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Essen mit Freunden - Roman

Essen mit Freunden - Roman

Titel: Essen mit Freunden - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Insel Verlag
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Nele. »Was sollen wir tun?«
    Â»Aufspießen«, antwortete er knapp und schob ihr eine Tüte Marshmallows und Holzspieße zu. Er selbst widmete sich einem Blech mit knallblauer Götterspeise, die er in unterschiedlich große Würfel schnitt und auf einem riesigen Kuchenteller zu einer Gletscherlandschaft formte.
    Â»Sieht giftig aus«, stellte Luise fest.
    Â»Dann passt es ja zur Stimmung«, sagte er und verankerte mitten in der Landschaft eine Treibeisscholle aus weißer Schokolade, auf die er Schaumzuckerbärchen setzte. An den unteren Rand der Gletscherformation goss er Vanillesoße und ließ Fruchtgummi-Delfine aus den Wellen hüpfen.
    Â»Guck mal: Das ist Lars!«, rief Nele begeistert und deutete mit einem zerquetschten Marshmallow in den Händen auf die Eisbären.
    Luise sagte nichts, spießte nur abwechselnd rosa und weiße Schaumzuckerteile auf die Holzstäbe, während sie innerlich kochte – und nebenbei Markus so unauffällig wie möglich beobachtete. Ihr fiel Sybilles Kommentar mit den geschickten Fingern ein. Es stimmte. Er arbeitete sorgfältig und schnell. »Wieso kannst du so was?«, platzte es aus ihr heraus.
    Â»Ich habe mir damit mein Studium finanziert.« Er stellte ein Wasserbad mit Schokolade auf den Herd. »Küche, Service, Tresen. Wobei mir Küche mehr Spaß gemacht hat. Aber Tresen hat einfach mehr gebracht.«
    Luise nickte. »Kann ich mir vorstellen.« Ihr Ton war weit zickiger als geplant. Es passte aber zu gut in ihr Bild von ihm. Am Tresen geht es ja nicht nur um Geld und Getränke, wenn der Abend fortgeschritten, die Seele einsam und der Blick des Barmannes die letzte Anlegestelle auf der Reise durch eine dunkle, einsame Nacht ist.
    Markus ignorierte den Kommentar. »Tunkst du die Spieße bitte hier ein«, sagte er zu Nele und stellte ihr die flüssige Schokolade vor die Nase. »Vielleicht kann dir auch dabei jemand helfen.« Ohne Luise weiter zu beachten, wandte er sich ab, holte vorbereitete Teller und Schüsseln aus dem Kühlschrank. Ein Salat aus Buchstabennudeln. Ein Wurstsalat, bei dem die Wurststückchen ebenfalls alphabetisch waren. Er musste mit Keksausstechern Mortadella bearbeitet haben. Runde Toasties mit vegetarischen Pasten, die wie Clownsgesichter aussahen, mit Cherrytomaten als Nase und Paprikastreifen als Mund. Raketen aus kleinen blanchier
ten und halbierten Zucchini, die Gemüseflügel hatten und mit Reissalat gefüllt waren. Grissinistangen, Staudensellerie und Kräuterquark zum Dippen. Und zu guter Letzt noch Bücherwürmer, die eine Radieschen-Lesebrille trugen und deren Leiber aus Karotten- und Gurkenscheiben im Wechsel bestanden. Schließlich war es eine Party für ein Fast-Schulkind.
    Luise hatte sich mit jedem Teller, den er auf der Arbeitsplatte abstellte, weniger Mühe gegeben, ihr Interesse zu verbergen. »Das ist Wahnsinn«, sagte sie schließlich. »Das ist wirklich richtig gut.«
    Einen Moment lang fixierte er sie. »Danke«, sagte er dann, ohne die Miene zu verziehen, ohne ein Lächeln. Ȇbrigens: Das Kind tropft.« Er nahm die Salatschüsseln und ging hinaus zum Büfett.
    Luise fühlte sich, als hätte er ihr einen Eimer Eiswürfel über den Kopf geschüttet. Dann sah sie zu Nele. Der Becher mit der Schokolade war in Schieflage geraten, und um ihn nicht ganz umzukippen, war Nele dabei, sich aus ihrem Kinderhocker zu hangeln. Hilfesuchend griff sie nach Luises Bein. Weißes Leinen, Zartbitterschokolade.
    Â»Oh, das ist aber schön. Ganz einmalig. Da war ja ein Profi am Werk«, hörte sie das Lob von draußen mehrstimmig, als er das Büfett bestückte. Ihr Herz begann zu rasen. Und als sie sich auf den Weg zur Gästetoilette machte, um von ihrer Hose zu retten, was zu retten war, sah sie noch, wie eine der beiden Mütter Markus schmeichelnd über den Unterarm strich: »So jemanden wie dich müsste man sich ausleihen können. Für Kindergeburtstage.« Spontan verging ihr der Appetit.
    Â»Ich muss jetzt gehen«, sagte sie zu Ole, als sie nach einer
Weile mit nassem Hosenbein wieder aus dem Bad aufgetaucht war. »Ich sehe schlimm aus, und außerdem ist für meinen Auftrag morgen noch einiges vorzubereiten.«
    Â»Warte, der Grill«, sagte Ole hektisch und deutete auf den Geräteschuppen. Er hatte Nele auf dem Schoß, die heulte, weil Lilly ihr keinen der

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