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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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vorgestellt hatte. Alles war gut – bis auf den Markus-Faktor. Vielleicht überlegte sie ein bisschen zu lange, denn Ole deutete ihr Schweigen wohl als Zustimmung.
    Â»Prima. Dann können wir Schluss machen für heute. Ich baue die restlichen Texte ein, und in ein paar Tagen kann das Ganze ins Netz.« Er schaltete den Laptop aus. »Hast du wieder einen neuen Auftrag?«
    Â»Ein Essen für zwei«, antwortete sie, ohne weiter darüber nachzudenken, weil sie immer noch mit den Schubladen beschäftigt war.
    Â»Für zwei was? Tanten? Frisch Verliebte? Ein altes Paar?«
    Â»Zumindest ist einer der beiden frisch verliebt. Der Gastgeber«, sagte sie, obwohl sie sich fragte, ob sie Ole das überhaupt erzählen wollte. Doch die Sätze kullerten einfach aus ihr heraus. »Er wünscht sich ein Essen, mit dem er die Dame seines Herzens für sich gewinnen kann.«
    Â»Dann ist er bei dir ja genau richtig. Was hast du empfohlen?« Ole schaute ihr tief in die Augen. »Kerzenlicht und Spargel?«
    Â»Noch gar nichts. Was hättest du ihm denn geraten?«, fragte sie, um ein bisschen Zeit zu gewinnen. Sie musste sich einen Moment sortieren, denn auch wenn Oles Augenaufschlag ganz offensichtlich nur gespielt war, traf er sie.
    Â»Ich? Keine Ahnung. Das erste Essen, das ich für Judith gemacht habe, waren Rühreier.«
    Â»Rühreier?« Luise sah ihn überrascht an.
    Â»Ja, zum Frühstück, nachdem sie das erste Mal bei mir übernachtet hatte.« Es schien, als wolle er in eine längere Geschichte mit ausführlicher Rahmenhandlung einsteigen.
    Â»Aber da hattest du sie ja schon von dir überzeugt«, un
terbrach sie ihn, um sich die Details zu ersparen. »Hier geht es um das Vorher. Nicht um das Frühstück danach. Und ein Vorher soll etwas Eindrucksvolles sein. Romantisch. Besonders.«
    Â»Ist er denn besonders?«, fragte Ole und musterte sie.
    Â»Vielleicht. Nett ist er auf jeden Fall. Etwas schüchtern.« Sie wich seinem Blick aus.
    Â»Du kennst ihn also.«
    Â»Wir haben uns auf Svenjas Fest gesehen. Er war einer der Gäste.« Sie stockte. »Vielleicht sollte ich gar nicht so viel über meine Kunden reden. Wahrscheinlich gibt es für Köchinnen auch eine Art Schweigepflicht.«
    Â»Für Köchinnen gibt es noch etwas ganz anderes.« Ole stand auf und holte aus der Kammer neben der Küche einen Karton, eingewickelt in beiges Packpapier.
    Â»Ich habe doch gar nicht Geburtstag«, sagte Luise beim Anblick des Paketes. Sie war aufgeregt, denn Geschenke von Ole waren nicht nur etwas Besonderes, sondern auch eine Seltenheit.
    Â»Es ist nicht zum Geburtstag«, sagte er. »Es liegt ein Brief dabei.«
    Luise untersuchte das Paket und zog unter einer Papiernaht ein gefaltetes Blatt hervor. Kein Schreibmaschinenpapier, sondern weicheres, in Cremeweiß. Sie klappte den Bogen auf, und ihr wurde klar, dass sie noch nie Oles Handschrift gesehen hatte. Stets trug er seine kleinen elektronischen Helfer mit sich herum, denn er verabscheute Notizzettel und Stifte. Warum auch Postkarten schreiben, wenn es Mails und SMS gab? Sie blickte auf klare, runde Buchstaben in schwarzer Tinte. Die unteren Linien der großen Ls waren geschwungen. Sie glichen Wellen, so dass das Liebe Luise
am Anfang aussah, als segelte ihr Name auf einem kleinen Meer. Sie lächelte und las weiter.
    Â 
    Leider ist sie nicht pink. Und ich höre bereits, wie Du sagst, dass Du sie nicht willst. Aber ich habe momentan keinen Platz für sie. Darum: Nimm sie bitte mit, probier sie aus, behalte sie, solange Du sie gebrauchen kannst. Vielleicht könnte sie eine Erleichterung für Dich sein. Und falls Du sie hier stehenlässt (was ich Dir zutraue), werde ich das als eindeutige Aufforderung werten, dass ich sie Dir persönlich vorbeibringen soll …
    Herzliche Grüße,
    Markus
    Â 
    Was sollte das denn? Aufgeregt riss sie das Packpapier auf. Zum Vorschein kam eine glänzende Kitchen Aid in Weinrot. Luise war so überrascht, dass sie nicht einmal etwas Gemeines denken konnte.
    Â»Er hat extra betont, dass es kein Geschenk ist, sondern nur eine Leihgabe. Sie verpflichtet dich zu nichts. Er hatte sie für die Londoner Wohnung gekauft, weil dort die Küche größer war. Hier kann er sie nicht unterbringen, ohne alles umzubauen. Sie nimmt ja viel Platz weg.«
    Luise schwieg noch immer. Gern hätte sie ebenfalls mit

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