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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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stieß, beugte sich dieser über eine Landkarte der Region, die entfaltet vor ihm auf dem Tisch lag.
    »Machen wir uns gleich auf den Weg, Mike!«
    Am Horizont dämmerte es bereits, als die beiden Männer das Hotel verließen. Die Sonne würde bald aufgehen.
    »Wo muss ich hin?«, erkundigte sich Mike, nachdem er den Motor angelassen hatte.
    »Wir fahren über das Valdieu«, sagte der Großmeister.
    Die Umrisse des mächtigen Pic de Bugarach wiesen ihnen den Weg durch das Tal. Seine Konturen zeichneten sich gegen den allmählich heller werdenden Himmel bereits deutlich ab.
    »Ich habe von ihm geträumt«, erzählte Mike.
    »Tatsächlich?«
    »Ja. Ich stand vor ihm und sah, wie der Berg zu leuchten begann. Er schien mich zu rufen. Also ging ich auf ihn zu. Er wurde immer kleiner – oder ich immer größer, je nachdem. Als ich schließlich direkt vor ihm stand, war er so klein wie ein Miniaturmodell, das ich aus der Erde riss und in meine Hand nahm. Es verwandelte sich plötzlich in eine Art leuchtendes Amulett, das so ähnlich aussah wie deines. Ich habe es mir umgehängt, weil ich spürte, dass ich es tun musste.«
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Nichts. Ich bin aufgewacht.«
    »Ein interessanter und wichtiger Traum«, bemerkte der Großmeister und deutete auf die Kreuzung, der sie sich näherten. »Hier müssen wir links abbiegen.«
    Die Straße führte weiter entlang des Blanque-Tals. Links und rechts erhoben sich kleinere Hügel, die mit Bäumen dicht bewachsen waren.
    »Wir sind hier im Zentrum des Heiligtums, das Abbé Boudet beschrieben hat«, lenkte der Großmeister Mikes Aufmerksamkeit auf eine Anhebung, die sich unmittelbar rechts von ihnen auftat.
    »Das hier ist der Serbairou. Vor hundert Jahren sah er ganz anders aus. Damals waren viele Hirten mit ihren Schafen unterwegs. Die Natur hatte keine Möglichkeit, sich zu entfalten. Heute ist alles zugewachsen und kaum mehr einsehbar.«
    »Ich finde das vollkommen okay«, bemerkte Mike. Er mochte es, wenn man der Natur ihren freien Lauf ließ. Das Dickicht aus Bäumen und Sträuchern wirkte wie eine wildromantische Landschaft.
    »Ich wollte es auch nicht wertend verstanden wissen«, betonte der Großmeister. »Es geht mir vielmehr darum, dass Boudet freie Sicht auf all die Steinformationen, Felsen und Menhire gehabt hat, die jetzt hinter dem ganzen Grün verborgen sind.«
    »Hört sich an, als wäre das wichtig?«
    »In gewissem Sinne. Früher war der Serbairou einmal besiedelt.
    Noch heute sieht man einzelne Mauerreste.«
    »Besiedelt von den Kelten?«
    »Es ist durchaus möglich, dass hier Druiden gewirkt haben, wenngleich es meines Wissens nach keine Beweise dafür gibt. Trotzdem ist der Berg als solcher sehr interessant. Du findest hier einige ziemlich markante Punkte: die Engelsquelle, die Quelle der Maria Magdalena, das Weihwasserbecken …«

    »Das sind alles sakrale Begriffe?«, staunte Mike.
    »Die ganz bewusst ausgewählt wurden«, nickte der Großmeister. »In Saunières Kirche gibt es einige Anspielungen darauf.«
    Wenige hundert Meter später passierte Mikes Wagen den Ortseingang von Rennes-les-Bains. Der Großmeister bat ihn, auf einen größeren Parkplatz nahe des Campingplatzes zu fahren und das Auto dort abzustellen.
    »Hast du eine Taschenlampe dabei?«, fragte er Mike.
    »Im Kofferraum müsste eine sein.«
    »Die werden wir brauchen! Wir werden nämlich ein Stück zu Fuß gehen müssen.«
    Mike und der Großmeister begaben sich auf einen schmalen geschotterten Fußweg, der den steilen Hang hinauf- und in den Wald hineinführte. Während Mike das Buch von Boudet mit sich trug, hielt der Großmeister einen verschlossenen Umschlag in den Händen. Was er darin verbarg, wollte er Mike nicht sagen. Noch nicht.
    Weit hatten sie nicht zu gehen. Nur wenige Minuten, nachdem sie den Parkplatz hinter sich gelassen hatten, traf der Schein von Mikes Taschenlampe auf einen großen Felsen, der in Form eines Sessels behauen war. Überall waren kleine Zeichen und Symbole in ihn eingraviert. Wenige Meter daneben plätscherte Wasser aus einer kleinen Quelle. Die Stelle war umgeben von hohen Bäumen, die nur in Richtung Osten einen Blick auf das gegenüberliegende Panorama erlaubten.
    »Wo sind wir hier?«, fragte Mike.
    »Das hier ist der Fauteuil de Diable«, sagte der Großmeister. »Der Teufelsstuhl. Setz dich doch!«

    Mit gemischten Gefühlen folgte Mike seiner Aufforderung, weniger wegen des Namens »Teufelsstuhl« als vielmehr deswegen, weil sich der

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