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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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Tod
    Guten Morgen, ich lebe!, lachte die Frau im Bett. Sie kniete sich auf, ihre Brüste … was eigentlich machten ihre Brüste? Kornél Esti nahm, wie es seine Art war, jedes Wort ganz genau (legte es auf die Goldwaage). Sie wippten nicht, beziehungsweise sie wippten zwar, baumelten, baumelten aber kompakt. Sie schwankten zwischen Beben und Baumeln. Vielleicht schaukelten sie? Am genauesten ist noch »lachen«, auch die Brüste der Frau lachten. Die Frau strahlte eine derart strahlend gute Laune aus, dass Esti es für besser hielt, die Augen zu schließen. Er drückte die Augenlider fest zu, gold-schwarze Kringel tanzten ihm – eher hinter als vor – Augen. Das ist es!, das könnte auch auf die Brüste passen, die Brüste der Frau tanzten.
    Esti streckte sich dankbar, dann antwortete er heiter seufzend: Guten Morgen, ich lebe nicht. Doch leider geriet die Frau darüber in Panik, sie zog sich hastig an und ging arbeiten, in eine Garküche oder Konditorei, wenn Garküche, dann Kutteln mit Schweinshaxe, wenn Konditorei, dann russische Cremetorte. Über Esti brach eine große Stille herein, vielleicht nur dieses »animal triste post coitum«, er starrte auf die gold-schwarzen tanzenden Kreise, um kurz darauf auch usw., und später dann starb er.
Am Himmel stumm die Sterne stehen
    Esti legte sich zwischen zwei Schenkel. Sank hinein. Er suchte ein Reimpaar. Weimar. Er legte sich nicht, sank auch nicht, er fiel, fiel hinein. Nun, jedenfalls war er auf einmal da. Er drehte sich einmal um und war da! Er schien es zu träumen. Er schien zu träumen, dass er zwischen zwei Schenkel fiel. Und irgendwie ging es auch um Seifenblasen. Da – mit der abgedroschensten Wendung – blieb sein Leben stehen.
Wollustfeuilletons
    Mit dir zu leben ist doch die reinste Langeweile. Esti hatte das Gefühl, seit langem war ihm nicht mehr so ins Gesicht gelobt worden. Er wollte keine Verwicklungen, deshalb wählte er ein Stück von der Baroness aus, mit dem begann er zu schlafen. Wenn es dich nicht gäbe, sagte später die Baroness mit versöhnlicher Hochnäsigkeit, müsstest du uns erfinden. Hass verzog Estis Mund zu einem Lächeln, meine Liebe, im Anfang war das Wort.
    *
    Esti wollte der Baroness nicht in die Augen sehen. Nur das nicht. Die Augen sind der Spiegel der Seele, nur das nicht. Durch einen Spiegel in einem dunklen Wort, nur das nicht. Es gelang, während des gesamten Liebesaktes, bis zum Schluss, es gelang.
    *
    Du hirnloser Hornochse, du freche Frotze (zufälliger Fehler), zischte Kornél Esti der Baroness ins Gesicht, die übrigens Etus Farkas hieß, egal, sie hatte sich auf seine Brust gekniet, ein bisschen tiefer, und begann ihn klassisch zu ersticken. Sowohl Esti als auch Etus zerbrachen sich unterdessen den Kopf, wie man damit aufhören könnte. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
    *
    Wäre da eine Ritze in der Wirklichkeit, könnten Sie sich zu mir hindurchquetschen, neckte ihn die Baroness. Da begann Esti sie zu ersticken. Logisch würde ich das nicht nennen.
    *
    Als sie aus dem kellerartigen Geschäft trat, wusste sie, dass sie sich nicht über das Sonnenlicht freuen durfte, auch wenn Esti es geschickt hatte – ich habe, meine Teure, für Sie dieses bisschen Glanz arrangiert –, es hatte etwas Bedrohliches. Nicht einmal Bedrohliches, eher Mattes. Doch ein matter Glanz ist bedrohlich genug. Und tatsächlich, sie sah Kornél Esti nie wieder.
Die Milchsäure
    Der Dienstbotenlärm, das Dienstbotengelärme, der Dienstbotenkrach, lieber Esti, ist der scheußlichste Klangeffekt auf diesem Erdball, bemerkte die Baroness, die Ohren zur Küche hin gespitzt, nachdem sie berichtet hatte, sie habe von der Intimgymnastik tags zuvor Muskelkater. Esti stellte für sich fest, dass er niemals so viel Aufmerksamkeit bekommen würde wie das Personal, dann verbat er sich auf dem Boden von Freiheit-Gleichheit-Brüderlichkeit diesen Ton und dass man sich in Zukunft mit ihm in irgendeiner Form über die Dienstbotenschaft austausche. Lobe sie auch nicht mir gegenüber. Die Baroness zuckte die Schultern, auch hier habe ich Muskelkater, warum bloß? Sie sind ein Hypokrit! Oder werden Sie vielleicht jetzt nach dem Abendessen abspülen? Den Garten in Ordnung halten? Mich in die Stadt chauffieren? Waschen, bügeln, putzen? Meine Gedanken lesen, ach was, lesen?!, kennen, wissen, der gute Dienstbote weiß im Voraus, was ich von ihm will, er weiß es eher als ich, fallen Sie mir nicht ins Wort, versuchen Sie nicht zu sagen,

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