Eternal - Die Vampire von Clare Point
schüttelte den Kopf.
Dr. Kettleman warf einen Blick auf die Uhr, die auf dem Beistelltisch neben ihr stand. »Die Zeit ist fast um, Fia. Wir haben über viele Dinge gesprochen. Gibt es etwas, das wir ausgelassen haben und das Sie heute noch ansprechen wollen?«
»Nein. Wir haben so ziemlich alle Baustellen abgeklopft.«
Dr. Kettleman erhob sich, um Fia zur Tür zu begleiten. Sie legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Ich möchte nur einmal erleben, dass Sie sich selbst vertrauen. Sie müssen nicht herkommen, um herauszufinden, wie Sie mit Joseph verfahren sollen. Sie wissen, dass Sie keine Beziehung mit ihm riskieren können.« Sie blieb vor der gepolsterten Tür stehen. »Und was Agent Duncan betrifft – vielleicht ist er ein Risiko, das Sie bereit sind einzugehen.«
Fia trat aus der Tür und fühlte sich besser. Sie war entschlossen, Joseph und Glen anzurufen. Sie wusste nur noch nicht, in welcher Reihenfolge.
Sie rief keinen von beiden an. Aber sie beschloss, dass sie sich ihre Dämonen der Reihe nach vorknöpfen musste. Oder eher in umgekehrter Reihenfolge. Fia zog einen kurzen schwarzen Rock an, mörderisch hohe Stilettos und ein hautenges rotes Tanktop, das ihr Selbstvertrauen in ungeahnte Höhen trieb. Bevor sie aus dem Haus ging, legte sie noch große Creolen an und kämmte ihr Haar zurück.
Es war ihre Absicht gewesen, über den Fluss nach New Jersey zu fahren, aber ihr Instinkt sagte ihr, dass Joseph gar nicht so weit weg von ihr war. Er war heute Nacht irgendwo da draußen, irgendwo in ihrer Nähe. Sie ertappte sich dabei, wie sie von Bar zu Bar ging, dort, wo sie einmal zusammen ein Apartment bewohnt hatten.
Natürlich hatte sie seine Handynummer. Sie hätte ihn anrufen können, aber das musste von Angesicht zu Angesicht erledigt werden. Und sie war sich sicher: Er wusste, dass sie nach ihm suchte. Er spielte Spielchen mit ihr. Joseph war immer ganz versessen aufs Jagen gewesen.
Immer wenn sie an diesem Abend eine dunkle, verrauchte Bar betrat, hatte sie das Gefühl, dass er gerade noch dort gewesen war. In jeder Tür, die sie durchschritt, konnte sie fast die Reste seines Parfums riechen, als hätte er eine Duftspur für sie gelegt.
Die letzte Runde war schon ausgerufen worden, als Fia sich auf einen Hocker in einer Bar fallen ließ, in der sie noch nie gewesen war. Keine Spur von Joseph, aber sie wusste, dass er nicht einfach so in ihr Leben zurückgekehrt war, um gleich wieder daraus zu verschwinden. Er wollte etwas von ihr, und wenn sie ihn nicht fand, würde er sie finden.
Der Bursche auf dem Barhocker neben ihr bestellte einen Gin Tonic für sie, obwohl sie darauf bestand, den Gin wegzulassen. Er trug ein rotes Piratenkopftuch, ein enges schwarzes T-Shirt und Jeans. Seine Brieftasche war mit einer schweren Kette an seiner Gürtelschlaufe befestigt. Erst als sie an dem Tonic nippte, das sie sich selbst bestellt hatte, wurde ihr klar, dass sie in einer Bikerbar gelandet war. Sie wusste nicht einmal ganz sicher, in welcher Straße sie sich befand. Sie war so sehr darauf fixiert gewesen, nach Joseph zu suchen, dass sie die Orientierung verloren hatte.
Vielleicht war es nicht unbedingt das Klügste, durch die Straßen von Philly von einer Bar zur nächsten zu streifen. Was, wenn jemand vom FBI sie entdeckte?
»Hey, Babe, magst du Wildschweine?«, wollte der Kerl mit dem Piratenkopftuch wissen.
Sie sah auf seinen Hals. Er war dick. Fleischig. Nicht wirklich ihr Typ. Aber er baggerte sie heftig an. Bestellte ihr einen Tonic nach dem anderen, wahrscheinlich ohne zu registrieren, dass gar kein Gin drin war.
Wildschweine? Der Kahill-Clan unterhielt ein Naturschutzgebiet, in dem Hirsche lebten. Über die Jahrhunderte hatten sie sich so weit angepasst, dass sie kein menschliches Blut mehr brauchten. Tiere genügten ihnen. Die Hirsche lieferten das Blut, das die Familie am Leben erhielt.
Es war schon eine ganze Weile her, dass sie Schweineblut getrunken hatte. Sie fragte sich, ob der Biker nach Wildschwein schmeckte.
»Versuchst du, mich aufzureißen, Süßer?«, fragte Fia. Ihre ganze Aufmerksamkeit war nun bei dem Mann, der ihr nächstes Opfer werden würde.
Eine Stunde und dreihundert Dollar einfach so in den Wind geschossen.
Der Biker ging vor ihr her durch die Hintertür auf eine Gasse, die nach saurer Milch und Exkrementen stank. Sie war auf der Suche nach Joseph ganz offensichtlich weiter vom Weg abgekommen, als ihr bewusst gewesen war. Dies hier war ein schäbigeres
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