Es war einmal eine Frau, die ihren Mann nicht sonderlich liebte
dann geht es leichter.
Sie zerschmettert in der Küche das gesamte Geschirr, verteilt es in der Wohnung. Hängt mit groÃer Anstrengung den Wandschrank ab und schmettert ihn auf die Scherben. Da entdeckt sie, dass dieser Schrank nur noch an einer Schraube gehangen hat, als sie ihn abnahm. Das heiÃt, die Schraube hat sie gleich mit dem Schrank aus der Wand gezogen, wie ein Fischlein aus dem Teich. Ganz leicht. Und auch der Schrank hat sich schon halb aufgelöst, nur die Rückwand ist hängen geblieben. Also ist dieser Schrank sowieso drauf und dran gewesen, von der Wand zu fallen und das ganze Geschirr in den Abgrund zu reiÃen! Oder auf den Kopf dessen zu fallen, der darunter steht!
Die Mutter-Tochter wird mutiger. Wie sie das vorausgesehen hat! Ein Schritt dem Feind entgegen, und der Anschlag ist aufgedeckt! Wille gegen Wille.
Sie übernachtet auf dem Couchbett im groÃen Zimmer, dann wartet sie einen Tag.
Da ist es wieder. Es raschelt im kleinen Zimmer, wo es staubig ist, die Schallplatten verstreut herumliegen, wo vom Vortag noch das Donnergetöse in der Luft schwebt. Sie geht hinein. Dort wird ganz offensichtlich was vorbereitet. Dort steht die ewig ausgezogene Couch, das Bettzeug hat sie sonst immer in den Bettkasten unter die Matratze geräumt. (Seit einiger Zeit hat sie aber das Aufräumen eingestellt, wozu die Mühe?)
Jetzt nimmt die M-T (Mutter-Tochter) einen Hammer mit Nagelheber und kippt die Liege hoch, die Schallplatten rutschen alle auf einen Haufen in den Bettkasten. Mit dem Nagelheber beginnt sie die Schrauben rauszuziehen, die den Hebemechanismus der Liege halten. Sie muss auf Knien in den Kasten kriechen und dort im Dunkeln im Staub herumhantieren. Aber schon bei der zweiten Schraube wird ihr klar, dass der Mechanismus in Gefahr schwebt. Die Schrauben sind schon halb drauÃen! Das heiÃt, ein, zwei Tage noch, und der Mechanismus hätte den Geist aufgegeben. Und dann wärâs weder hoch noch runter gegangen. Wieder ist sie einem Anschlag zuvorgekommen! Wieder ist das Monster angeschmiert! Die Couch kann man jetzt nicht mehr zusammenklappen. Soll sie bleiben, wie sie ist. Zugemüllt, staubig, mit einem Haufen Schallplatten im Bauch, mit zerkrumpelten Laken, für ewig soll sie so bleiben, wie ein Mahnmal an einem Unglücksort, um den man einen kilometerweiten Bogen machen muss. Wie ein Ort der Verheerung nach einem Erdbeben.
Jetzt muss die Frau den Ereignissen weiter entgegengehen, nicht nach dem grapschen, was ihr von selbst in die Hände fällt, sondern das Unberührte suchen, das Heile.
Mit einem Hammerschlag zerschmettert sie den Fernsehapparat. Ein alter Fernseher war das, aber noch intakt, obwohl er nur noch in Schwarz-Weià lief.
Nichts Besseres hätte sie für ihre Taktik, die sie sich ausgedacht hat, finden können. Wenn das Monster zu dem schrecklichsten Schlag hätte ausholen wollen, hätte Es den Fernseher implodieren lassen. Man stelle sich die Folgen vor: das Gesicht voller Schnittwunden (sie hat immer direkt vor der Röhre gesessen) und die ganze Wohnung in Brand. Alles verkohlt. Der Leichnam, oder was von ihm übrig ist, wird in einem Plastiksack rausgetragen. Im Fernseher haben sie immer genau solche Schauergeschichten gezeigt.
Dieser Punkt ist der kritischste. Der Fernseher hat der M-T alles bedeutet. Lebensinhalt, Glück und Gemütlichkeit, denn immer ist es der Fernseher gewesen, weswegen sie nach Hause gerannt ist vom Einkaufen. Fürs Fernsehen hat sie immer die kostenlose Reklamebeilage mitgenommen, in der die Programme abgedruckt sind. Und diese Programme hat sie nie weggeworfen, in Gedanken war sie immer noch bei den Sendungen, hat sich erinnert.
Aber das Dach überm Kopf ist dem Monster bestimmt noch wichtiger, denkt sie, darüber sollte sie sich jetzt den Kopf zerbrechen.
Um sich in diesem schrecklichen Dilemma nicht zu verheddern (Leben oder Tod), kramt die M-T aus dem Kleiderschrank alles raus und stopft es in einen Kartoffelsack, den sie unter dem alten Gerümpel im Einbauschrank hervorgezogen hat. Dieser alte Trödel sollte schon lange weg (aber nicht jetzt), alte Jacken, Röcke, Galoschen, alles für Putzlappen oder wenn sie aufs Dorf fährt, im Falle eines Krieges und einer Evakuierung, für Hungerzeiten zum Beispiel. Im Schrank bewahrt sie auch alte Vorhänge und Decken auf, beginnend mit Kinderdecken â die Rettung, wenn im Winter mal nicht geheizt werden sollte,
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