Eternal - Die Vampire von Clare Point
Dinge anlassen, bevor wir den Hauptgang ordern.«
»Ich glaube nicht, dass ich bis zum Hauptgang bleibe.« Fia beugte sich vor. »Sag mir, was los ist. Und lüg mich nicht an. Du bist kein guter Lügner.«
Er lächelte. »Eigentlich bin ich das doch, Fee.«
Eigentlich war er das doch, aber sie würde es nicht zugeben. »Du darfst nicht hier sein. Nicht in dieser Stadt. Wir waren uns einig. Einig, Joseph.«
»Wir waren uns einig, wir waren uns einig.« Er griff nach seinem Drink. »Vor Jahren, Fee. Wir waren Kinder.« Er trank einen Schluck. Irgendetwas Klares auf Eis. »Können wir die Vergangenheit nicht ruhen lassen? Kuss und Versöhnung?«
»Es wird keinen Kuss geben. Keine Versöhnung, Joseph.« Sie forschte einen Augenblick lang in seinem Gesicht. Er war sehr gut darin, seine Gedanken abzuschirmen. Immer wenn sie versuchte, sie zu lesen, war es, als würde sie vor einer Backsteinmauer stehen. Im Geiste erdolchte sie ihn. Es war definitiv eine Mauer, aber eine mit einem winzigen Riss …
»Was hast du getan, Joseph?«, zischte sie.
Er blinzelte. »Getan?«
»In L. A.? Warum musstest du weg?«
Zum ersten Mal, seitdem er wieder in ihrem Leben aufgetaucht war, entdeckte sie Unsicherheit in seinem Gesicht. Selbstzweifel. Vielleicht sogar Selbsthass.
»Joseph?«
»Es war nichts. Ein Missverständnis«, sagte er schnell.
»Aber groß genug, dass du einmal quer durchs Land fliehen musstest?«
»Mein Partner und ich haben wirklich darüber gesprochen, eine zweite Praxis zu eröffnen.« Er jammerte praktisch, während er das sagte.
»Du gibst es also zu. Du hast etwas getan, das du nicht hättest tun sollen.«
Er suchte ihren Blick. »Haben wir das nicht alle, Fee?«
Die Anschuldigung war nicht zu überhören.
»Ach, komm schon.« Er beugte sich vor und versuchte, ihre Hand zu ergreifen, die auf dem Tisch lag. »Ich hatte ein kleines Suchtproblem. Aber jetzt bin ich wieder okay. Es geht mir großartig. Und ich bin bereit für einen Neuanfang.«
Sie zog ihre Hand zurück.
»Wir sind erwachsen. Natürlich können wir in derselben Stadt leben.«
»Können wir nicht«, beharrte sie.
Er ergriff ihre Hand, und sie ließ sie ihm – nicht, weil sie wollte, dass er sie berührte, sondern weil sie keine Szene provozieren wollte. Nicht hier, nicht so nah am Büro. Nicht so öffentlich. Sie waren nicht in einer Bar, in der Rauch und Alkohol die Leute vergessen ließen, wen und was sie sahen.
»Ich brauche dich, Fee«, flüsterte Joseph, während er ihre Hand festhielt. »Ich brauche dich wirklich. Ich liebe dich immer noch. Ich schwöre es.«
»Brauchst du Hilfe, Joseph? Bei deiner Sucht? Ich kenne jemanden, der mir wirklich geholfen hat. Sie ist eine hervorragende Psychiaterin, die sich auf diese Dinge spezialisiert hat.«
»Du gehst zu einer Seelenklempnerin?«
Als sie sah, dass der Kellner mit zwei Tellern auf sie zukam, entzog sie ihm ihre Hand und rutschte ein wenig auf dem Stuhl zurück. Joseph verteilte die Fois gras und die getoasteten Brotscheiben zu gleichen Teilen auf den beiden Tellern.
»Ich meine es ernst«, sagte sie. »Ich finde, du solltest zu Dr. Kettleman gehen. Ich glaube, sie kann dir helfen. Helfen zu erkennen, dass wir beide zusammen nicht funktionieren.«
»Du meinst, wir beide zusammen in der Therapie? Sozusagen Paartherapie?« Er leckte seine Finger ab. »Die Foie gras ist ausgezeichnet, oder?«
Paartherapie war nicht das, was ihr vorschwebte. Was ihr vorschwebte, war, dass Joseph seine Sachen packte und aus der Stadt verschwand. Heute noch. »Ich schätze, das ist eine Möglichkeit«, hörte sie sich sagen. »Willst du, dass ich Dr. Kettleman anrufe und einen Termin für dich mache?«
»Wie wär’s damit, wenn ich darüber nachdenke?« Er zwinkerte und schob ihr ihren Teller zu. »Du musst die Foie gras probieren, Fee. Sie ist einfach köstlich.«
Fia blieb nicht lange genug für den Hauptgang. Sie kehrte in ihre Wohnung zurück, brachte den Müll runter, zog ihren Pyjama an und schaute einen alten Film im Fernsehen. Aber sie blieb ruhelos. Und noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, stieg sie in Lansdowne aus dem Auto, nur ein paar Blocks von dem Ort entfernt, an dem Casey Mulvine ermordet worden war.
In ihrem Lieblingsledermini und Stiefeln – es war kühl geworden – streifte sie durch zwei Pubs und landete schließlich in einer kleinen Billardhalle, in der Punkmusik aus den Lautsprechern plärrte. Sie setzte sich an der Bar zwischen einen Burschen mit
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