Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
waren. Sie spürte es. Jenes Gefühl prasselte auf sie nieder, genau wie der Regen, der sich gerade erst durch die Wolken geschoben hatte und ihre nackten Arme hinunterlief. Irgendwie erfrischend. Das Wasser des Himmels kühlte ihren, durch die Begegnung mit diesem Breda, überhitzten Körper ab. Es drang in ihre Kleidung, durchnässte ihr Haar, aber dennoch konnte es das neu entfachte Feuer in ihr, nicht löschen. Innerlich brannte sie, wie sie es noch nie zuvor getan hatte.
Als sie wieder Zuhause war, wollte es ihr nach wie vor nicht gelingen, ihn aus ihren Gedanken zu verbannen. Niemals hatte sie sich von jemandem dermaßen angezogen gefühlt. Es war so intensiv, dass es ihr schon beinahe unheimlich war. Sie konnte es kaum erwarten, ihn endlich wiederzusehen. Dabei fragte sie sich ständig, wie ein solches Treffen wohl aussehen würde. Dann fiel ihr ein, dass sie vor lauter Anspannung völlig vergessen hatte ihm ihre Nummer zu geben. Bei dem Gedanken daran fasste sie sich an die Stirn. Wie konnte sie so etwas nur vergessen?
Ciprian versuchte sie abzulenken. Er war eigentlich vorbeigekommen, um mit ihr zu lernen. Sie musste eine Hausarbeit über heidnische Mythen fertigstellen und sie und Ciprian zogen los, um einige Orte außerhalb der Stadt aufzusuchen, um die sich die unterschiedlichsten Legenden rankten.
„Glaubst du nicht, dass dieser Typ etwas sonderbar ist?“, meinte Ciprian und schlug damit das Thema Breda zuerst an.
Maira runzelte die Stirn. „Wie kommst du denn darauf?“
Ciprian stellte sich vor sie und sah ihr tief in die Augen. „Maira. Ein Kerl, der aus dem Nichts auftaucht und jemanden auf diese Weise bedroht, sollte dir normalerweise ein Dorn im Auge sein.“
Sie konnte ihrem Freund nicht folgen.
„Was genau willst du mir damit sagen, Ciprian?“ Er ging ein paar Schritte, stützte die Hände in die Hüfte und stand nun sehr belehrend vor ihr. „Ich meine damit, dass du dich irgendwie unvernünftig verhältst.“
Maira wurde langsam sauer. „Ach ja? Unvernünftig? Manchmal bist du wirklich schlimmer als Onkel Andash.“ Sie ließ ihn stehen und eilte voran, aber er folgte ihr.
„Ich wollte dich nicht wütend machen“, versuchte er zu erklären. „Ich wollte dir nur klarmachen, dass du vorsichtig mit ihm sein sollst. Bitte, versprich mir das.“
Sie drehte sich zu ihm um, legte ihre Arme um seinen Hals und lächelte. „Mein lieber Ciprian, du bist wirklich unverbesserlich. Ich versprech’s dir. Und sollte das wieder einer meiner Fehlgriffe sein, dann werd‘ ich das nächste Mal direkt auf deinen weisen Rat hören. Mein Wort darauf.“
Sie drückte ihn liebevoll an sich, dann ging sie weiter. Ciprian blieb erst einmal zurück. Er hoffte innerlich darauf, dass sie nichts mit Breda anfangen würde. Er hatte ihn erkannt, sowie dieser auch ihn erkannt hatte. Er hoffte, dass sie Breda nicht nachgeben würde, denn ihm war bewusst, dass er nun gegen die größte der menschlichen Schwächen zu kämpfen hatte. Der Versuchung. Menschen fühlten sich durch das Böse verlockt und nur den Wenigsten gelang es, dem zu widerstehen. Er kannte Maira am besten, hatte sie ihr Leben lang begleitet und auf sie Acht gegeben. Durch Andash hatte der Himmel einen Vorsprung. Wegen ihm war es ihm möglich gewesen, diese enge Beziehung zu ihr aufzubauen. Eine Bindung, durch die er gehofft hatte, ihr näher zu sein, als alles andere. Sie waren zu früh! Die Dämonen hatten sie vor der Zeit gefunden. Er hatte noch keine Möglichkeit gehabt, ihr alles zu erklären. Ihr zu offenbaren, welche große Aufgabe ihr bevorstand. Wie wichtig sie für die Welt der Menschen war. Er hatte sie noch nicht vorbereiten können und solange sie ihre Wahl noch nicht getroffen hatte, war sie empfänglich für das Böse. Es war nicht auszudenken, was passieren würde, wenn sie sich für Breda entscheiden sollte und nicht für ihn. Wenn sie die falsche Seite wählen würde, so wie es vor ihr schon einige Schlüssel getan hatten. Einer von ihnen hatte damit das finstere Mittelalter geschaffen. Eine Zeit, die nie wieder über die Menschen kommen sollte. Doch er hatte kein Recht sie über ihr Schicksal aufzuklären. Er würde damit eine der Regeln brechen. Ihr freier Wille sollte ohne Vorurteile bleiben. Die Menschen sollten alleine lernen, ohne Hilfe und ohne Rat. Nur wenn sie in der Lage wären, dies irgendwann richtig zu vollbringen und die besten Entscheidungen zu fällen, würde die große Mutter nachsichtig mit ihnen sein. Doch
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