Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
ihn abwies. Furcht mischte sich unter die Anspannung, und dazu gesellte sich der Schmerz, der durch sein Herz ging.
Leise schloss er die Haustür. Als er Leigh Anne hörte, wie sie Katie das Subtrahieren erklärte, entspannte er sich ein wenig. Sie mussten sich im Salon am Ende des kurzen Flures befinden. Er ging am Esszimmer vorbei, und obwohl er sich sicher war, dass sie weder seine Blumen noch ihn sehen wollte und er sich immer noch wie ein Eindringling vorkam, wenn er mit seiner Frau in einem Zimmer war, freute er sich doch darauf, sie zu sehen.
Er hoffte, es würde nicht immer so bleiben, dass er gleichzeitig so hoffnungsvoll und verletzt, so begierig und angsterfüllt war.
An der Tür blieb er stehen. Leigh Anne trug ein silbergraues Kleid, dazu eine Halskette aus Perlen und Diamanten. Ihr Haar war nach hinten gekämmt und hochgesteckt. Sie saß in ihrem Rollstuhl, der neben der Ottomane stand. Dorthatte Katie Platz genommen und hielt ein Aufgabenbuch in der Hand. Er musste darüber nachdenken, wie sehr die beiden doch wie Mutter und Tochter wirkten, bis ihm klar wurde, dass sie in den letzten Monaten tatsächlich zu Mutter und Tochter geworden waren.
„Ich verstehe das aber trotzdem nicht“, meinte Katie frustriert.
Leigh Anne seufzte und griff nach ihrer Hand. „Morgen gehe ich mit dir zur Schule, Liebes, und dann werde ich mit deinem Lehrer reden.“
Bragg spürte innerlich sofort, wie ihr Instinkt ihr sagte, dass er hinter ihr stand. Sie drehte sich um, sah, wie er sie anlächelte, und ließ den Blick dann überrascht auf dem Bukett ruhen.
„Hallo“, sagte er freudig, auch wenn er sich zu seiner Fröhlichkeit zwingen musste. Er trat ein, küsste sie auf die Wange, und dann gab er auch Katie einen Kuss. „Vielleicht kann ich ja bei dem Problem helfen“, sagte er zu dem Mädchen.
„Ich mag kein Rechnen“, erwiderte die Kleine. „Und ich komme nicht auf die richtige Lösung.“ Sie stand auf und lief aus dem Zimmer.
Er wandte sich Leigh Anne zu, die ihn anstarrte. Ihm wurde bewusst, dass er die Stiele der Rosen zerdrückte, so fest war sein Griff um das Bukett. „Wir haben den Schlitzer gefasst“, verkündete er. „Wir konnten ihn auf frischer Tat ertappen, er hatte die Mordwaffe in der Hand und inzwischen auch alles gestanden.“
Leigh Anne betrachtete wieder die Blumen, als hätte sie noch nie Rosen zu Gesicht bekommen. Dann sah sie Bragg an. „Gott sei Dank.“
Er hielt ihr das Bukett hin. „Die sind für dich.“
Sie machte eine erschrockene Miene, nahm die Blumen aber schließlich an. „Danke“, murmelte sie.
„Ich weiß, wie schwer das für dich ist“, sagte er leise. „Ich weiß, es kann nicht einfach für dich sein, dein Bein nicht mehr gebrauchen zu können, auf einen Rollstuhl und auf die kraftvollen Arme deines Pflegers und auf Peter angewiesen zu sein. Ich weiß, das macht dir zu schaffen. Es kann nicht leicht für dich sein, dieses andere Leben zu akzeptieren.“
„Nein“, gab sie zurück. „Du kannst nicht wissen, wie es ist.“ „Doch, ich kann es wissen, weil ich jedes Mal, wenn ich dich anschaue, an deinen Augen ablesen kann, wie unglücklich es dich macht.“
Sie wandte sich ab.
„Nicht“, sagte er, nahm ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich zurück, damit sie ihn ansah. „Ich will dir helfen.“
„Du kannst mir nicht helfen! Ich will deine Hilfe nicht!“ Eine Träne lief ihr über die Wange. „Warum kannst du das nicht verstehen?“
„Ich werde dir helfen, ob du es willst oder nicht. Ich werde für dich da sein in diesem düsteren Abschnitt deines Lebens. Es wird nicht immer so düster sein, Leigh Anne“, sagte er, entschlossen, selbst an seine Worte zu glauben.
„Warum tust du das?“, rief sie. „Warum willst du nicht wahrhaben, dass sich alles geändert hat?“
„Nichts hat sich geändert“, widersprach er. „Du bist immer noch meine Ehefrau, und du bist nach wie vor die schönste Frau, die ich je gesehen habe.“
Sie sah ihn überrascht und erschrocken an.
„Ich werde nicht aufgeben“, erklärte er und richtete sich neben ihr auf.
Leigh Anne hielt noch immer das Bukett in den Händen. „Dann bist du ein Narr“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
Francesca nahm sich die Freiheit, zwei Gläser Scotch einzuschenken, in eines einen Eiswürfel zu geben und sie dann aufden niedrigen Tisch vor dem Sofa in Harts Bibliothek zu stellen. Ein Diener hatte ein Feuer im Kamin entzündet. Sie setzte sich hin, trank einen Schluck Scotch und
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