Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Grund versuchte sie diese zu verstecken. Und was würde sich eher eignen, als ihr wallendes Haar, welches ihr mittlerweile bis zur Taille reichte?
Sie stand noch eine ganze Weile vor ihrem Schrank, ehe sie sich schließlich für ein geblümtes Sommerkleid entschied. Wie an den meisten Tagen verzichtete sie nicht auf ihre Lieblingsjacke, aus lilafarbenem Kunstleder. Gekonnt schlüpfte sie hinein, als sie über den Flur und dann die Treppe hinunter ging.
Noch immer drehten sich ihre Gedanken um den Traum, der sie wie jede Nacht verfolgt hatte, aber diesmal beschäftigte sie noch etwas anderes, denn sie hatte auch von einem Mann geträumt. Sie hatte ihn zwar wahrgenommen aber nicht deutlich erkennen können. Es hatte sich im Traum angefühlt wie die Erscheinung einer Seele. Einer Seele, die der ihren glich, die zu ihr passte, wie sonst keine andere. Umgeben von Feuer und Angst war sie auf diese Seele getroffen. Es hatte sich so real angefühlt, dass sie dachte, sie könne immer noch, den Geschmack des Rauches, auf ihrer Zunge schmecken.
Hastig stürmte sie an Andash vorbei, der mit einem Becher Kaffee, im Türrahmen zur Küche, auf sie wartete.
„Kein Frühstück heute, bin spät dran!“, rief sie und öffnete ruckartig die Haustür.
„Aber du wirst doch wohl noch eine andere Jacke mitnehmen, oder? Es soll heute regnen.“
Andash hielt ihr eine gelbe Kapuzenjacke hin, die sie nur ihm zuliebe annahm. Draußen wartete bereits Ciprian.
„Guten Morgen Ciprian“, begrüßte ihn Andash.
„Guten Morgen Herr Loka.“
„Pass gut auf sie auf, sie ist viel zu dünn angezogen.“
Ciprian runzelte die Stirn, nickte ihm dann aber lächelnd zu. Maira gab ihrem Onkel einen Kuss auf die Wange.
„Es ist nicht kalt und es wird auch nicht regnen“, beruhigte sie ihn und verabschiedete sich. Andash blickte ihr nach. Wahrscheinlich würde sie recht behalten mit dem Wetter. Sie hatte ein Gespür dafür, aber Andash war in gewisser Weise ein Wetterfrosch. Oftmals wusste er mehr als der Bericht im Fernsehen oder die Vorhersagen im Radio. Maira fand es faszinierend, mit welcher Genauigkeit er die Dinge erahnte, noch bevor sie geschehen waren. Sie konnte sich diese seltsame Gabe bei ihm nicht erklären, aber insgeheim glaubte sie daran, dass es Menschen gab, die sie einfach besaßen, so wie er.
„Er ist immer noch so besorgt um mich, als wäre ich erst zwölf“, beschwerte sie sich bei Ciprian, der daraufhin liebevoll seinen Arm um sie legte.
„Naja, er will dich eben beschützen.“
Maira lächelte. „Beschützen? Wovor denn? Ich bin erwachsen und kann auf mich selbst aufpassen.“
Er grinste. „Na klar kannst du das!“ Sie wusste das Ciprian sie verstand, denn das tat er immer. Er war der beste Mensch, den sie kannte, neben Andash natürlich, und sie kannte ihn schon sehr lange. Sie waren sozusagen zusammen aufgewachsen. Er wohnte im Haus neben ihr und war ihr stets ein guter Freund gewesen. Jemand der immer für sie da war und sie zur Vernunft rief, wenn sie mal wieder stur durchs Leben ging oder wütend auf jemanden war, denn dann konnte sie schon einmal rasend werden und sehr unvernünftig handeln. Ciprian brachte sie jedes Mal zurück auf den Boden der Tatsachen. Er selbst hielt sich bei ihren Kopf-durch-die-Wand Aktionen, wie die mit dem Versuchslabor, gerne zurück. Er war viel zu anständig und zu umsichtig dafür. Er hätte sicherlich auch daran gedacht, was jene Tiere verursachen könnten, wenn sie erst einmal freigelassen wurden. Von dieser Idee hatte sie ihm im Vorfeld, natürlich, nichts berichtet. Seine Standpauke dazu hatte sie sich gut vorstellen können. Außerdem folgte sie ohnehin nach der Aktion. Beide ergänzten sich in ihrer Art und das war es auch, was sie aneinander so schätzen. Sie waren die allerbesten Freunde.
Vor der Universität herrschte ein reges Gedränge von Studenten, die alle hektisch ihre Vorlesungen aufsuchten.
Maira hielt ihre Bücher vor der Brust und trommelte sanft mit ihren Fingernägeln auf den harten Einband ihres Lehrbuchs für Geschichte, während sie für den Bruchteil einer Sekunde einen Mann bemerkte, der sich langsam zwischen den Säulen des Gebäudeeingangs bewegte und sie unverhohlen anstarrte. So ohne jegliche Scheu, dass sie ihn mit ihren Augen verfolgen musste.
„Hast du heute Morgen Vorlesung?“
Mühsam riss sie sich von jener Erscheinung los und rollte missmutig mit den Augen.
„Ja, bei Undag!“
Ciprian lachte. „Oje, du Arme. Sehen wir
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