Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Maira war noch so jung, sie war naiv und unerfahren. Sie glaubte an nichts, hielt Himmel und Hölle für eine reine Erfindung und sorgte sich nicht. Vielleicht hatte Andash ihr zu viel abgenommen. Womöglich hätte er sie weniger bemuttern sollen. Aber er hatte stets das Richtige getan. Es war ein hohes Risiko, sie großzuziehen, und er hatte es gemeistert, ohne, dass auch nur irgendein Dämon Verdacht geschöpft hatte. Er behandelte sie wie sein eigen Fleisch und Blut. Lange Zeit hatte er sie vor den Dämonen verstecken und sie damit beschützen können. Ihr ganzes Leben war sie bereits dem Himmel näher als der Hölle. Warum also, sollte sie sich für Breda entscheiden? Ciprian wollte an sie glauben, an ihre innere Stärke. Er wusste, dass sie ein besonderer Schlüssel war, vielleicht war sie sogar der Schlüssel aus der Weissagung.
Der, der alles richtig machen würde. Der letzte Schlüssel der Menschen. Der, mit dem dieser sich ewig wiederholende Kreislauf, aufhören würde. Dea würde mit seiner Wahl, ihre Söhne zurückholen und die Menschen wären endlich frei.
Maira machte an einer alten Ruine halt. „Hier ist es!“, sagte sie, als Ciprian zu ihr stieß. Er blickte sich um. „Ja“, stellte er fest. „Wir sind richtig.“
Sie kletterte auf die bemoosten Mauern. „Komm, sehen wir sie uns von innen an.“ Sie ging vor und stolperte. Doch in dem Moment, als sie im Begriff war zu fallen, war es Ciprian, der sie blitzschnell auffing. Er hielt sie in seinen Armen und ihre Blicke trafen sich. Zunächst überrascht, dann aber daran festhaltend. Maira lächelte verlegen und schenkte so diesem Augenblick der Vertrautheit ein vorschnelles Ende.
„Hui, das war haarscharf, was?“
Er nickte und seine bergseeblauen Augen lächelten ebenfalls. Er hielt sie immer noch fest und Maira genoss diese Nähe zu ihm, auf eine, ihr bis dahin, nicht bewusste Art und Weise. Ciprian errötete leicht und ließ sie dann sanft hinunter.
„Du hast ganz schön schnelle Reflexe“, gestand sie ihm.
Er grinste. „Ja, manchmal überkommt’s mich.“
Beide lachten und machten sich daran, die alte Ruine zu erkunden.
„Und hier hat also dieser Mönch den Pakt mit dem Teufel geschlossen?!“ Ciprian klopfte prüfend gegen die Mauerreste.
„Der Legende nach“, stellte Maira klar und notierte sich etwas auf einem Block. Ciprian sah zu ihr. „Sicher“, gab er rasch zurück. „Laut der Legende.“ Auf einmal horchten sie auf.
„Ist da jemand?“, fragte Maira und blickte an der Mauer hinunter zum Weg. Ciprian tat es ihr nach. „Vermutlich war es nur der Wind“, sagte sie und ging zurück in das Innere der Ruine. Als sie sich jedoch umschauten, stand plötzlich Breda genau vor ihnen. Maira war überrascht ihn zu sehen.
„Was machst du denn hier?“ Sie ging auf ihn zu.
„Oh, ich bin gern in alten Ruinen unterwegs und du weißt doch, ich erkunde die Stadt auf meine eigene Weise.“
Ciprian beäugte ihn kritisch. „Nur seltsam, dass die Ruine hier, weit außerhalb der Stadt liegt.“
Breda lächelte leise, dann machte er eine altmodische Verbeugung vor Maira.
„Tja, das nenn ich eine Zufallsbegegnung.“
„Ja, Zufälle gibt’s“, sagte Maira und klopfte Ciprian auf die Schulter, um ihn aufzuheitern. „Aber“, fügte sie hinzu, „ich freue mich auf jeden Fall dich wiederzusehen.“
Bredas Augen funkelten. „Ich freue mich auch, sehr, Maira.“ Bei diesen Worten sah er sie wieder so durchdringend an, dass sich auf ihrem ganzen Körper eine Gänsehaut ausbreitete, die sie abwechselnd heiß und kalt erbeben ließ.
Blitzschnell holte er einen Korb hinter seinem Rücken hervor. „Wer möchte etwas Wein? Und ich habe auch ein paar Sandwiches dabei.“ Er stellte den Korb vor sich und entkorkte die Flasche. Maira nahm platz.
„Das ist ja klasse“, sagte sie. „Ich nehm‘ einen Schluck.“
„Super“, sagte Breda und setzte sich neben sie.
„Willst du auch etwas?“, fragte Maira und sah dabei zu Ciprian, der Abstand zu Beiden hielt.
„Nein, danke“, antwortete er kühl. Er sah ihnen einen Moment lang zu, sah, wie sie gemeinsam lachten, wie sie ihn anblickte und wie er sie betrachtete. Ihr Verhalten war so unwirklich, als hätte sie jegliche Vorsicht, bereits abgestellt. Ciprian musste zugeben, dass der Dämon schon ganze Arbeit geleistet hatte.
Es schmerzte ihn, sie so zu sehen und er musste sich schließlich eingestehen, dass er sich in all den Jahren, in denen er ihr heimlicher Beschützer und bester
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