Spaziergänge und Einkäufe, Symposien und Exkursionen. Wie er sich nachts sehnte, wenn er aus dem Paradies in die Hölle zurückgekehrt war, in das armselige Nest, wo das reizlose Familienleben stattfand, wo die Kinder krank waren, aus dem Häuschen gerieten und rumtobten und ihn beim konzentrierten Arbeiten störten, und er musste sie bändigen, und sogar zum Riemen greifen, wonach er sich noch mehr erniedrigt und gekränkt fühlte; die Frau schrie die Kinder ebenfalls an, sie brachte nichts zustande, bewegte sich nur schwerfällig. In der Wohnung lebten auÃerdem noch eine Katze und ein Hund, wie es sich für jede ordentliche Familie gehört, und die Katze schrie nachts, wenn sie rollig war, und der kleine Hund bellte jedes Mal, wenn der Fahrstuhl hielt, und gerade nachts ging es dem Mann am schlechtesten: Er lag in seinem Bett und lechzte, versunken in sehnsüchtige Träume, nach Ruhe und Schönheit, nach allem, was ihm seine Freundin während der
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