Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
Vom Netzwerk:
geschoben. Die Sonnenfinsternis machte sich bemerkbar. Es war ein wenig dunkler geworden.
    Die Lichtverhältnisse entsprachen denen einer Dämmerung.
    Der General blickte auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr.
    »Noch drei Minuten«, sagte er unruhig. »Wo ist der Gral?«
    »Zu Ihren Füßen«, sagte der Großmeister und zeigte auf die Statue.
    Entschlossen sah er zuerst in Richtung der Empore, dann blickte er Jean in die Augen. Der alte Mann nickte.
    Es war Zeit, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen.
    »Wollen Sie uns verschaukeln?«, fragte der General erbost, während Boone bemerkenswert ruhig im Hintergrund verweilte.
    »Einen Moment bitte«, sagte der Großmeister und griff nach dem Insignium, das er an einer Kette um den Hals trug.
    »Was haben Sie vor?«, erkundigte sich der General unruhig.
    »Ich bringe Ihnen den Gral«, entgegnete der Großmeister. »Vorausgesetzt, dass Sie mich lassen.«
    »Machen Sie!«, sagte der General und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es verblieben ihm noch zwei Minuten, bis die Schwarze Sonne alles ins Dunkel tauchen sollte.
    Der Großmeister legte sein Amulett in den weit geöffneten, zahnlosen Mund des Asmodeus und wartete, bis es einrastete.
    Im selben Moment begann sich der steinerne Untergrund, auf dem der Altar stand, zu bewegen und gab eine steinerne Wendeltreppe frei, die nach unten führte. Ein dumpfes, grünliches Leuchten drang von dort nach oben.
    »Nach Ihnen«, sagte der Großmeister mit einer einladenden Handbewegung. Weder der General noch Boone schienen ihm zu trauen.
    »Das ist doch eine Falle!«, schrie der General den Großmeister an, der sich dadurch jedoch nicht irritieren ließ.
    »Sie wollten den Gral. Er ist da unten. Holen Sie ihn!«
    Einen Augenblick überlegte der General. Er war davon überzeugt, dass die Gralshüter das Portal schließen würden, sobald er sich die Treppe hinabbegeben hatte. Die Spielregeln waren ihm inzwischen ja bekannt. Wenn Boone alleine oben blieb, würde er nichts gegen die beiden Männer ausrichten können. Er hatte nur eine Chance.
    »Boone, Sie gehen!«, forderte der General den Agenten auf, der damit erstaunlich schnell einverstanden schien. »Aber beeilen sie sich!«
    Es dauerte nur einen kurzen Moment, bis er wieder zurückkam. Der General hatte Jean und den Großmeister inzwischen gezwungen, sich in eine der Nischen zu begeben. Dort hatte er sie mit Handschellen an eine der Bänke gefesselt.
    Ungeduldig hatte er auf Boone gewartet. Die letzte Minute vor Eintritt der Schwarzen Sonne war angebrochen.
    Boone trug ein kleines Behältnis aus Holz bei sich, als er die oberste Treppenstufe erklomm und auf den Altar zuging, um es darauf abzustellen und zu öffnen.
    Nicht nur der General verfolgte die Szene voller Neugierde – auch Mike und Feline beobachteten von oben, was passierte.
    Dem Journalisten war noch immer nicht ganz klar, was der Großmeister mit seinem Tun beabsichtigte. Warum ließ er das alles geschehen? Wartete er darauf, dass Mike eingriff? Im Moment schien nichts darauf hinzudeuten. Sie verhielten sich zunächst also besser noch ruhig. So, wie es der Großmeister von ihnen gefordert hatte.
    Als Boone das Kästchen öffnete, gab es den Blick auf jenen Gegenstand frei, der seit Jahrhunderten als Legende durch die Weltliteratur geisterte. Hätte der General nicht gewusst, dass nicht die Form und das Aussehen, sondern die Kraft, die in ihm wohnte, entscheidend war, wäre er von dem Anblick des Grals wahrscheinlich maßlos enttäuscht gewesen.
    Ein hellbrauner Kelch, ein leicht schimmerndes Gefäß, das auf einer smaragdfarbenen Halterung befestigt war, wurde in dem hölzernen Kästchen aufbewahrt. Der Gral war auf weichem Samt gebettet.
    Der General nahm ihn mit beiden Händen heraus und hielt ihn triumphierend in die Höhe. Er spürte, wie die Energien selbst jetzt schon zu fließen begannen.
    »Es ist Zeit«, mahnte Boone und legte die Lanze neben das Behältnis auf den Altar. »Vollziehen Sie das Ritual.«
    »Was macht er da?«, flüsterte Feline angespannt, während sie ihren Vater beobachtete.
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mike leise.
    Der Moment der Schwarzen Sonne war gekommen. Der Raum füllte sich mit Dunkelheit, die im Altarbereich durch das dezente Licht des Grals verdrängt wurde. Der General spürte, wie sich die Energien bündelten. Es waren gewaltige Energieströme, die nun flossen. Ihre Kraft reichte bis in den hintersten Winkel des Tempels. Selbst Mike konnte sich dieser Kraft nicht

Weitere Kostenlose Bücher