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Es wird Dich rufen (German Edition)

Es wird Dich rufen (German Edition)

Titel: Es wird Dich rufen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Cross
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auch die klassische Arbeitskleidung eines Butlers: ein weißes Hemd mit Schlips und schwarzem Frack sowie saubere weiße Handschuhe.
    Diesbezüglich hatte der General eine strenge Kleiderordnung ausgegeben. Pierre wusste, dass es nicht akzeptiert wurde, wenn die Angestellten dagegen verstießen. Sein Vorgänger hatte es am eigenen Leib zu spüren bekommen. Der General hatte ihm deswegen fristlos gekündigt. Pierre war kurzerhand für ihn eingesprungen.
    »Sie wünschen, General?«
    Der Butler wusste, dass sein Vorgesetzter darauf bestand, mit General angesprochen zu werden. Alle nannten ihn so, auch wenn niemand wusste, ob er diesen Titel zurecht führte.
    Seinen richtigen Namen kannte niemand. Der General hatte sich stets davor gehütet, ihn preiszugeben.
    »Pierre, ich habe eine Aufgabe für Sie.«
    »Was immer Sie wünschen.«
    »Sie wissen, dass ich Ihnen vertraue, Pierre.«
    »Ich danke Ihnen, General.«
    »Sie müssen für mich nach Frankreich. Bereiten Sie sich bitte vor. Packen Sie etwas für die Nacht ein. Der Hubschrauber wird Sie in einer Stunde abholen.«
    »Sehr wohl, General«, antwortete Pierre pflichtgemäß. Dabei hatte er vor nichts mehr Angst als davor, mit einem Hubschrauber durch die Lüfte zu fliegen. Doch er wusste genau, dass er es sich nicht leisten konnte, seinem Arbeitgeber zu widersprechen, hätte dies doch das Ende seiner Tätigkeit bedeutet. Wohl oder übel musste er in den sauren Apfel beißen und den Flug antreten.
    »Was ist meine Aufgabe, General?«
    »Sie werden sich in einem Café umhören, ob dort Dokumente abgegeben worden sind und was mit ihnen geschehen ist. Geben Sie sich als Pater aus und sagen Sie, dass Sie einen Freund bei einem Unfall verloren hätten, der wichtige Unterlagen für Sie dabei hatte. Sie werden meine Kontaktperson aufsuchen, die in der Nähe lebt und sich dort auskennt. Sie wird Ihnen weiterhelfen.«
    »Um welches Café handelt es sich und wie soll ich es finden?« »Rufen Sie die beiden Versager, die ich eben rausgeworfen habe, und fragen Sie sie! Sobald Sie gepackt haben, werde ich Ihnen alles Weitere erklären. Ich hoffe, Sie wissen, was ich von Ihnen erwarte, Pierre. Enttäuschen Sie mich nicht!«
    »Ich werde mich bemühen, das nicht zu tun, General.«

7
    Ausgeruht und gut erholt wachte Mike auf.
    Die Sonne war längst aufgegangen. Ihre Strahlen blinzelten durch das große Fenster und bahnten sich ihren Weg über seine Bettdecke hinweg ins ganze Zimmer.
    Mike streckte sich und gähnte herzhaft. Dann schlug er die Decke zurück, setzte sich auf und erhob sich.
    Der erste Weg an diesem Morgen führte ihn ans Fenster.
    Der Ausblick auf das Zentralmassiv der Pyrenäen war fast noch schöner als jener, den er am Abend zuvor von der Parkbank in Rennes-le-Château aus gehabt hatte.
    Nur wenige Meter vor dem Hotel erstreckte sich eine riesige eingezäunte Wiese, auf der einige Pferde friedlich grasten. Direkt unter seinem Fenster spielten zwei kleine Hunde auf der weitläufigen Dachterrasse.
    Mike sah auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Bis zu seinem Treffen mit Jean blieb also noch genügend Zeit für ein hoffentlich schmackhaftes Frühstück in dem großen Kaminzimmer des Hotels, das gleichzeitig als Speisesaal diente.
    Während er seine Zähne putzte, musste Mike an die beiden lateinischen Texte denken. Ob er sie wirklich, gewissermaßen im Originalzustand, durchfaxen sollte? Das wäre möglicherweise zu auffällig.
    Mike entschied sich deshalb, die Texte komplett abzuschreiben. Ein Kopiergerät gab es im Hotel nicht, das hatte er telefonisch bereits bei der Rezeption erfragt.
    Er wollte sein Vorhaben noch vor dem Frühstück erledigen. In den Frühstücksraum würde er die Dokumente jedenfalls nicht mitnehmen, denn ihr ersichtlich hohes Alter würde dort zweifelsohne das Interesse der anderen Hotelgäste erwecken.
    Genau das wollte Mike aber vermeiden.
    Die Prozedur des Abschreibens dauerte länger, als er gedacht hatte.
    Aber die Zeit musste Mike sich nehmen. Er durfte schließlich keinen Fehler machen und keinen Buchstaben auslassen. Im schlimmsten Falle könnte dies den gesamten Inhalt durcheinanderbringen.
    Als Mike endlich fertig war, steckte er die Originale wieder in den Umschlag zurück, deponierte diesen im zimmereigenen Safe, drehte den Schlüssel um und steckte ihn in die hintere Tasche einer seiner Hosen, die er wiederum im Kleiderschrank verstaute. Dann zog er sich an. Wegen der hohen Temperaturen entschied er sich für ein sommerliches Outfit:

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