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Eternally - Cach, L: Eternally

Eternally - Cach, L: Eternally

Titel: Eternally - Cach, L: Eternally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
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hatte. Secondhand-Klamotten waren in Spring Creek wagemutig, aber hier wirkten sie wie Altkleider und nicht wie ein kreativer Ausdruck ihrer Persönlichkeit.
    Das Zimmer hatte zwei Bleiglasfenster mit tiefen Nischen, in denen man sitzen konnte. Bevor die Sonne untergegangen war, hatte Caitlyn eins davon geöffnet, den Kopf hinausgestreckt und an einer mehrere hundert Meter senkrecht abfallenden Felswand hinuntergeblickt, die bis zu den Baumwipfeln und Felsen weiter unterhalb reichte. Sie hatte sich in der unsinnigen Angst, sie könnte hinausfallen, an den Fensterrahmen geklammert. Weit unten zog die Dordogne in großen Schleifen durch das Tal; zu beiden Seiten des Flusses waren Flickenteppiche aus Feldern und Äckern zu sehen. Im Osten hatte sie zwei weitere Schlösser auf Felsen entdeckt und im Westen ein drittes. In ihrem Reiseführer stand, dass die Dordogne einst die Grenze zwischen Frankreich und dem englischen Gebiet Aquitanien gewesen war, was die vielen Festungsanlagen erklärte.
    Nachdem sie den Kopf wieder hereingezogen hatte, hatte sie einen Blick auf die Sachen ihrer Zimmerkameradin geworfen, um vielleicht Hinweise darauf zu bekommen, wie sie wohl war. An der Wand über Amalias Bett hing ein großes, modernes Ölgemälde. Caitlyn hatte sich vorgebeugt, um die Signatur darauf zu lesen: Picasso.
    Ein echter Picasso. Groß. In Öl. Er war wahrscheinlich Hunderttausende von Dollar wert, wenn nicht Millionen. Sie, Caitlyn Monahan, teilte sich das Zimmer mit einem Mädchen, das ihr Zimmer mit einem Picasso schmückte.
    Auf Amalias Schreibtisch stand das gerahmte Foto eines Pferdes. Andere Fotos waren keine zu sehen: keine Eltern, keine Freunde, kein fröhlicher Haufen lachender Mädchen, die sich zusammendrängten, um alle aufs Bild zu passen. Caitlyn fand, das sprach nicht gerade für die sozialen Kompetenzen der Prinzessin, aber es lag sicher nicht an ihr, das zu beurteilen.
    Vielleicht war die Prinzessin auch nur zurückhaltend. Oder vielleicht bedeutete ein Foto von der Familie oder von Freunden mehr Schmerz als Trost, genau wie für Caitlyn. Alles in allem war dies das luxuriöseste Schlafzimmer, das Caitlyn je gesehen hatte; es war das historischste, ausländischste, romantischste und das, in dem man sich am besten vorstellen konnte, während eines Gewitters in einem weißen Nachthemd und mit einem Kerzenleuchter in der Hand umherzuwandern. Die Burg selbst schien ihren wildesten Fantasien entsprungen zu sein, wie sie mit ihren tausendjährigen Mauern auf dem Felsen thronte. Trotzdem hätte Caitlyn in diesem Moment am liebsten nur geweint.
    Ein tiefes Gefühl von Einsamkeit überkam sie. Es war ihr zwar immer so vorgekommen, als gehörte sie nicht wirklich zu ihrer Familie und als würde sie von ihr eher geduldet als verstanden, aber im Innersten wusste sie doch, dass ihre Eltern und ihre drei kleinen Brüder sie liebten.
    Sie seufzte. Der Laptop, den die Fortuna-Schule ihr zur Verfügung gestellt hatte, stand vor ihr auf der Daunendecke. Sie hatte E-Mails an ihre Eltern und sogar an ihre Brüder geschickt, aber niemand hatte bisher geantwortet.
    Sie blinzelte gegen die Tränen an, starrte auf den leeren E-Mail-Eingangsordner und beschwor ihn, sich mit etwas anderem zu füllen als mit den Dutzenden Info-Mails, die sie von der Schulverwaltung bekommen hatte, jede mit einer pdf-Datei mit Karten, Klassenlisten, Schulregeln, Stundenplänen.
    Wie auf ein Stichwort machte der Laptop leise Pling, und einen Moment lang war Caitlyn freudig erregt. Dann sah sie, dass die Mail von Madame Snowe war:
    Bitte lies vor unserem morgigen Treffen das gesamte Infomaterial genau durch.
    E.S.
    Caitlyn schloss den Laptop. Sie würde sich zwingen, eine Stunde zu warten, bevor sie wieder ihre Mails checkte. Wie hatten es die Leute früher nur ausgehalten, bevor es E-Mails gab? Kaum vorstellbar, dass man eine Woche auf einen Brief hatte warten müssen oder einen Monat oder sogar ein Jahr oder zwei, wenn man sehr weit voneinander entfernt wohnte.
    Egal. Sie würde nicht einsam bleiben. Jetzt im Moment war sie einsam, ja, aber das war nicht anders zu erwarten gewesen.
    Sie legte sich auf ihr Bett, kuschelte sich unter die Daunendecke, schloss die Augen und ließ die vergangenen Stunden noch einmal an sich vorbeiziehen. Nachdem Greta sie zu ihrem Zimmer gebracht und ihr die Gemeinschaftswaschräume am Ende des Gangs gezeigt hatte, hatte Caitlyn ihre Sachen ausgepackt, geduscht, den Tee getrunken und die Kekse gegessen, die Greta ihr

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