Es war einmal in New York / Nie wieder sollst du lieben
müsste sie abweisen, weil sie zu den gefragtesten Damenschneiderinnen der Stadt gehörte. Ihr Mann hatte ihren Traum geteilt und geschworen, dass sie eines Tages ihr eigenes Geschäft haben würde.
Doch das war unmöglich, und sie hatte nie mit jemand anderem darüber gesprochen, weil sie wusste, dass es nur ein alberner Wunschtraum war. Es würde ihr reichen, für die eleganten Damen in den dunklen Nachtstunden zu nähen und knapp über die Runden zu kommen, während sie tagsüber als Hausmädchen oder Kerzenzieherin arbeitete. Doch nun ergab sich plötzlich die Möglichkeit, dass sie die Tagesarbeit vielleicht gar nicht mehr nötig hatte. Das war wunderbar und ein bisschen wie in ihrem Traum! Wenn sie genug Essen für die Kinder, vier kleine Betten und ein Dach über dem Kopf hatte, war sie glücklich. Was brauchte sie noch?
Vor ihrem geistigen Auge tauchte das Bild eines dunkelhaarigen, gut aussehenden Mannes auf, das sie sogleich versuchte, abzuschütteln. Schnell griff sie nach Nadel und Faden und zwinkerte die unerwünschten Tränen fort – Tränen, deren Grund sie nicht wissen wollte. Mit flinken Fingern nähte sie weiter.
Es klopfte an der Tür.
Paddy und Matt gingen zusammen zu der Schule einige Blocks weiter, doch sie klopften nie, wenn sie zurückkamen, sondern riefen und kreischten. Ihr Kleinkind, Lizzie, krabbelte auf dem Boden und untersuchte ihre jüngsten Besitztümer – ein geschecktes Kätzchen und der zottige Hund, beide Stofftiere waren Geschenke von Evan Cahill. „Ich komme“, sagte sie sanft, wobei sie die Wehmut in ihrem Herzen nicht ignorieren konnte, als sie zur Tür ging.
Ich habe es dir die ganze Zeit gesagt, Maggie, mein Mädchen, er ist nichts für dich.
Obwohl ihr Mann vor drei Jahren gestorben war, als sie mit Lizzie schwanger war, war er noch immer bei ihr. Monate mochten ohne ein Wort vorübergehen, und dann war er plötzlich wieder bei ihr und gab ihr alle möglichen Ratschläge und Lebensweisheiten.
Du musst weitermachen, mein Mädchen. Da draußen ist jemand anderes für dich, jemand, der ebenso freundlich, wenn auch nicht so reich und gut aussehend ist, jemand, der dich, das Mädchen und die Jungs glücklich macht.
Natürlich hatte er recht. Und sie hatte nie irgendetwas von Evan Cahill erwartet und sich immer über sein Interesse an ihren Kindern, seine Wärme, sein Lächeln und seine Besuche gewundert. Doch diese Besuche waren nun sowieso Vergangenheit. Er würde die Countess heiraten.
Als Maggie die Tür öffnete, erstarrte sie. Vor ihr stand niemand anders als die prachtvolle Countess.
Die Frau mit dem kastanienbraunen Haar lächelte. „Hallo. Sie sind Mrs Kennedy, oder? Die Näherin?“
Maggie begriff, dass die Frau wegen eines Auftrags gekommen war. Irgendwie nickte und lächelte sie, doch ihr Blick wanderte unwillkürlich zur Taille der Frau.
Von Evan wusste sie, dass die Countess sein Kind erwartete. Auch wenn er sehr unglücklich aussah, als er davon sprach, war sie sicher, dass er eines Tages begeistert sein würde. Eines Tages wäre das Kind, das Bartolla Benevente in sich trug, die größte Freude seines Lebens. Genau das hatte sie ihm gesagt, doch er hatte es ihr nicht geglaubt.
Die Countess trug ein glänzendes königsblaues Kleid, das sich an ihre üppigen Formen schmiegte und tief genug ausgeschnitten war, um es eigentlich nur abends zu tragen. Ein teurer, fester Satinstoff, der mit ebenso teurer Spitze geschmückt war. Dazu trug sie farblich passende Saphire. Zwar war ihr Bauch leicht gewölbt, doch er passte noch immer perfekt zum Rest ihres Körpers. Wie weit ihre Schwangerschaft fortgeschritten war, wusste Maggie nicht, aber ansehen konnte man sie ihr noch nicht.
Als Maggie bemerkte, dass sie die Countess in höchst unpassender Weise anstarrte, blickte sie rasch nach oben. „Kommen Sie herein, Countess“, stammelte sie hastig und machte verwirrt einen Knicks.
Die Countess war einen Kopf größer als Maggie und blickte mit einer Mischung aus Amüsiertheit und Herablassung auf sie hinunter. „Danke.“ Temperamentvoll rauschte sie in die Zweizimmerwohnung und sah sich neugierig um. „Ich glaube nicht, dass wir uns je begegnet sind, auch wenn ich alles über Sie gehört habe.“
Ihre Stimme triefte vor Überheblichkeit, was Maggie verärgerte, aber vielleicht hatte sie sich einfach zu sehr daran gewöhnt, von den Cahills oder von Lady Montrose als gleichberechtigt und gleichwertig behandelt zu werden.
Du bist eine hart arbeitende,
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