Es wird Dich rufen (German Edition)
Lage dazu!«, entgegnete Boone scharf.
»Lassen Sie ihn reden«, widersprach der General.
»Mike Dornbach darf nichts passieren. Sie werden ihn in Ruhe lassen, sobald Sie haben, was Sie begehren. Und: Wir gehen allein hin.«
»Darüber können wir reden«, zeigte sich der General einverstanden. Sobald er den Gral in den Händen hielte, war es ihm gleich, ob der alte Mann von Dornbachs Tod erfuhr und wie er darauf reagierte. Für die augenblicklich schon fast unfassbare Naivität des Wächters konnte er schließlich nichts. Immerhin: Sein Bluff war aufgegangen.
»Das ist doch eine Falle! Meine Leute werden dabei sein!«, rief Boone hingegen argwöhnisch aus.
»Hören Sie, Boone! Wir werden an einen Ort gehen, an dem sich viele Touristen aufhalten. Je mehr von uns dort sind, desto auffälliger wird es. Ich rate deshalb dringend – schon in Ihrem eigenen Interesse – dass wir allein unterwegs sind.«
Der General sah Boone prüfend an.
»Ganz abgesehen davon«, legte der Wächter nach, »Ihnen rennt die Zeit davon. Es wäre also gut, wenn Sie sich schnell entschließen.«
Per Blickkontakt verständigten sich der General und Boone schließlich darauf, sich auf die Forderung des Wächters einzulassen. Sie erschien ihnen plausibel.
»Einverstanden«, sagte der General. »Sie, Boone und ich.«
»Wo ist der Gral?«, wollte Boone wissen. »Raus damit, alter Mann.« »In einer Höhle in der Nähe von Rennes-le-Château.«
»Ich wusste es!«, sagte der General triumphierend. Es war der letzte Beweis, dass die Aufzeichnungen von Otto Rahn glaubwürdig waren. Auch er hatte die Gralshöhle nahe des Pic de Bugarach beschrieben. Verborgen in einem riesigen unterirdischen Gangsystem.
»Wenn Sie den Gral mit der Lanze zusammenführen, General«, fuhr Jean fort, »sollten Sie eines wissen: Die Kunst der Prophetie funktioniert mit Energien. Selbst wenn Sie das Portal öffnen – Sie müssen es sehen können, um hindurchzugehen«.
»Und wie funktioniert das – mit dem Sehen?«
»Das kann ich Ihnen nicht beschreiben. Ich kann es Ihnen nur zeigen, General.«
»In Ordnung«, sagte dieser. »Jetzt gleich.«
»Das geht nicht.«
»Wieso nicht?«, fragte Boone ungeduldig.
»Sie sollten es besser wissen: Richten Sie sich nicht auf den Moment der Schwarzen Sonne ein?«
»Das ist doch ein Trick«, sah Boone ihn kritisch prüfend an. Er traute dem alten Mann nicht.
»Es liegt an Ihnen, mir zu glauben oder nicht.«
»Weshalb sollte er uns belügen?«, fragte der General. »Er hat nichts davon.«
»Er hat auch nichts davon, wenn er uns die Wahrheit sagt.«
»Es ist Ihre Entscheidung, General«, wiederholte Jean. »Sie haben nur die eine Chance, es herauszufinden.«
Der General hatte seine Entscheidung getroffen.
»Sie haben es gehört, Boone«, sagte er. »Veranlassen Sie alles Weitere und sorgen Sie dafür, dass die Lanze hierher gebracht wird. Wir brauchen sie bald.«
56
»Aufstehen!«
Noch völlig verschlafen nahm Mike wahr, dass jemand unaufhörlich an die Tür seines Hotelzimmers klopfte. Auch wenn er kaum aus den Augen schauen konnte, erkannte er doch, dass es draußen noch dunkel, also mitten in der Nacht war.
Sein Blick fiel auf den Wecker, den er sich eigentlich gestellt hatte. Die Batterien mussten allerdings versagt haben – die Zeiger waren kurz nach Mitternacht stehen geblieben.
Mike schlug die Bettdecke zurück. Feline lag neben ihm und schlief tief. Sie schien von dem lauten Klopfen nichts mitbekommen zu haben.
Langsam schlich Mike zur Tür.
Der Großmeister wartete dort bereits ungeduldig auf ihn.
»Ich fürchte, ich habe verschlafen«, entschuldigte sich Mike und gähnte. Es war nicht zu übersehen, dass er gerne noch länger in seinem Bett verbracht und die Ruhe der Nacht genossen hätte.
»Kein Problem! Aber beeil dich, ich warte unten«, sagte der Großmeister. »Nimm bitte das Buch von Boudet mit, wenn du kommst!
»In Ordnung«, sagte Mike. »Ich bin gleich da.«
Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte und der Großmeister die Treppe hinab in den Aufenthaltsraum des Hotels ging, trabte Mike gemächlich ins Bad.
»Oh Gott, bin ich das wirklich?«, fragte er sich angesichts seines unschönen Anblicks im Spiegel. Er griff nach der Armbanduhr, die er vor wenigen Stunden auf der Ablage vor ihm deponiert hatte. Es war kurz nach vier Uhr morgens.
Mit einem kräftigen Schwung kaltem Wasser wusch sich Mike die Müdigkeit, so gut es ging, aus dem Gesicht.
Als er wenig später zum Großmeister
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