Eternally - Cach, L: Eternally
realistisch vorkam, aber was sollte sie tun? Eine Schulbildung ausschlagen, die mehrere Hunderttausend Dollar wert war, nur wegen Selbstzweifeln? Sie war doch nicht blöd!
Madame Snowe zog unter ihrem Tisch eine Ablage mit einer Tastatur hervor und tippte darauf herum. Sie schob sie wieder zurück und drehte den Monitor in Caitlyns Richtung.
Der Bildschirm zeigte die Homepage der Fortuna-Schule. Da war das bekannte Foto von der Burg mit dem Namen der Schule, daneben die Gestalt einer Frau in einem blauen Umhang mit verbundenen Augen. Ihre Hand lag auf einem großen Holzrad. Um ihren Oberkörper war eine Schärpe gebunden, auf der in Lateinisch stand: Fortuna Imperatrix Mundi.
Caitlyn hatte die Gestalt auf der Website schon gesehen, ihr aber keine weitere Beachtung geschenkt. Sie hatte nur Augen für die Burg gehabt.
»Verstehst du, was diese Gestalt bedeutet?«, fragte Madame Snowe.
Caitlyn schüttelte den Kopf.
»Es handelt sich um ein altes Symbol, das in der Geschichtsschreibung bis auf die Griechen zurückgeht, aber es stammt mit Sicherheit aus einer viel früheren Zeit. Die lateinischen Worte bedeuten ›Fortuna, Herrscherin der Welt‹. Was sagt dir das?«
Caitlyn betrachtete die Gestalt genau. Fortuna war eine Frau. Und sie stand neben einem Rad.
Fortuna und ihr Rad. Fortunas Rad. Schicksalsrad.
Das Rad des Schicksals.
Caitlyn schauderte. Wieso hatte sie das nicht erkannt? Es war so offensichtlich! Die Tarotkarte ihrer Mutter; sie hatte bedeutet, dass sie dazu bestimmt war hierherzukommen, in die Fortuna-Schule!
»Fortuna, Herrscherin der Welt«, wiederholte Caitlyn Madame Snowes Übersetzung der lateinischen Worte auf der Schärpe. »Ich glaube, es bedeutet, dass wir alle den Launen des Schicksals unterworfen sind.«
»Ja, wir befinden uns alle auf dem Rota Fortunae , dem Schicksalsrad«, sagte Madame Snowe. »Die Botschaft ist, dass sogar die Mächtigsten stürzen und die Niedrigsten aufsteigen können. Fortune rota volvitur : Das Schicksalsrad dreht sich. Wir wollen, dass du dich auf dem Rad nach oben bewegst, Caitlyn.«
»Wurde die Burg nach dem Schicksalsrad benannt?«
»Nein. Die Burg heißt seit dem 13. Jahrhundert Château de la Fortune. Einer ihrer ersten Besitzer, Simon de Gagéac, war ein Tempelritter – «
»Die Burg hat einem Tempelritter gehört?«, unterbrach Caitlyn sie. »Sie hatten etwas mit den Kreuzzügen zu tun, nicht wahr?« Sie kamen in einigen der historischen Romane vor, die sie gelesen hatte, und in Sakrileg .
Madame Snowe nickte. »Ihr eigentliches Anliegen war, die Pilger auf ihrem Weg ins Heilige Land zu beschützen, aber sie haben sich auch an den Kreuzzügen beteiligt. Die Legende erzählt, dass Simon de Gagéac einen riesigen Schatz aus dem Heiligen Land mitbrachte. Er kam jedoch zu der Überzeugung, dass der Schatz verflucht sei. Deshalb versteckte er ihn irgendwo in der Burg und schwor, die Welt vor seinem bösen Einfluss zu beschützen.«
»Cool!«, sagte Caitlyn.
»Vielleicht war der Schatz tatsächlich verflucht. Simon de Gagéac wurde wahnsinnig.«
»Was passierte mit dem Schatz?«
» Alors , so kam die Burg zu ihrem Namen. Die Burg und das Wissen um das geheime Versteck des Schatzes wurde über Generationen weitervererbt, aber dann starb dieser Zweig der Familie aus, und damit ging das Wissen um das Versteck des Schatzes verloren.«
»Er ist also noch hier?«
Madame Snowe hob eine Augenbraue. »Es ist nur eine Geschichte, Caitlyn. Die Welt ist voller Märchen über vergrabene Schätze, und nur wenige davon haben sich als wahr herausgestellt.« Ihr Gesicht wurde sanfter. »Trotzdem, mir gefällt es, zu glauben, dass es hier im Château de la Fortune etwas Besonderes gibt, etwas, das in seinem Herzen versteckt ist «, sagte sie mit bedeutungsvoller Stimme, »etwas, das dem, was wir von der Schwesternschaft den jungen Frauen in diesem Gemäuer mitgeben wollen, Kraft verleiht.« Sie blickte Caitlyn erwartungsvoll an.
Im Herzen versteckt …
Hast du versucht, das Herz zu stehlen? In Caitlyns Kopf hallten Raphaels zornige Worte wider.
Ein Schauder überlief sie.
Madame Snowe kniff die Augen zusammen. »Stimmt etwas nicht?«
Caitlyn schüttelte den Kopf und versuchte zu lächeln. »Nein, nein.« Ihr Augenlid zuckte. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob sich ein Schatz, auf dem ein Fluch liegt, als Herz einer Burg so gut eignet.«
Madame Snowe machte eine missbilligende Miene. »Wir betrachten es als Inspiration. ›Fortune‹ bedeutet sowohl großer
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