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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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sagte Jean.
    Ratlos schauten sich Boone und der General um. Von einem Eingang war weit und breit nichts zu sehen. Der General wurde nervös. Die Zeit drängte.
    »Wenn Sie uns reinlegen wollen, Wächter, dann …«
    »Ich habe nicht die Absicht«, erklärte Jean und suchte den Fels mit seiner Hand nach einer ganz bestimmten Stelle ab. Als er sie gefunden hatte, griff er nach dem Amulett. Seine beiden Begleiter konnten es nicht sehen, er hatte ihnen den Rücken zugedreht. Dann drückte er das Medaillon sanft gegen den Fels.
    In diesem Moment erfüllte sie ein warmer Sog, der von dem Gestein auszugehen schien, gegen das sich Jean lehnte; ein eigenartiger Sog, der sich unaufhaltsam ausbreitete. Die Vögel in der Umgebung verstummten. Das Wasser des Flüsschens Sals wenige Meter unterhalb von ihnen, das sich bis zu dieser Sekunde munter seinen Weg durch das Flussbett gesucht hatte, schien plötzlich zu erstarren, als wäre die Zeit für den Bruchteil einer Sekunde stehen geblieben.
    »Hier geht’s rein«, sagte der Wächter, nachdem das Steinmassiv an einer Stelle nach- und den Blick auf einen höhlenartigen Abstieg in die Dunkelheit des Felsinneren freigab. Das fahle Licht des Waldes ließ lediglich ein paar unförmige Stufen erkennen, die in die Tiefe führten.

59
    Der Schatten des Mondes begann bereits sein faszinierendes Schauspiel und schob sich Millimeter für Millimeter vor die Sonne, als der Großmeister, Mike und Feline am Las Bordos ankamen.
    Der Großmeister war mit seinen Gedanken die ganze Zeit über bei Jean. Hoffentlich war alles glattgegangen. Und auch Feline schien angespannt. Sie spürte, dass dieser Ausflug einen besonderen, schwerwiegenden Charakter hatte, wenngleich weder Mike noch der Großmeister ihr genau gesagt hatten, was sie erwartete. Sie ängstigte sich vor der Ungewissheit, der sie sich gegenübersah.
    Lediglich Mike wirkte gelassen.
    Nachdem sie einige hundert Meter Wegstrecke hinter sich gebracht hatten, standen sie unmittelbar zu Füßen eines Felsmassivs. War es Zufall, eine Laune der Natur oder die Kunst eines Bildhauers aus längst vergessenen Tagen: Von Weitem ähnelte die Steinformation jenen Cherubim, die angeblich auf der Bundeslade thronten. Lediglich die Köpfe fehlten.

    Und noch etwas nahm Mike staunend zur Kenntnis: Die Felsen zwischen den beiden löwenähnlichen Wesen glichen der Form eines grinsenden Affenschädels, der wiederum auf den versteinerten Kopf eines Pferdes starrte.
    »Es gibt insgesamt fünf Eingänge«, flüsterte der Großmeister Mike zu, ohne dass Feline es hören konnte. »Einen Haupt- und vier weitere Nebenzugänge. Saunière hat sie alle in seiner Anlage beschrieben.«
    »Aber warum sind es so viele?«, wunderte sich Mike.
    »Zur Absicherung. Falls einmal etwas einstürzen sollte, verhinderten die Bauherren so, dass der Tempel für lange Zeit unzugänglich wäre.«
    Der Großmeister deutete auf eine unscheinbare, von Gestrüpp halb verdeckte Stelle zwischen den Felsen.
    Niemand hätte dort einen Zugang in das Innere der Erde vermutet. Auch Mikes Augen blieb er zunächst verborgen, bis der Großmeister nach einem in der Nähe liegenden Ast griff und in gut zwei Metern Höhe einige Dornbüsche beseitigte.
    »Da müssen wir rauf«, sagte der Großmeister.
    Der Absatz war nur wenige Schritte breit. Sie mussten sich gegenseitig stützen, um den kleinen Felsvorsprung zu erreichen, der sie in das unterirdische Labyrinth führte, in das der Großmeister die beiden nun hineinbegleitete.
    Vorsichtig wagten sie sich die ersten Meter in die Tiefe hinab. Der Weg war unangenehm zu laufen. Die Kanten der Felsen waren spitz und sie mussten aufpassen, dass sie sich nicht stießen.
    Mike fühlte sich erneut an seinen Traum erinnert.
    Erst nach etwa hundert Metern weitete sich der Gang plötzlich merklich. Der nackte Stein ging in ein akribisch verarbeitetes Mauerwerk über. Der Boden verlief eben.
    Ihre Schritte hallten an den Wänden wider.
    Immer wieder zweigten Gänge ab. Es schien nicht schwer, sich in dem Labyrinth innerhalb weniger Augenblicke hoffnungslos zu verlaufen. Doch der Großmeister kannte den Weg. Zielsicher führte er die kleine Gruppe an allen Weggabelungen vorbei.
    Zwei Mal hatten sie kleinere Hallen passiert, die in den Fels gehauen und – ähnlich den Räumen unterhalb von Rennes-le-Château – mit alten Waffen und unschätzbaren Kostbarkeiten gefüllt waren.
    Während sich Mike an einen solchen Anblick fast schon gewöhnt hatte, wäre Feline

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