Essen mit Freunden - Roman
Fruchtgummi-Delfine abgeben wollte, und schien etwas überfordert mit der Situation. »Moment mal â Markus?« Er schaute sich suchend um. »Kannst du Luise vielleicht den Grill und den Wok-Einsatz geben? Ich habe alles schon bereitgestellt.«
Auf diese Unterstützung hätte sie gern verzichtet. Aber sie hatte keine Wahl. Sie brauchte den Grill. Mit ein paar Sätzen und einem Winken in die Runde verabschiedete sie sich und ging zur Gartenpforte, wo Markus bereits auf sie wartete.
»Du kommst damit klar?«, fragte er, als er den Grill an ihrem Auto abstellte.
»Hör mal zu«, sagte sie, und ihre Augen verengten sich. »Ich bin schon klargekommen, lange bevor du aufgetaucht bist. Nicht nur mit einem Grill. Und ich werde auch weiter klarkommen.«
»Hey, es war nur eine Frage. Was um Himmels willen ist nur los mit dir?«
»Was mit mir los ist? Ich kenne Männer wie dich. Ich war mit mehr als einem von dieser Sorte zusammen. Du bist nett. Du bist charmant. Du machst mir lächelnd ein Kompliment über meine Kekse. Aber es fehlt dir die Zitrone. Dann mäkelst du an meinem Essen für zwei herum. Vielleicht willst du ja selber kochen? Vielleicht willst du einfach nur meine Idee? Und ganz nebenbei schnappst du dir noch meine Freundin.«
Sein Gesicht entgleiste. »Wie bitte? Das ist nicht dein Ernst, oder? Glaubst du das wirklich?«
»Ich glaube, was ich sehe, und was ich sehe, ist genug.«
»Meinst du? Dann schau doch mal richtig hin, verdammt noch mal. Schau mich an. Ein einziges Mal.«
Sie sah ihn an mit einem Blick, so hart, dass er Diamanten schleifen konnte.
»Kannst du dir vielleicht vorstellen, dass ich â«, nahm er Anlauf â und brach ab. Kopfschüttelnd, resigniert. »Schade, echt schade. Aber es macht einfach keinen Sinn.« Ohne ein weiteres Wort drückte er ihr den Wok-Einsatz in die Hand, lieà sie am Auto stehen und ging zurück ins Haus.
âRoter Pfeffer
Luise rief am nächsten Tag im Reihenhaus an und bedankte sich noch einmal für die Einladung zu Lillys Feier. Judith plauderte wie immer munter drauflos, und auch Ole war unverändert freundlich. Erleichtert legte Luise auf. Anscheinend hatte Markus über ihre Auseinandersetzung kein Wort fallen lassen. Das war gut. Sie wollte den Kontakt zu Ole nicht verlieren, nur weil sie seinen besten Freund gegen sich aufbrachte. Sie hatte die halbe Nacht wachgelegen und gegrübelt. Eigentlich hätte sie mit sich zufrieden sein können. Sie hatte endlich gesagt, was sie sagen wollte, und genau das erreicht, was sie sich gewünscht hatte: klare Fronten. Er war verschwunden, und sie hatte ihre Ruhe. Aber warum fühlte es sich nicht so gut an, wie sie es sich vorgestellt hatte? Statt sich befreit ihrer Essensplanung zu widmen, saà sie reglos
an ihrem Küchentisch und dachte an die dunkelblaue Gletscherlandschaft. Er hatte sie so liebevoll konstruiert, obwohl abzusehen war, dass die Schokoladen-Scholle mit den Eisbären keine drei Minuten überleben würde, sobald er sie auf dem Büfett platziert hatte. Er musste den halben Tag mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen sein. Bemerkenswert, wie sehr er mit Ole, Judith und den Kindern verbunden war. Auch Oles Eltern hatten Markus gestern Nachmittag begrüÃt wie einen Teil der Familie, was Luise überrascht hatte, denn sie hatte die beiden bisher sehr reserviert erlebt. Sie dachte an die Zucchini-Raketen, die Clowns-Toasties und hoffte, dass ein bissiger Gedanke sie von den Erinnerungen des gestrigen Tages erlösen würde. Aber er kam nicht. Stattdessen sah sie Markus vor sich, als er ihr auf der StraÃe gegenüberstand. Schau mich an, verdammt noch mal! Sie schloss die Augen, doch sosehr sie sich bemühte, das Bild lieà sich nicht wegblinzeln. Mit einem Ruck schob sie die Tasse zur Seite und griff nach ihren Notizen, um endlich mit den Vorbereitungen für das Geburtstagsessen zu beginnen, das für diesen Abend in ihrem Terminplan stand.
Â
Raphael. Ein Name wie ein Gedicht. Als ihr persönliches Mantra murmelte sie ihn den halben Samstagnachmittag vor sich hin. Dabei gingen ihr Annes Worte immer wieder durch den Kopf: Er sagt nichts, er traut sich nichts. Mut. Vielleicht war das tatsächlich der Schlüssel. Und wenn die inszenierte Verführung wieder nicht klappte, wollte Luise mutig sein, wenn sie nächste Woche den Grill abholte. Dies sollte ihr
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