Eternal Riders: Ares (German Edition)
Wort ab.
Cara. Er raste durch die Vorhalle; Than und Li waren ihm dicht auf den Fersen. Als er durch die Doppeltür ins Schlafzimmer stürzte, saß Cara aufrecht im Bett, mit wilden Augen und verzerrtem Gesicht. Ihre Finger klammerten sich so fest in das Laken vor ihrer Brust, dass ihre Knöchel weiß waren.
»Ares«, keuchte sie, und dann blieb ihr der Mund offen stehen, als sie Than mit dem Schwert in der Hand und Li erblickte, die in ihrer Croix-Tunika und einer Hose aus Schlangenleder im Samurai-Stil steckte. Auch Ares hatte irgendwann in der kurzen Zeit seine Panzerung angelegt, und das Leder quietschte, als er den Raum durchquerte.
»Das sind meine Geschwister.« Instinktiv suchte Ares jeden Zentimeter des Zimmers ab, ehe er sich nacheinander mit dem Rücken zur Wand neben jedes Fenster stellte und in die Nacht hinausspähte. Seine Widderköpfe standen ungerührt in Habachtstellung. »Was ist passiert?«
»Jemand hat Hal mitgenommen.« Zitternd holte Cara Luft. »Sie haben ihm wehgetan.«
Thanatos verstaute seine Waffe wieder, und das Geräusch der Klinge, die in ihre Scheide glitt, durchbrach die Anspannung in dem Raum. »Hal?«
»Der Höllenhund, mit dem sie verbunden ist«, erklärte Ares, dessen Stimme so scharf wie Thans Schwert war. »Wer hat ihn jetzt?«
Cara zog ihr Laken bis zum Hals hoch, während ihr Blick zwischen Thanatos und Limos hin- und herflitzte. »Es waren sechs insgesamt. Fünf Männer und eine Frau. Er wollte nicht mitkommen. Sie haben ihn mit Speeren verletzt … Er war im Käfig und konnte nicht weglaufen.« Eine Träne rollte ihr aus dem Auge, und er verspürte den absurden Drang, sie wegzuwischen. Es war ein Gefühl, das er gar nicht erleben dürfte, nachdem er seinen Panzer trug, aber Caras Nähe hatte das harte Leder in weichste Rehhaut verwandelt, und Gefühle, die normalerweise ausgesperrt worden wären, kamen ärgerlicherweise an die Oberfläche.
»Kannst du uns irgendwas darüber sagen, wie sie aussahen?« Than lehnte sich gegen die Kommode. Für Ares’ Geschmack fühlte er sich eindeutig zu wohl in dem Schlafzimmer, während er Cara ausquetschte. »Ihre Waffen? Was hatten sie an?«
Cara richtete ihre Antwort an Ares. »Jeans, die meisten jedenfalls. Manche waren in Leder gekleidet. Einer hatte ein Kruzifix und eine Flasche mit einer Flüssigkeit.«
»Weihwasser«, murmelte Ares. »Was noch?«
Sie fasste sich an die Kehle, an die Stelle, wo sie geblutet hatte, als Ares sie in jener Nacht vor den Wächtern rettete. »Sie besaßen dieselben merkwürdigen, s-förmigen Dinger, mit denen ich verwundet wurde. Sie haben an beiden Enden eine Klinge. Die eine aus Gold, die andere silbern.«
» S’tengs «, knurrte Li. »Waffen der Aegis. Verdammter menschlicher Abschaum.«
»Verdammt«, hauchte Ares. »Thanatos, rede mit Reaver und mach auf der Stelle dieses Treffen mit den Aegi aus. Wir werden uns ein paar Antworten holen, und wir werden ihnen diesen verdammten Höllenhund wegnehmen, ehe sie ihn umbringen.«
Limos’ amethystfarbene Augen funkelten. »Sie werden ihn nicht sofort töten. Erst werden sie ihre Experimente mit ihm anstellen.«
»Und ich werde immer schwächer werden, während sie das tun.« Caras Blick hob sich und hing an seinem, bis er das Gefühl hatte, in ihm zu ertrinken. Aus freien Stücken, so wie sich ein menschlicher Mann von einer Wassernymphe in den Tod locken lassen würde. »Oder etwa nicht?«
»Ja.« Er könnte versuchen, den Rest zu beschönigen, aber sie wusste es ja bereits. Und er hatte in seinem ganzen Leben noch nie etwas beschönigt. »Du wirst immer schwächer werden, bis du stirbst und damit das Ende der verdammten Welt einleitest.«
Du wirst immer schwächer werden, bis du stirbst und damit das Ende der verdammten Welt einleitest.
Cara fragte sich, wie oft sie das wohl noch würde hören müssen, bis sie wirklich begriff, dass das Schicksal der Menschheit von ihr abhing.
Sie griff nach Ares’ Hand, auch wenn sie gar nicht genau wusste, warum. Vielleicht, weil der Kerl mit den hellgelben Raubvogelaugen und einem Augenbrauenpiercing sie anstarrte und die Frau mit dem rabenschwarzen Haar und den violetten Augen irgendwas von wegen menschlichem Abschaum von sich gegeben hatte. Ares war jetzt der einzige Verbündete, den sie hatte.
Wenn man ihn so nennen konnte.
Verstohlen musterte sie die Neuankömmlinge. Der Mann hatte nicht ganz so breite Schultern wie Ares, war generell etwas schlanker, und sein Haar war viel heller und länger,
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