Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Esswood House

Esswood House

Titel: Esswood House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Straub
Vom Netzwerk:
eine Zimmerflucht, die den Bewohner mit Gold und Samt betörte, mit dekorativen Antiquitäten, einem Himmelbett. In Wirklichkeit waren die Springbrunnenzimmer so nüchtern wie in einem leicht heruntergekommenen billigen Hotel.
    Es war eine kleine Suite mit zwei Zimmern. Das erste davon, das Wohnzimmer, war mit steifen Stühlen mit hohen Rückenlehnen und einer kleinen, vor langer Zeit mit einem staubigen Chintz mit Blumenmuster überzogenen Couch möbliert. Ein kleiner Holztisch mit uralten Ausgaben von Country Life und dem Tatler stand vor der Couch. Stehlampen mit großen gelben Schirmen spendeten ein schwaches Licht, das kaum zum Lesen ausreichte. Das gesamte Mobiliar des Zimmers hätte aus einem etwas gehobenen Trödlerladen stammen können. Auf dem Kaminsims standen ein ausgestopfter Fuchs und ein Terrarium mit dunklen, üppigen Farnen. An einer Wand mit Rosentapete stand ein Schreibtisch mit Lederauflage und einer grünen Bibliotheksleselampe. Ein niedriges Regal neben diesem Schreibtisch quoll über vor Büchern von Warwick Deeping, Compton Mackenzie, John Buchan, Agatha Christie und Rafael Sabatini. Die Bücher sahen wie festgeschweißt aus. Auf diesen Bänden lagen amerikanische Taschenbücher verstreut - Joyce Carol Oates, Reynolds Price, John D. MacDonald -, die frühere Besucher hiergelassen haben mußten. An den hellen Wänden mit ihrem Rosenmuster hingen Bilder von Männern mit Perücken und bestickten Gehröcken, die offenbar unten im Ostsaal Karten spielten, von etwas moderner gekleideten Leuten, die auf einer sanften grünen Terrasse hinter der rückwärtigen Anhöhe von Esswood House Krocket spielten, von einer von tänzelnden Pferden gezogenen Kutsche, die die Einfahrt entlang fuhr, wo Standish sein Auto geparkt hatte. Ein kleiner scheckiger Spaniel lief hocherhobenen Kopfes neben der Kutsche her. Durch die Fenster auf der linken Seite des Zimmers sah Standish auf der anderen Seite des Innenhofs das Licht in den Fenstern der Seneschals. In dem Zimmer gab es keinen Fernseher, kein Radio, kein Telefon.
    Das etwas kleinere Schlafzimmer war mit einem schmalen Bett mit geschnitztem Kopfteil, einem Nachttischchen, einem bequem aussehenden Ohrensessel, einem Sofa, dessen Bezug aus demselben dunkelblauen Blumenmuster wie die Tagesdecke gefertigt war, einem zweiten Schreibtisch mit Lederauflage und einem großen Holzgestell zum Aufhängen von Kleidungsstücken bestückt. Neben dem Gestell war eine hohe Holztür, die zur Hintertreppe führen mußte. Hier gab es ein weiteres brusthohes Bücherregal, das offenbar die gesammelten Werke von Winston Churchill enthielt. Auf dem Sims über dem Kamin des Schlafzimmers standen zwei verschnörkelte silberne Kerzenhalter, darüber hing ein geometrischer Stahlstich, der sich als Plan der Terrassen von Esswood erwies und einen länglichen Teich, so etwas wie ein Wäldchen mit einer wie eine Druidenstätte anmutenden Lichtung und Felder zeigte. Die Fensterläden des Schlafzimmers waren geschlossen, das Zimmer in seiner Gesamtheit wirkte im schwachen goldenen Licht der Bibliotheks- und Nachttischlampen gedämpft, beinahe dunstig.
    Standish zog am Griff zweier Spiegeltüren, erwartete einen Kleiderschrank dahinter und sah in ein gefliestes Badezimmer. Er trat ein, machte die Tür hinter sich zu und benutzte die Toilette. Als er sich danach die Hände wusch, betrachtete er sein Gesicht im Spiegel.
    Die Ränder seiner Lider hatten einen rosa Farbton angenommen, wie die Augen eines Kaninchens, grauer, verschmierter Staub bedeckte seine Wangen. Sein schütteres Haar klebte flach wie Tang an seinem Kopf. Standish stöhnte. Das war das Gesicht, das die wunderbare, geistreiche Frau gesehen hatte. Was er für Frivolität gehalten hatte, war lediglich zivilisiertes Mitleid gewesen. Er war Stunden zu spät und mit einer absurden Menge Gepäck eingetroffen, hatte nervöse Fragen nach der richtigen Tür gestellt, hatte wie ein Tourist geglotzt und Maulaffen feilgehalten und sie zweifellos lüstern angestarrt. Ja, lüstern angestarrt. Oh, Gott. Standish zog das Jackett aus und knöpfte das Hemd auf. Er ließ heißes Wasser in das Becken laufen und wusch sich Hände und Gesicht. Dann ließ er das Wasser ablaufen, füllte das Becken wieder und wusch sich rasch die Haare.
    Er kam aus dem Bad und sah seine Hemden, Socken und Unterwäsche neben dem Kulturbeutel auf dem Bett liegen. Seine vier Taschen standen neben dem Bett. Auf dem kleinen Schreibtisch lag Crack, Whack and Wheel . Seine

Weitere Kostenlose Bücher