Eternal Riders: Ares (German Edition)
Webseite von CNN zu sehen war. »Die menschlichen Regierungen verschweigen einen Großteil von Pestilences Taten. Ist euch das aufgefallen?«
Ares war es aufgefallen. Ihm fiel auch auf, dass sie ihr linkes Bein schonte. »Warum bist du überhaupt hier?« Er warf Reaver einen Blick zu. »Dasselbe gilt für dich.«
»Weil ich dir sagen kann, was Pestilence alles angestellt hat«, sagte Reaver. »Er hat auf der ganzen Welt Mini-Epidemien verursacht und tötet jeden Ausgestoßenen, den er nur aufstöbern kann. Ich denke, er ist frustriert, weil er Sestiel nicht findet.«
Vielleicht, aber Reseph war nie ein Hitzkopf gewesen. Wenn Ares, Thanatos und Limos vor Wut über irgendetwas geschäumt hatten, war Reseph immer derjenige gewesen, der dazwischengegangen war und sie alle beruhigt hatte. Vielleicht hatte sich das geändert, als er sich in Pestilence verwandelt hatte, aber das glaubte Ares nicht. Nein, er war viel schlauer. Wenn Ares an Resephs Stelle wäre, würde er Sestiel sämtliche Fluchtwege abschneiden und keine Zeit mit kleinlichen Rachefeldzügen vergeuden …
»Ich weiß, was er tut. Er vernichtet jeden, der möglicherweise der nächste Agimortus werden könnte.« Ares fluchte. »Und er benutzt diese Seuchen-Enklaven dazu, ihn einzuschließen.«
Harvesters Flügel zuckten. »Wie das?«
»Die Ausgestoßenen werden von dem Leid angezogen«, dachte Reaver laut nach. »Das ist bei allen Engeln dasselbe, und die Ausgestoßenen bilden da keine Ausnahmen. Möglicherweise hoffen sie, dass sie sich ihre Rückkehr in den Himmel dadurch verdienen können, den Sterbenden Trost zu spenden.«
Ares studierte die riesige Weltkarte an der Wand. Pestilences Untaten waren mit Reißzwecken gekennzeichnet. Dem Trottel blieb bald kein Platz mehr. »Pestilence stellt Fallen auf. Das würde ich jedenfalls tun.«
Die Tür zum Büro öffnete sich, und Vulgrim, ein Widderkopf-Dämon und einer von Ares’ Dienern, trat mit einem Tablett mit geeistem Tee ein, das er auf dem Schreibtisch abstellte. Nachdem Vulgrim wieder gegangen war, steckte Reaver eine weitere Reißzwecke in die Karte. »Dann lass uns nur hoffen, dass Sestiel nicht in Panik verfällt und etwas Dummes tut, wenn ihm die Rückzugsmöglichkeiten ausgehen.«
»Etwas Dummes?«
Harvester schnappte sich ein Glas vom Tablett, wie sie es immer tat: als fürchtete sie, dass es ihr sonst jemand anders wegnehmen könnte. »Die einzige andere Spezies, die ein Agimortus sein kann, ist der Mensch.«
So ein verdammter – Ares stieß sich vom Tisch ab. »Vielleicht hättest du das mal ein bisschen früher erwähnen können? So ungefähr zweitausend Jahre früher?« Er fluchte, ohne abzuwarten, bis sie oder Reaver irgendetwas Dämliches von sich gaben, wie zum Beispiel Du kennst doch die Regeln . »Menschen sind zerbrechlich. Leicht zu töten. Wenn einer von ihnen den Agimortus übernimmt – «
»Das ist nicht das Hauptproblem«, sagte Reaver.
»Für mich klingt es aber nach einem verflucht großen Problem, wenn jemand leicht zu töten ist. Was gibt’s denn noch?«
»Menschen sind eigentlich nicht dazu bestimmt, einem Agimortus als Wirt zu dienen. Es bringt sie um. Einem Menschen würden höchstens achtundvierzig Stunden übrig bleiben.« Harvester lächelte. Es war beinahe eine Erleichterung, sie zu ihrem finsteren Ich zurückkehren zu sehen. »Und nur zu deiner Information: Pestilence weiß das. Du kannst also damit rechnen, dass er bei seinen Bemühungen, die Ausgestoßenen auszuschalten, noch einen Zahn zulegen wird, damit Sestiel gezwungen ist, einen Menschen zu nehmen. Und dann sieh zu, wie deine Welt zusammenbricht, Reiter.«
4
Reaver stand allein vor Ares’ Haus und starrte auf den fernen Olivenhain, ohne etwas wahrzunehmen. Seine Hilflosigkeit nagte an ihm. Es gab so viele verfluchte Regeln, an die sich ein Engel zu halten hatte, und niemand wusste das besser als Reaver.
Er hatte einmal eine der strengen himmlischen Regeln gebrochen und dafür einen hohen Preis bezahlt: Einige Jahrzehnte hatte er als gefallener Engel verbracht. Dann, während einer Schlacht von beinahe apokalyptischen Ausmaßen vor ein, zwei Jahren, hatte er sich selbst geopfert, um die Menschheit zu retten, und sich so seine Flügel erneut verdient.
Eine Weile war es wundervoll gewesen, die Schwingen wieder sein Eigen nennen zu dürfen und von seinen himmlischen Brüdern und Schwestern nicht länger mit Verachtung gestraft zu werden. Er war ein Kampfengel, einer von Gottes Kriegern, und hatte
Weitere Kostenlose Bücher