Es wird Dich rufen (German Edition)
Bermudashorts und ein luftiges T-Shirt.
Auf dem Weg zum Speisesaal traf er die Hotelbesitzerin, die ihn mindestens genauso freundlich begrüßte, wie bei seiner Ankunft am Abend zuvor.
»Bonjour, Monsieur. Did you sleep well?«, fragte sie ihn, ob er gut geschlafen habe, in einem Englisch, das deutlich von ihrem französischen Akzent überlagert war und sich dadurch bezaubernd anhörte.
»Danke!«, erwiderte Mike gut aufgelegt. »Sehr gut! Très bien!«
Er nutzte die Gelegenheit, sie nach dem Faxgerät zu fragen. Sie führte ihn daraufhin in die Hotellobby und gab ihm die Nummer, unter der das Hotel zu erreichen war.
Mike notierte diese auf die beiden lateinischen Abschriften, sowie eine Nachricht an Stein, dass er seine Antwort direkt zu Mikes Händen schicken solle. Zimmer 22. Die Hotelbesitzerin hatte ihm bereits zugesagt, dass sie das Fax sofort nach dem Eintreffen auf sein Zimmer bringen würde.
Mike sandte die Papiere direkt an Steins Büro. Nun musste er nur noch warten, bis sein Freund die Übersetzung angefertigt hatte.
Derweil begab er sich in den Speisesaal, in dem bereits ein reichhaltiges Frühstücksbuffet auf ihn wartete. Dass viel los war, konnte man beileibe nicht sagen. Lediglich die vielen gedeckten Tische wiesen darauf hin, dass das Hotel tatsächlich ausgebucht war. Die meisten Gäste schienen allerdings noch zu schlafen. Im Moment hatte sich jedenfalls nur ein älteres Ehepaar in den Speisesaal verirrt.
Mike nickte den beiden freundlich zu, als er an ihnen vorüberging, um sich am Buffet mit Croissants und Kaffee zu versorgen.
Die ganze Zeit über war er mit seinen Gedanken bei dem seltsamen Unbekannten, der in Rennes so brutal getötet worden war.
Nicht nur die Art, wie der Mann gestorben war, beschäftigte Mike. Immer wieder stellte er sich die Fragen: Was hatte er von ihm gewollt? Was hatte er mit ihm zu besprechen gehabt? Warum und woher hatte er Mike überhaupt gekannt? Und was hatte das alles mit Rennes-le-Château zu tun? Mit jenem unscheinbaren Dörfchen also, das Mike in einiger Entfernung durch die großen gläsernen Flügeltüren sehen konnte, die vom Speisesaal auf die Terrasse hinausführten.
Das Frühstück war gut. Gerne hätte er sich noch einen Nachschlag genehmigt, doch die Zeit drängte. Er musste sich schleunigst aufmachen, damit er noch rechtzeitig in Rennes-le-Château eintraf, um dort Jean zu der verabredeten Zeit zu treffen.
8
Mike hatte sich bereits um einige Minuten verspätet, als er mit seinem Wagen auf dem Parkplatz beim Wasserturm in Rennes-le-Château zum Stehen kam.
Im Vergleich zum Vorabend herrschte hier nun deutlich mehr Betrieb. Der Parkplatz war schon gut belegt. Die ersten Touristengruppen bewegten sich von hier aus in Richtung der Villa.
Nachdem er den Wagen abgeschlossen hatte, begab sich Mike, wie verabredet, zum Tour Magdala. Jean war bereits da. Alles war wie tags zuvor. Der Alte sah unverändert aus: dieselben Klamotten, derselbe Spazierstock und dieselben freundlichen Gesichtszüge. Nur seinen Hund hatte er zuhause gelassen.
»Ich habe Sie bereits erwartet«, grüßte der alte Mann. »Verzeihung!«, rief Mike, als er ihm mit schnellen Schritten entgegenging. »Ich habe mich verspätet. Es gab noch etwas Dringendes zu erledigen!«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen, Monsieur ...?«
»Dornbach«, ergänzte Mike. »Mike Dornbach. Sie können aber Mike zu mir sagen!«
»Mike, ja richtig!«, nickte Jean. »Hatten Sie eine angenehme Nacht?«
»Die hatte ich, danke! Hier könnte ich es eine Weile aushalten.« »Schön«, sagte der Alte ein zweites Mal. »Dann sind sie ja bestens gerüstet für unsere kleine Erkundungstour. Lassen Sie uns keine Zeit vergeuden, junger Freund.«
Jean wies Mike an, ihm zu folgen.
Sie liefen einige Schritte am Tour Magdala entlang. Die leicht abschüssige Straße führte am umzäunten Garten Saunières vorbei hinunter zur Kirche.
Jean stoppte. Er zeigte auf die zahlreichen großen Bäume, die sich in den lauen Winden des Morgens Ehrfurcht erweckend bewegten.
»Abbé Saunière hat sie noch fast alle selbst gepflanzt«, sagte Jean.
Mehrere Sträucher und Büsche säumten die Kieswege, die die Villa mit einer lang gezogenen Balustrade verbanden, an deren einem Ende der Priester den Tour Magdala, am anderen ein Gewächshaus hatte errichten lassen, das mittlerweile nahezu zerfallen war.
»Das hier«, erklärte Jean, »war das private Reich von Saunière. Die Bäume sind im Laufe der Jahrzehnte natürlich
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